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Von Würzburg in die Welt

04.04.2016

Christina Kehl hat an der Universität Würzburg Jura studiert. Jetzt leitet sie in der Schweiz ihr eigenes Unternehmen und digitalisiert die Versicherungsbranche. Zum Unternehmer wird man ihrer Meinung nach geboren; das Studium ist zweitrangig.

Christina Kehl (Foto: privat)
Morgens mit Versicherungspartnern in London reden, mittags mit Kollegen im Zürisee baden, abends mit dem Schweizer Bundespräsidenten diskutieren: Unter Abwechslung mangelt es Christina Kehl in ihrem Arbeitsleben definitiv nicht. (Foto: Gunnar Bartsch) (Bild: Universität Würzburg)

Was arbeiten Absolventen der Universität Würzburg? Um den Studierenden verschiedene Perspektiven vorzustellen, hat Michaela Thiel, Geschäftsführerin des zentralen Alumni-Netzwerks, ausgewählte Ehemalige befragt. Diesmal ist Christina Kehl an der Reihe. Die Juristin hat schon mit 19 Jahren ihr erstes Unternehmen gegründet, ist die Initiatorin und Präsidentin des Verbands Swiss Finance Startups und Mitgründerin des Unternehmens Knip in Zürich.

Frau Kehl, können Sie uns in wenigen Worten beschreiben, was Knip ist? Die Digitalisierung hat die Versicherungsbranche längst erreicht und ist nicht aufzuhalten: Kunden wollen digitale Angebote. Mit der Knip-App bündeln wir alle Infos rund um die Versicherungen eines Kunden auf dem Smartphone, also dem Gerät, auf dem sich sowieso schon das ganze digitale Leben abspielt. Wir sind eine Art “Makler to go” und machen Versicherungen für Kunden einfach, transparent und mobil. Bereits jetzt wurde unsere App in der Schweiz und in Deutschland schon über 600.000-mal heruntergeladen. Der Trend geht in Richtung Digitalisierung und wird sich fortsetzen, da die mobile Zielgruppe immer größer wird. Vor zehn Jahren war Online-Banking für viele Neuland; heute ist es aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Auch bei Versicherungen wird es in wenigen Jahren völlig selbstverständlich sein, dass sie online und mobil verwaltet werden.

Was muss eine erfolgreiche Gründerin Ihrer Meinung nach für Eigenschaften haben? Zur Unternehmerin wird man geboren, entsprechend ist die Studiengangwahl aus meiner Sicht komplett unwichtig. Andere Qualitäten wie Flexibilität, Risikobereitschaft, Durchhaltevermögen, Leidenschaft, Wille, Begeisterungsfähigkeit, Aufrichtigkeit, eine schnelle Auffassungsgabe und Lernfähigkeit sowie eine hohe emotionale Intelligenz machen einen guten Unternehmer aus.

Wie können wir uns Ihren Berufsalltag vorstellen? Das Schöne an meinem Beruf ist, dass es keinen Alltag gibt (lacht). Jeden Tag steht man als Startup-Unternehmer vor neuen Herausforderungen, neuen Fragestellungen und Aufgaben. Mal evaluiert man mit Versicherungspartnern in London den englischen Markt und die Eintrittsbarrieren für Knip, mal gehe ich mit meinen Kollegen im Zürisee in der Mittagspause baden oder sitze mit dem Schweizer Bundespräsidenten auf einem Panel und diskutiere über die Zukunft des Finanzplatzes Schweiz. Langweilig wird es als Unternehmer sicher nie!

Was sehen Sie selbst als größte Herausforderung in Ihrem Bereich? Digitalisierung ist jetzt! Mit jedem Tag ohne digitale Strategie verlieren Unternehmen Arbeitsplätze, Know-how und ein Stückchen Zukunft. Nicht ohne Grund war das Thema des diesjährigen Weltwirtschaftsforums die Digitalisierung als vierte industrielle Revolution. Nun gilt es, neue Wege zu beschreiten, neue Kooperationen einzugehen und Bestehendes neu zu denken. Für mich als Startup-Unternehmerin ist das eine tolle Herausforderung und mir kribbelt es bei dem Gedanken in den Fingern ... (lacht)

Was würden Sie Studierenden empfehlen, die selbst gründen oder in Ihrer Branche arbeiten möchten? Einfach machen! Unternehmertum kann man nicht studieren, man muss es erleben. Eine Idee zu haben ist nur der Anfang einer langen, vielleicht tollen Startup-Geschichte. Am Ende zählt die Ausdauer, der Kampfgeist, das richtige Team und vor allem auch das richtige Timing. Und vielleicht ist dieser alte Spruch in vielen jungen Startups heute aktueller denn je: “Wer nicht wagt, der nicht gewinnt”.

Vielen Dank für das Gespräch.

Von Michaela Thiel

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