Uni-Fußballer sind Europameister
21.07.2023Bei der Fußballeuropameisterschaft der Universitäten holt die Würzburger Wettkampfgemeinschaft aus Uni und TH Würzburg-Schweinfurt in Albanien den Titel. Ein Erfolg, der vor allem auf großartigem Teamgeist aufbaut.
Die A-Nationalmannschaft bereitet dem deutschen Fußballfan ja schon seit einigen Jahren eher Kopfschmerzen als Freude. Wie man es besser macht als die Profis, das haben die Würzburger Uni-Kicker nun gezeigt: Bei den European University Championships setzte sich das Team von Trainer Gerhard Bömmel gegen 15 weitere Mannschaften aus ganz Europa durch und darf sich folglich Europameister nennen!
„Die vielleicht schönsten zehn Tage meines Lebens“, so beschreibt Abwehrspieler Nicolas Reinhart das Erlebte: „Für mich bedeutet das Turnier extrem viel, der Zusammenhalt in unserer Truppe war echt unglaublich, der Titel dann das i-Tüpfelchen“, so der Sportstudent weiter.
Ferdinand Hansel – eigentlich selbst Spieler, in Albanien aber verletzungsbedingt als Delegationsleiter im Einsatz – kann da nur zustimmen: „Selbst für mich war es ein richtig krasses Gefühl, nach so einer intensiven Zeit am Ende wirklich den Titel zu holen. Vor allem, weil die Mannschaft einfach ein zusammengewürfelter Haufen ist, wir uns aber alle genial verstehen und sich jeder für jeden aufgeopfert hat!“
Fast alle Spieler sind höherklassig im Verein aktiv, bei vier oder fünf Trainingseinheiten die Woche bleibt da nicht viel Zeit, das einmal wöchentlich angebotene Training an der Uni zu besuchen: „Vor den Turnieren schaut man schon, dass man sich ein paar Mal trifft, um sich zumindest etwas kennenzulernen. Viel einüben kann man da aber natürlich nicht“, so Reinhart, der kommende Saison in der Regionalliga Bayern für den TSV Aubstadt auflaufen wird.
Geahnt, dass etwas möglich ist
Dass beim Turnier in Albanien trotzdem etwas drin sein könnte, hatte die Mannschaft schon vermutet. Gerade die turniererfahrenen Kräfte wussten, dass einiges an Qualität im Kader steckte und so wurde ein Platz unter den ersten Drei als internes Ziel ausgegeben.
Allerdings sei die Qualität des Teilnehmerfeldes bei solchen Turnieren immer schwierig einzuschätzen und das Leistungsgefälle zwischen den Teams oft groß: „Ich fand zum Beispiel unsere drei Gruppengegner stärker als die Niederlande im Viertelfinale“, resümiert Nicolas Reinhart.
Das Würzburger Erfolgsrezept lag letztlich in der ungewöhnlichen Breite des Kaders – bei sechs Spielen in sieben Tagen ein echtes Ass im Ärmel. Vor allem im Viertelfinale und später im Finale gegen Polen glänzten die Einwechselspieler als Torschützen. Im Halbfinale gegen die hochgehandelten Ukrainer waren dagegen vor allem defensiver Einsatz und taktisches Geschick gefragt. Letztlich wurde hier Torhüter Julian Schneider im Elfmeterschießen zum Matchwinner – und nach Turnierende auch als bester Torwart ausgezeichnet.
Organisation „mit Luft nach oben“
Weniger flüssig als das Würzburger Spiel lief die Organisation durch die European University Sports Association (EUSA). Beim Bustransport zu anderen Spielen oder der Wäsche der Trikots half das Hotel aus, Trainingsmaterialien wie Hütchen zum Aufwärmen mussten die Kicker auch mal durch Schlappen ersetzen.
„Es gab ein paar Versprechen, die so nicht eingelöst wurden“, formuliert es Ferdinand Hansel diplomatisch. „Das betraf vor allem die Spielstätten. Da wurde mit Bildern von Tribünen geworben und Rasenplätze angekündigt, was dann so nicht passierte. Letztlich fanden die meisten Spiele auf ziemlich kleinen Kunstrasenplätzen statt.“
Auch das Finale wurde nicht wie angegeben im brandneuen größten Stadion des Landes – dem Air Albania Stadium – ausgetragen: „Das war natürlich schon etwas schade, als wir davon erfahren haben. Allerdings muss man sagen, dass die Anlage, auf der dann letztlich gespielt wurde, auch top und klar die beste im Turnierverlauf war“, so Reinhart.
Spaß auch abseits des Platzes
Überwiegend positiv erlebten die Fußballer dagegen die Freizeitgestaltung. Das Hotel, wo alle Mannschaften untergebracht waren, veranstaltete regelmäßig Partys mit DJ, abends konnte Albaniens Hauptsatdt Tirana besucht werden und am freien Tag ging es mit dem Bus über Land ans Meer.
Auch der Austausch mit den übrigen Sportlerinnen und Sportlern lief gut. Besonders die Spielerinnen der Goethe-Universität Frankfurt, die deutschen Vertreterinnen beim parallel stattfindenden Turnier der Frauen, und die Würzburger Jungs unterstützten sich gegenseitig bei ihren Spielen.
„Der ganze Trip und natürlich das Turnier an sich waren einfach eine geniale Erfahrung“, sind sich Nicolas Reinhart und Ferdinand Hansel entsprechend einig.
Empfang durch die Universitätsleitung
„Wir sind sehr stolz auf Sie. Sie haben viel erreicht!“: Mit diesen Worten gratulierte Unipräsident Paul Pauli sämtlichen Mitgliedern der Wettkampfgemeinschaft. Gemeinsam mit Unikanzler Uwe Klug hatte er Spieler, Trainer, Betreuer und Unterstützer zu einem Empfang in den Senatssaal der Universität geladen.
In seiner Ansprache zog Pauli Parallelen zwischen dem sportlichen Wettkampf und der Arbeit an einer Universität – schließlich komme es in beiden Bereichen auf die gleichen Faktoren an, um sich im fairen Wettstreit gegen die Gegner zu behaupten: die hohe Qualität der Spieler, einen tollen Teamgeist, jede Menge Spielfreude und natürlich auch Unterstützung von außen!
Wenn dann noch das nötige Quantum Glück dazu kommt, stehe dem Erfolg nichts mehr im Wege. Einen Erfolg, den die Wettkampfgemeinschaft nun ausführlich genießen soll, so der Unipräsident.
Crowdfunding läuft noch bis 31. Juli 2023
Übrigens: Neben einer finanziellen Unterstützung durch die Universität haben die Fußballer und ihre Begleitung auch mit eigenem Geld die Reise nach Albanien finanziert. Aus diesem Grund haben sie inzwischen eine Crowdfunding-Aktion ins Leben gerufen. Jeder Euro, der dort zusammenkommt, hilft der Mannschaft; auch kleinere Beträge sind willkommen.
Dazu kommt: Ab einer bestimmten Summe unterstützt die VR-Bank die Aktion finanziell. Diese Spendensumme ist zwar schon erreicht. Sie deckt jedoch bei weitem nicht die aufgelaufenen Kosten. Deshalb sind weitere Unterstützerinnen und Unterstützer willkommen.
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