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Spitzenforscher in der Psychologie

16.12.2019

Die Alexander-von-Humboldt-Stiftung hat ihn mit einem renommierten Preis ausgezeichnet. Nun kommt Professor Raymond Mar an die Uni Würzburg, um hier mit zwei Lehrstühlen der Fakultät für Humanwissenschaften zu forschen.

Raymond Mar wurde mit einem Friedrich-Wilhelm Bessel-Forschungspreis ausgezeichnet.
Raymond Mar wurde mit einem Friedrich-Wilhelm Bessel-Forschungspreis ausgezeichnet. (Bild: privat)

Jedes Jahr vergibt die Alexander-von-Humboldt-Stiftung rund 20 Friedrich-Wilhelm Bessel-Forschungspreise. Damit zeichnet sie international anerkannte, herausragende junge ausländische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus. Die Geehrten sind eingeladen, selbst gewählte Forschungsvorhaben in Kooperation mit Fachkollegen in Deutschland durchzuführen.

Einer dieser Preise geht an Professor Raymond Mar von der York University in Toronto, Kanada. Der Psychologe kommt Anfang Januar 2020 an die Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). Hier wird er elf Monate lang mit zwei Professoren zusammenarbeiten: Tobias Richter, Inhaber des Lehrstuhls für Psychologie IV, und Markus Appel, Inhaber des Lehrstuhls für Kommunikationspsychologie und Neue Medien.

Geschichten und ihre psychologischen Wirkungen

Ein gemeinsamer Forschungsschwerpunkt an den beiden JMU-Lehrstühlen ist die Verarbeitung und Wirkung von Geschichten – etwa von Romanen, Spielfilmen oder Blogeinträgen.

Geschichten können die Einstellungen, Überzeugungen und das Wissen eines Menschen verändern. Sie können auch sozial-kognitive Fähigkeiten trainieren, denn das Verstehen einer Geschichte erfordert es, sich in die Figuren einzudenken und einzufühlen. Diese Perspektivübernahme ist in realen sozialen Situationen überaus wichtig.

In einem laufenden Projekt, gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG, liegt der Fokus der JMU-Forscher auf emotionalen Wechseln in Geschichten und die dadurch angestoßenen emotionalen Reaktionen. Im Labor werden dabei psychophysiologische Indikatoren wie Herzrate und Hautleitfähigkeit erhoben; ferner werden mimische Reaktionen aufgezeichnet und mit Software ausgewertet.

Raymond Mar: produktiv und einflussreich

Auch Raymond Mar arbeitet auf diesem Gebiet. „Seine theoretischen und empirischen Arbeiten haben das Forschungsfeld zum Zusammenspiel von Geschichten und sozial-kognitiven Kompetenzen entscheidend geprägt“, so Tobias Richter.

Mars Forschung liegt an der Schnittstelle von Kognitionspsychologie, Literaturwissenschaft und Neurowissenschaften. Er ist äußerst produktiv und einflussreich; seine Vita umfasst unter anderem fast 50 Artikel in Fachzeitschriften. Die Zitierraten seiner Arbeiten belegen seinen enormen Einfluss auf die internationale Forschung.

Die Arbeiten des Humboldt-Preisträgers sind in führenden Fachzeitschriften wie dem Annual Review of Psychology ("The neural bases of social cognition and story comprehension") oder Current Directions in Psychological Science ("Stories and the promotion of social cognition") erschienen.

Spannend für Literatur- und Kommunikationswissenschaft

„Wie nur wenige andere konnte Raymond Mar den Grundstein für eine Forschungsagenda legen, die sowohl für die experimentelle Psychologie als auch für Literatur- und Kommunikationswissenschaft von großem Interesse ist“, erklärt Markus Appel. Es geht dabei um den Einfluss von literarischen und anderen Geschichten auf sozial-kognitive Fähigkeiten wie Empathie und Theory of Mind, also die Fähigkeit, über die Gedanken anderer Menschen zu schlussfolgern und zu urteilen.

An der JMU wird sich der kanadische Professor in die Forschungsarbeiten der gastgebenden Lehrstühle einbringen. Bei Professor Richter wird er am DFG-Projekt zur Wirkung emotionaler Wechsel in Geschichten ebenso mitwirken wie an anderen Forschungsarbeiten zur Wirkung von Literatur in der Sozialisation von Kindern. Bei Professor Appel wird er zudem in theoretische und empirische Modellierungen zur Entwicklung des Selbst in virtuellen Umwelten (z.B. Computerspiele, Social Media, Virtuelle Realitäten) eingebunden.

Kontakt

Prof. Dr. Tobias Richter, Lehrstuhl Psychologie IV, Universität Würzburg, T +49 931 31-83755, tobias.richter@uni-wuerzburg.de

Prof. Dr. Markus Appel, Lehrstuhl Kommunikationspsychologie und Neue Medien, Universität Würzburg, T +49 931 31-88106, markus.appel@uni-wuerzburg.de

Von Robert Emmerich

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