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Röntgen: genial, akribisch, verschlossen

14.01.2016

Warum Wilhelm Conrad Röntgen von der Schule flog, warum er auch ohne Abitur studieren durfte, warum er kein Patent auf seine X-Strahlen anmeldete: Die Ausstellung „120 Jahre Röntgenstrahlen“ macht den genialen Physiker auch als Menschen greifbarer.

Wilhelm Conrad Röntgen als Student: Bild aus der Ausstellung „120 Jahre Röntgenstrahlen“. (Foto: Robert Emmerich)
Wilhelm Conrad Röntgen als Student: Bild aus der Ausstellung „120 Jahre Röntgenstrahlen“. (Foto: Robert Emmerich)

An der Schule in Utrecht, die Wilhelm Conrad Röntgen besuchte, kursierte eine Zeichnung. Sie zeigte einen Lehrer, und das in offenbar wenig schmeichelhafter Darstellung. Ob die Zeichnung von Röntgen selbst stammte oder ob er sich weigerte, den Namen des Zeichners zu verraten – das ist nicht mit Sicherheit bekannt. Auf jeden Fall aber endete die Affäre damit, dass Röntgen 1863 von der Schule verwiesen wurde.

Trotzdem konnte der junge Mann ab 1865 an der Züricher Hochschule studieren – nach bestandener Eingangsprüfung wurden dort auch Kandidaten ohne Abitur genommen. Damit war der Grundstein für eine wissenschaftliche Karriere gelegt. Was für ein Glück – denn sonst hätte Röntgen im Jahr 1895 als Physikprofessor an der Universität Würzburg vielleicht nie die nach ihm benannten Strahlen entdeckt.

Ausstellung bis 4. Februar in der Sparkasse

Röntgen entdeckte die Strahlen am Abend des 8. November 1895 in seinem Labor am Pleicher Ring, der heute Röntgenring heißt. Zum 120. Jahrestag dieser bahnbrechenden Entdeckung hat das Würzburger Universitätsarchiv unter Leitung von Dr. Marcus Holtz in Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek eine Ausstellung erarbeitet.

Sie wurde – nach ersten Stationen im Rathaus und im Physikalischen Institut – jetzt in der Kundenhalle der Sparkasse Mainfranken in der Hofstraße aufgebaut. Die insgesamt neun Poster sind dort bis 4. Februar 2016 zu sehen. Der Eintritt ist frei.

„Wir freuen uns, dass wir die langjährige Zusammenarbeit der Universität um eine weitere Facette ergänzen können“, so Bernd Fröhlich, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse, bei der Eröffnung der Ausstellung. Deren Anliegen sei es auch, so Universitätsarchivar Holtz, die Persönlichkeit Röntgens deutlicher zu machen.

Entdeckung lange geheim gehalten

Der Physiker sei ein „akribischer und verschlossener“ Mensch gewesen. So habe er sich zum Beispiel nach der Entdeckung wochenlang in seinem Labor eingeschlossen und mit niemandem über seinen aufregenden Fund gesprochen – nicht einmal mit seiner Frau. Denn er wollte erst ganz genau herausfinden, was es mit den X-Strahlen auf sich hat, bevor er an die Öffentlichkeit ging.

Zwei Seiten einer Persönlichkeit

Seine Strahlen sollten schnell und völlig frei zum Wohl der Menschheit eingesetzt werden – so wollte es der Würzburger Physikprofessor. Er verzichtete deshalb darauf, ein Patent auf seine Erfindung anzumelden. Dafür wurde er von anderen Erfindern belächelt, etwa von dem Amerikaner Thomas Edison.

Die Ausstellung zeigt auch eine weniger menschenfreundliche Seite des Physikers. Nachdem 1919 seine Frau Anna Bertha gestorben war, brach er den Kontakt zur gemeinsam adoptierten Tochter Josephine abrupt ab. Josephine war das Kind von Röntgens Schwager; sie war 1887 als Sechsjährige in den Haushalt des Physikers gekommen.

Von Robert Emmerich

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