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Von Würzburg in die Welt

31.03.2022

Alumnus Hannes Kraus hat in Würzburg Physik studiert und promoviert. Heute arbeitet er in Kalifornien am Jet Propulsion Laboratory an Raumfahrtprojekten der NASA.

Von der „Wir machen das jetzt einfach“-Attitüde in Kalifornien könnte sich Deutschland ruhig etwas abschauen, findet der Physiker und JMU-Alumnus Hannes Kraus.
Von der „Wir machen das jetzt einfach“-Attitüde in Kalifornien könnte sich Deutschland ruhig etwas abschauen, findet der Physiker und JMU-Alumnus Hannes Kraus. (Bild: Daniela Hütter Photodesign)

Was arbeiten Absolventinnen und Absolventen der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU)? Um Studierenden verschiedene Perspektiven vorzustellen, hat Michaela Thiel, Geschäftsführerin des zentralen Alumni-Netzwerks, ausgewählte Ehemalige befragt. Diesmal ist Hannes Kraus an der Reihe.

Kraus stammt aus Würzburg und hat an der JMU Physik mit dem Nebenfach Japanologie studiert. In seiner Doktorarbeit, die er 2014 mit „summa cum laude“ abschloss, beschäftigte er sich mit der „optisch detektierten Magnetresonanz an organischen und anorganischen kohlenstoffbasierten Halbleitern“. Mittlerweile forscht er am das Jet Propulsion Laboratory in Pasadena (Kalifornien), einer Einrichtung des California Institute of Technology, an der Satelliten und Raumsonden für die NASA gebaut und gesteuert werden.

Herr Dr. Kraus, wie dürfen wir uns Ihren Arbeitsalltag am Jet Propulsion Laboratory vorstellen? Die Arbeit im Forschungs- und Entwicklungsarm der NASA ist sehr vielfältig, und das Jet Propulsion Laboratory ist bekannt für die große Bandbreite an Aufgaben und Herausforderungen. An einem Tag sitze ich beispielsweise ausschließlich vor einem sogenannten „Testbed“ – einer Bodenvariante eines Luftqualitätsmessgeräts für die Internationale Raumstation I.S.S. Ich probiere dann Testaufgaben für das Instrument durch, um sicherzustellen, dass es im Weltraum zuverlässig prüfen kann, ob die Astronauten saubere Atemluft haben. Tags drauf ist vielleicht etwas Programmarbeit angesagt: Wir versuchen gerade, alle Leute mit Interesse an sogenannten „Ocean Worlds“ – also Monden von Jupiter, Saturn und eventuell Neptun, die eine flüssige Wasserschicht unter ihrem Eispanzer tragen – zusammenzubringen, um neue Missionen zu diesen weit entfernen Himmelskörpern zu formulieren. Und am nächsten Tag sitze ich wieder in an meinem eigenen Projekt.

Das klingt nach ziemlich viel Abwechslung. Ja, man sagt, dass am JPL am Ende niemand mehr das macht, was er ursprünglich gelernt hat. Und man braucht ab und zu starke Nerven, weil man immer wieder ins kalte Wasser geworfen wird. Aber dafür wird es auch garantiert nicht langweilig.

Worum geht es in Ihrem eigenen Projekt? Mein persönliches Lieblingsprojekt ist die Entwicklung von Magnetometern – Geräten, die die Magnetfelder von Planeten wie unserer Erde und Jupiter oder von verschiedenen Monden messen können. Meine Variante nutzt Quantendefekte in Festkörpern, wie zum Beispiel Diamant oder Siliziumkarbid – ein Forschungsgebiet, das ich in der Gruppe von Professor Dyakonov an der Experimentellen Physik 6 in Würzburg begonnen habe, und das mich seither nicht losgelassen hat.

Wofür ist das von Bedeutung? Das Magnetfeld der Erde ist unser Lebenselixier, es verhindert unter anderem, dass unsere Atmosphäre vom Sonnenwind davongetragen wird. Aber wie schon vorher erwähnt: Man macht am JPL, was gerade an spannenden Aufgaben anfällt, und ist nicht notwendigerweise auf ein Gebiet beschränkt.

Was hat Ihnen besonders an Ihrem Studium in Würzburg gefallen? Das Studium ist ja jetzt schon eine ganze Weile her – ich bin tatsächlich noch einer der letzten Diplom-Physiker. Was mich besonders begeistert hat, waren die Praxisnähe im Hauptstudium, die Praktika und dann schließlich die Diplom- und Doktorarbeit im Labor. Aber natürlich auch die Zusammenarbeit mit anderen Studenten, sowohl im Studium selbst als auch bei semi-außeruniversitären Veranstaltungen im Physik-Computerpool oder mit den Kollegen.

Was können Sie davon in Ihrem Job anwenden? Die Befähigung zu eigenständiger Laborarbeit, die vor allem ab Diplomjahr und Doktorarbeit gefördert und gefordert wurde, und die typische Fähigkeit von Physikern zu algorithmischer Problemlösung sind natürlich sehr hilfreich, auch außerhalb unmittelbar naturwissenschaftlicher Laborarbeit.

Was gefällt Ihnen besonders gut an Ihrem Job? Die große Bandbreite an Aufgaben.

Und was am Leben in den USA? Am Leben in Südkalifornien gefallen mir das Strandwetter, das hier von Februar bis Dezember reicht, die Weite des Landes und die Natur, die das Camperherz erfreut. Und dann noch die „Wir machen das jetzt einfach“-Attitüde, von der sich der Deutsche was abschauen könnte.

Was ist Ihre schönste Erinnerung aus dem Studium? Die zahlreichen lustigen Stunden mit der Crew am Lehrstuhl Experimentelle Physik 6.

Vielen Dank für das Gespräch.

Sie sind selbst noch nicht Mitglied im Netzwerk der Universität? Dann sind Sie herzlich eingeladen, sich über www.alumni.uni-wuerzburg.de zu registrieren! Hier finden Sie auch die bislang veröffentlichten Porträts von Alumni und Alumnae der JMU.

Von Michaela Thiel / Gunnar Bartsch

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