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Im Kampf um die globale Artenvielfalt

10.05.2024

Christian Hof ist Leiter des neuen Lehrstuhls für Global Change Ecology an der Uni Würzburg. Dort erforscht er, wie sich Klimawandel und menschliche Einflüsse auf Arten und Biodiversität auswirken.

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Neu in der Fakultät für Biologie: Christian Hof, Leiter des Lehrstuhls für Global Change Ecology. (Bild: Hofmann/JMU)

Natürliche Lebensräume sind weltweit bedroht: Landwirtschaft verwandelt vielfältige Natur in Monokulturen, der Bau von Städten vernichtet Wiesen und Wälder und die Klimaerwärmung vertreibt unzählige Tier- und Pflanzenarten aus ihrer Heimat. „Dass es um die Artenvielfalt so schlecht steht, hat auch Konsequenzen für uns Menschen“, sagt Professor Christian Hof, Leiter des neuen Lehrstuhls für Global Change Ecology an der Julius-Maximilians-Universität (JMU).

„Viele Ökosystem-Funktionen sind für uns überlebenswichtig: fruchtbare Böden für die Lebensmittelproduktion, intakte Wälder für saubere Luft und Insekten für die Pflanzenbestäubung.“ In Würzburg erforscht der Biologe seit September 2023, wie Klimawandel, Landnutzung und weitere menschengemachte Umweltveränderungen Tierarten und biologische Vielfalt beeinflussen – und wie sich Lebensräume schützen lassen.

Spannungsfeld zwischen Klima- und Naturschutz

Ein wichtiges Ziel von Hofs Forschung: Maßnahmen entwickeln, die Klima- und Naturschutz in Einklang bringen. Heute gebe es zwischen beidem noch häufig Konflikte, erklärt der Wissenschaftler, etwa bei der Gewinnung erneuerbarer Energie: „Nachhaltige Stromerzeugung ist ein wichtiges Element im Kampf gegen den Klimawandel. Großangelegte Projekte wie Windparks und Solaranlagen sind jedoch manchmal mit der Zerstörung von natürlichen Lebensräumen verbunden, schaden also der ansässigen Flora und Fauna. Deshalb braucht es clevere Lösungen – zum Beispiel die Nutzung von Solarpanels, die so montiert sind, dass sie genügend Licht und Platz für eine vielfältige Flora und Fauna am Boden lassen.“

Welche weiteren Lösungsansätze es gibt, diesem Thema widmet sich Hofs neues Mastermodul „Global Change Biology“, das im April 2024 an den Start ging. „Mir ist es wichtig, meinen Studierenden Einblicke in die Praxis zu geben“, sagt der Forscher. „Deshalb organisieren wir im Rahmen des Moduls auch eine Exkursion zu einem Solarpark und schauen uns vor Ort an, was es heißt, Klima- und Naturschutz zusammen zu denken. Zusätzlich laden wir Expertinnen und Experten ein und diskutieren mit ihnen, welche Herausforderungen solche Projekte im Alltag begleiten. Kommen werden etwa eine Politikerin aus dem Europäischen Parlament und die Leiterin eines Renaturierungsprojekts beim WWF.“

Verbreitungsgebiete von Pflanzen und Tieren im Fokus

Ein zweiter Schwerpunkt von Hofs Forschung ist die Modellierung von Verbreitungsgebieten verschiedener Tierarten. Kürzlich befasste er sich im Rahmen einer Studie beispielsweise mit der Frage, wie sich für Reptilien klimatisch günstige Gebiete weltweit verändern – und die gut 6.000 Tierarten es schaffen, dieser Veränderung nachzukommen. Das Ergebnis: Mit dem fortschreitenden Klimawandel wird der Artenreichtum der Reptilien wahrscheinlich in den meisten Teilen der Welt erheblich abnehmen. Die Verbreitungsgebiete vieler Schlangen, Echsen und Schildkröten würden sich wegen der Klimaveränderung stark verschieben müssen, doch ob die Arten dafür hinreichend mobil sind, ist mehr als fraglich.

Für seine Modellierungen nutzt Hof Daten aus der Klimatologie, der Physiologie, der Biogeografie und der Ökologie. „Global Change Ecology ist ein äußerst interdisziplinäres Forschungsfeld, in dem wir Erkenntnisse aus verschiedenen Wissenschaftszweigen zusammenführen“, erklärt er. „Die Ursachen für Klimaveränderungen sind häufig eng verbunden mit ökonomischen und gesellschaftlichen Entwicklungen. Deshalb wollen wir in Zukunft verstärkt mit den Wirtschafts-, Geistes- und Sozialwissenschaften kooperieren.“

Internationale Forschungserfahrung

Schon seit Beginn seiner akademischen Karriere faszinierte Hof dieser Blick aufs große Ganze – seine Diplomarbeit schrieb er 2006 zur „Makroökologie der europäischen Süßwasserfauna“ an der Philipps-Universität Marburg. Anschließend arbeitete er als Doktorand am Kopenhagener Zentrum für Makroökologie und im „Biodiversity and Global Change Lab“ des Madrider Nationalmuseums für Naturwissenschaften. 2010 erlangte er den Doktorgrad mit seiner Dissertation zum Thema „Artverbreitungen und Klimawandel: aktuelle Muster und zukünftige Szenarien für die biologische Vielfalt.“

Anschließend war er bis 2018 als Postdoc am Senckenberg Forschungszentrum für Biodiversität und Klima in Frankfurt tätig und wechselte dann an die Technische Universität München, wo er bis September 2023 als Nachwuchsgruppenleiter und TUM Junior Fellow arbeitete.

Kontakt

Prof. Dr. Christian Hof, Leiter des Lehrstuhls für Global Change Ecology, Tel.: +49 931 31-87965, christian.hof@uni-wuerzburg.de

Von Sebastian Hofmann

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