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Von Würzburg in die Welt

01.07.2016

Er ist sehr prominent, vielseitig und viel diskutiert: der Journalist und Historiker Guido Knopp. Den Grundstein für seine Karriere hat er als Student und Doktorand an der Universität Würzburg gelegt. Eine Zeit, an die er heute noch gerne zurückdenkt.

Guido Knopp - Deutschlands beliebtester Geschichtslehrer, wie der „Spiegel“ schreibt – ist Alumnus der Uni Würzburg.  (Foto: Richardfabi / Wikimedia Commons)
Guido Knopp - Deutschlands beliebtester Geschichtslehrer, wie der „Spiegel“ schreibt – ist Alumnus der Uni Würzburg. (Foto: Richardfabi via Wikimedia Commons)

Was arbeiten Absolventen der Universität Würzburg? Um den Studierenden verschiedene Perspektiven vorzustellen, hat Michaela Thiel, Geschäftsführerin des zentralen Alumni-Netzwerks, ausgewählte Ehemalige befragt. Diesmal ist Alumnus Professor Guido Knopp an der Reihe.

Muss man erklären, wer Guido Knopp ist? Wohl kaum. Mit Fernsehreihen und Dokumentationen wie Hitler - Eine Bilanz, Unser Jahrhundert - Deutsche Schicksalstage oder Hitlers Helfer hat er ein Millionen-Publikum erreicht und wurde damit zu „Deutschlands beliebtestem Geschichtslehrer“, wie der Spiegel schrieb.

Weniger bekannt ist hingegen die Tatsache, dass Knopp an der Universität Würzburg Politik und Geschichte studiert hat und anschließend mit einer Arbeit über „Einigungsdebatte und Einigungsaktion in SPD und USPD, 1917 – 1920“ promoviert hat. 1978 begann Guido Knopps Karriere beim ZDF, ab 1980 hat er wöchentliche Sendereihen übernommen, ab 1984 übernahm er die Leitung des Programmbereichs „Zeitgeschichte“, ab dem Jahr moderierte er das von ihm initiierte Magazin „ZDF History“. Mit der achtteiligen Doku-Serie „Weltenbrand“ hat er sich Ende 2012 beim ZDF in den Ruhestand verabschiedet.

Herr Knopp, Sie haben schon während des Studiums journalistisch gearbeitet. Wie haben Sie es geschafft, schon als Student zu einem solchen Job zu kommen? Ich  habe während meiner Studienzeit beim Main-Echo und für die Frankfurter Neue Presse gearbeitet. Ich wollte schon damals zum Fernsehen, den Weg über die Printmedien, das heißt: die Freude am Formulieren in einem kurzen, knappen Stil habe ich als gute Schule für die spätere Arbeit beim Fernsehen empfunden.

Was hat Sie dann zum ZDF geführt? Nach dem Studium habe ich für den Burda-Verlag gearbeitet, später als Auslandschef für die Welt am Sonntag. Und dann für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, weil ich auch den Arbeitsalltag bei einer renommierten Tageszeitung erleben wollte. Bei der FAZ habe ich dann Dieter Stolte, den damaligen ZDF-Programmdirektor, kennen gelernt.

Wie muss man sich Ihren früheren Berufsalltag als Moderator und Redakteur beim ZDF vorstellen? Ich habe beim ZDF zum Beispiel die Reihe „Fragen zur Zeit“ übernommen.  Dort habe ich zehnminütige Interviews mit Wissenschaftlern moderiert oder die Co-Produktion „Narben“ mit dem polnischen Fernsehen betreut – während auf der benachbarten Lenin-Werft die Gewerkschaft Solidarnosc gegründet wurde. Das waren aufregende Zeiten.

Und dann haben sie die Leitung des Programmbereichs „Zeitgeschichte“ übernommen. Wir haben beim ZDF die Redaktion Zeitgeschichte gegründet - zuerst mit vier Mitarbeitern, am Ende waren es 50. Es ist auch zu Ko-Produktionen mit dem Sowjetischen Fernsehen gekommen, beispielsweise die 18-teilige Serie „Der verdammte Krieg“, die sowohl im deutschen als auch im sowjetischen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Man konnte sie sozusagen von Aachen bis Wladiwostok mit gleichem Inhalt anschauen, das war damals nichts Selbstverständliches.

Wie sah damals Ihr Berufsalltag aus? Der praktische Redaktionsalltag sah so aus, dass ich Moderationen geschrieben habe, mit Autoren Zielsetzungen festgelegt und Fragen besprochen habe und dergleichen mehr. Die Autoren haben dann recherchiert, und wir haben in einem gemeinsamen Prozess die Ergebnisse verarbeitet für die Produktionen. Sie müssen sich das so wie bei einem Eisberg vorstellen: Dort sieht man auch nur die zehn Prozent über Wasser – das entspricht dem gesendeten Beitrag im Fernsehen. Zu den 90 Prozent unter Wasser gehören die oben beschriebenen Aufgaben.

Welches Fach hat Ihnen für Ihren späteren Beruf mehr genützt – Politik oder Geschichte? Mir haben beide Fächer genützt, sowohl die Politikwissenschaften als auch die Geschichte. Es kommt im Journalismus meiner Meinung nach nicht so sehr auf das Fach an, das man studiert. Wichtig ist, dass man ein ordentliches Studium beendet – das kann jedes Fach sein wie etwa Jura oder Wirtschaftswissenschaften – und inhaltlich mitreden kann. Journalistenschulen bringen einem eher das Handwerkszeug bei, mit dem man die Inhalte umsetzt.

Was raten Sie Studierenden, die einen ähnlichen Weg einschlagen möchten? Ich würde ihnen raten mobil zu sein, viele Bewerbungen zu schreiben, um so eine gute Stelle zu finden, und dann regional flexibel zu bleiben. Also viel Anstrengung in das Suchen einer guten Stelle investieren, anstatt sich von kurzem Job zu kurzem Job zu hangeln. Erste Erfahrungen im Printbereich oder Hörfunk sind sicherlich sehr gut für einen späteren Weg zum Fernsehen.

Was verbinden Sie heute mit Ihrer Universität Würzburg? Ich war 1968 in Frankfurt, habe Adornos letzte Vorlesung gehört, aber Würzburg mit seiner Weinkneipenlandschaft oder auch das Torturmtheater haben mich gleich bezaubert. Dort hatte man damals einen Gazevorhang aufgespannt, um zu verhindern, dass die Zuschauer, die oftmals vorher einen Schoppen in Sommerhausen getrunken hatten, auf Tuchfühlung mit den Schauspielern gingen. An solche Erinnerungen denke ich noch heute gerne und ich bin immer wieder sehr gerne in Würzburg!

Vielen Dank für das Gespräch.

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