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Millionen für die medizinische Forschung

07.12.2016

Mit mehr als 4,3 Millionen Euro unterstützt der Europäische Strukturfonds zwei neue Projekte der Universität Würzburg. Partner sind dabei das Universitätsklinikum und regionale Unternehmen.

Immunrezeptoren auf einer Krebszelle. Mit Hilfe der hochauflösenden Fluoreszenzmikroskopie ist es möglich, Rezeptoren in der Zellmembran mit Einzelmolekül-Sensitivität zu visualisieren und zu quantifizieren. (Bild: Sebastian Letschert)
Immunrezeptoren auf einer Krebszelle. Mit Hilfe der hochauflösenden Fluoreszenzmikroskopie ist es möglich, Rezeptoren in der Zellmembran mit Einzelmolekül-Sensitivität zu visualisieren und zu quantifizieren. (Bild: Sebastian Letschert)

„Das Bayerische Wissenschaftsministerium unterstützt zwei zukunftsweisende Projekte, die die Universität Würzburg gemeinsam mit regionalen Unternehmen umsetzt, mit insgesamt über 4,3 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung": Das hat Bayerns Wissenschaftsminister Dr. Ludwig Spaenle vor wenigen Tagen bekannt gegeben.

„Bei den anwendungsorientierten Forschungsprojekten zur Krebstherapie sowie zur Herzinfarkt- und Schlaganfalldiagnose und -behandlung kooperiert die Hochschule eng mit Unternehmen vor Ort. Wissenschaft und Wirtschaft arbeiten so gemeinsam am medizinischen Fortschritt und an bestmöglichen Behandlungsmethoden für die Patienten“, so Spaenle weiter.

Neue Wege der Immuntherapie für Krebspatienten

Eines dieser Projekte ist das „Zentrum für Personalisierte Molekulare Immuntherapie“, das der Lehrstuhl für Biotechnologie und Biophysik der Universität Würzburg zusammen mit dem Universitätsklinikum Würzburg einrichten wird. Projektleiter sind der Inhaber des Lehrstuhls, Professor Markus Sauer, und Professor Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II. Das Projekt wird mit über 2,5 Millionen Euro unterstützt.

Gemeinsam mit regionalen Unternehmen wollen die beteiligten Wissenschaftler neue Wege der Immuntherapie für Krebspatienten erforschen und entsprechende Verfahren von biomedizinischen und -technischen Unternehmen entwickelt lassen.

Der Hintergrund: Jährlich erkranken etwa 14 Millionen Menschen weltweit an Krebs und mehr als die Hälfte verstirbt an den Folgen. Experten gehen davon aus, dass Krebserkrankungen in wenigen Jahren nicht nur in Europa, sondern weltweit Todesursache Nummer 1 sein werden. Gleichzeitig nehmen die therapeutischen Möglichkeiten zur Tumorbekämpfung rasant zu, und neue Immuntherapien erlauben erstmals eine effiziente „personalisierte“ Tumortherapie.

Geeignete Patienten für eine Immuntherapie identifizieren

Dabei kommt der Diagnostik eine besondere Rolle zu: „Die hohe therapeutische Potenz der neuen Wirkstoffe kann unter bestimmten Umständen dazu führen, dass neue Immuntherapeutika auch gesunde Zellen attackieren“, erklärt Markus Sauer. Umso wichtiger sei es, noch vor Beginn der Therapie die Patienten zu identifizieren, die tatsächlich von den neuen Therapeutika profitieren.

Die Technik, die dabei zum Einsatz kommen soll, trägt den Namen: „einzelmolekülempfindliche Fluoreszenzmikroskopie“. Aus „medizinischer, gesundheitsökonomischer und gesellschaftlicher Sicht“ führe an ihrem Einsatz kein Weg vorbei, so Sauer.

Ziel des Zentrums für Personalisierte Molekulare Immuntherapie ist es nun, die an der Universität Würzburg im Bereich der Immuntherapie und der hochempfindlichen Fluoreszenzmikroskopie bereits vorhandene Stärke gezielt auszubauen, um eine effiziente personalisierte und nebenwirkungsfreie Immuntherapie einleiten zu können. Gleichzeitig soll die bayerische Wirtschaft durch Kooperationen mit Firmen und anwendungsorientierten Forschungsinstituten gestärkt werden.

Neue Therapien und bessere Diagnostik bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Das zweite Projekt ist das „Translationsnetzwerk zur Erforschung und Diagnose thrombo-inflammatorischer Erkrankungen“. In diese Kategorie fallen Krankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die momentan für die meisten Todesfälle in Industrienationen verantwortlich sind. Auf sie gehen in Deutschland etwa 40 Prozent aller Sterbefälle zurück, sie sind mit erheblichen individuellen Krankheitsfolgen verbunden und verursachen hohe Krankheitskosten.

Aufgrund der alternden Bevölkerung ist außerdem davon auszugehen, dass die Belastungen durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen noch zunehmen werden. Dies gilt insbesondere für den Schlaganfall, da für die betroffenen Patienten – anders als beim Herzinfarkt – nur sehr unzureichende Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Dementsprechend würden diese Patienten in besonderem Maße von einer verbesserten Diagnostik und neuen Therapiestrategien profitieren.

An dieser Stelle setzt das „Translationsnetzwerk zur Erforschung und Diagnose thrombo-inflammatorischer Erkrankungen“ an, das Professor Bernhard Nieswandt vom Lehrstuhl für Experimentelle Biomedizin des Rudolf-Virchow-Zentrums der Universität Würzburg koordiniert. Es wird mit rund 1,8 Millionen Euro gefördert.

Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Wirtschaft

Das Netzwerk dient der anwendungsorientierten Herz-Kreislauf-Forschung und arbeitet als Innovationsplattform zwischen Grundlagenforschung und Entwicklung. Es soll die Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft verbessern und gemeinsam mit kleinen und mittleren Unternehmen insbesondere aus strukturschwachen Regionen in Nordbayern diagnostische Verfahren für thrombo-inflammatorische Erkrankungen weiter entwickeln sowie innovative therapeutische Ansätze bis hin zur präklinischen Testung zu etablieren helfen. Dazu gehören beispielsweise neue Verfahren zur Diagnose sowie Früherkennungsmarker, um Blutungsrisiken bei Patienten leichter identifizieren zu können. Auch sollen Arzneien entwickelt werden, die zur Behandlung der Patienten geeignet sind.

„Das Netzwerk schlägt somit eine Brücke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft und trägt dazu bei, innovative diagnostische und therapeutische Verfahren in Richtung markfähiger Produkte weiter zu entwickeln“, erklärt Bernd Nieswandt. Hierdurch werde die Position Bayerns als „europäische Top-Region für innovative Unternehmen“ gestärkt.

Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung

Aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) werden dem Wissenschaftsministerium im Zeitraum von 2014 bis 2020 Mittel in Höhe von 48 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Es fördert damit Projekte, die Hochschulen gemeinsam mit kleinen und mittelständischen Unternehmen in der Region realisieren. Ziel ist es, den Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu verbessern und die Innovationsfähigkeit regionaler Unternehmen zu stärken.

Kontakt

Prof. Dr. Markus Sauer, T: +49 931 31-88687, m.sauer@uni-wuerzburg.de

Prof. Dr. Bernhard Nieswandt, T: +49 (931) 18-80406, nieswandt_b@ukw.de

Zur Homepage des Rudolf-Virchow-Zentrums

Zur Homepage des Lehrstuhls für Biotechnologie und Biophysik

Von Gunnar Bartsch

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