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Von Würzburg in die Welt

30.06.2017

Kathrin Krause-Harder hat an der Uni Würzburg Politische Wissenschaften studiert. Sie war Office Managerin im ZDF-Studio Südostasien. Heute lebt sie in Singapur, ist selbstständig und arbeitet als Business Coach.

Kathrin Krause-Harder bei einem Tempelbesuch in China. (Foto: privat)
Kathrin Krause-Harder bei einem Tempelbesuch in China. (Foto: privat)

Was arbeiten Absolventen der Universität Würzburg? Um den Studierenden verschiedene Perspektiven vorzustellen, hat Michaela Thiel, Geschäftsführerin des zentralen Alumni-Netzwerks, ausgewählte Ehemalige befragt. Diesmal ist Kathrin Krause-Harder an der Reihe. Krause-Harder arbeitete nach dem Studium an der Universität Würzburg für mehrere Jahre im redaktionellen und produktionstechnischen Bereich eines wöchentlichen TV-Nachrichtenmagazins.

Frau Krause-Harder, es sieht so aus, als hätte es Sie ab einem bestimmten Punkt verstärkt ins Ausland gezogen - warum? Ich glaube, einen bestimmten Punkt gab es nicht. Aufgewachsen als Tochter einer Amerikanerin und eines reiselustigen Deutschen, war meinen Schwestern und mir eine gewisse “Internationalität” in die Wiege gelegt. Direkt nach dem Abitur zog es mich zunächst für ein Jahr nach Italien, bevor ich mein Studium der Politischen Wissenschaft in Würzburg begann. Als sich einige Jahre später durch die Entsendung meines Mannes erneut die Gelegenheit ergab, ins Ausland zu gehen, gingen wir von einem zweijährigen Aufenthalt in den USA aus. Dass sich mittlerweile 15 Jahre Leben und Arbeiten auf drei verschiedenen Kontinenten daraus entwickelten, war nicht wirklich geplant.

Wie war ihr Werdegang im Ausland? Im Jahr 2002 zogen wir in die USA und anschließend nach Großbritannien. Seit 2008 leben wir nun in Singapur, und dort war ich bis vor kurzem Office Managerin des ZDF-Studios Südostasien. Nach weiteren Ausbildungen zum Bachelor Professional of Human Resources Management  und International Certified Business Coach bin ich seit 2016 selbstständig als Business Coach tätig, entwickele und gestalte interkulturelle Training- und Führungsprogramme. Außerdem engagiere ich mich ehrenamtlich für die Weiterbildung von “foreign domestic workers” in Singapur.

Haben Sie das Gefühl, dass Singapur nun der Endpunkt ist? Rückblickend auf mein bisheriges Leben, ist es mir absolut unmöglich, einen sogenannten geographischen Endpunkt zu setzen. Ich empfinde dies allerdings als spannend und bereichernd. Singapur ist seit neun Jahren unser bewusst gewähltes Zuhause und zum jetzigen Zeitpunkt sehe ich auch keinen Grund etwas daran zu ändern.

Was gefällt Ihnen besonders gut an der Stadt? Besonders ansprechend empfinde ich die Internationalität der Stadt, die verschiedenen kulturellen Einflüsse, die geographische Lage in mitten vieler spannender, exotischer und auch weniger entwickelter Länder Südostasiens, das tropische Klima und die beruflichen Möglichkeiten, die sich in dem Stadtstaat ergeben.

Haben Sie Mandarin gelernt? Mandarin habe ich nicht gelernt. Am Anfang meiner Zeit in Singapur hatte ich kurz mit dem Gedanken gespielt Malaiisch zu lernen, was neben Englisch, Tamil und Mandarin die vierte Amtssprache in Singapur ist. Ich habe den Gedanken aber aus Mangel an Notwendigkeit recht schnell wieder verworfen. Singapur wird nicht zu Unrecht von Ausländern als äußerst “convenient” empfunden. Englisch als Bindeglied zwischen den verschieden ethnischen Gruppierungen ist ein Grund dafür.

Wie kann man sich die Tätigkeit eines Office Managers im ZDF-Studio Südostasien vorstellen? Die Besonderheit des ZDF-Studios in Singapur liegt darin, dass es sich um ein sogenanntes „Reisestudio“ handelt. Das Berichtsgebiet reicht von Indien über Südostasien bis nach Australien und Neuseeland. Entsprechend viel ist das hiesige Team auch unterwegs. Für den Office Manager bedeutet das in erster Linie, gute Kontakte zu den Botschaften der betreffenden Länder zu pflegen, um die Ausstellung von Journalistenvisa  und damit die Einreise in die Länder zu sichern. Auch die logistische Vorbereitung von Drehreisen fällt in den Zuständigkeitsbereich des Office Managers. In Ländern wie Pakistan, Nepal oder Myanmar kann sich das außerhalb der Ballungsräume durchaus herausfordernd gestalten. Letztendlich gehört es aber auch in die Verantwortung des Office Managers, sich um alle personellen, finanziellen und administrativen Belange des Studios zu kümmern. Grundsätzlich wird die Tätigkeit aber wie bei allen anderen Mitarbeitern des Studios von der aktuellen Nachrichtensituation dominiert. Dabei bestimmen Einsätze in Katastrophen- und Krisengebiete den Arbeitsalltag.

Warum haben Sie sich nun entschieden, beruflich vollständig in den Bereich Learning & Development zu wechseln? Rückwirkend betrachtet wahrscheinlich als logische Konsequenz. Schon mit meinen ersten beruflichen Erfahrungen als Schülerin und Studentin zog sich das Interesse an dem Umgang zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern sowie Mitarbeitern untereinander wie ein roter Faden durch mein gesamtes Berufsleben. Die Frage, wie man als Vorgesetzte oder Vorgesetzter ein Team führt, wie man Mitarbeiter entwickelt und motiviert und wie man Teamarbeit fördert, hat mich neben meinen eigentlichen beruflichen Aufgaben immer begleitet. Heute freue ich mich den Schritt auch endlich formell gemacht zu haben. Sowohl in meiner Arbeit als Business Coach als auch im interkulturellen Trainingsbereich stehen diese Fragen im Vordergrund. Dabei geht es häufig darum, das Bewusstsein und die Offenheit für das “ Andere” zu entwickeln und die eigene Perspektive zu verändern. Lebens- und Berufserfahrung helfen dabei immens.

Was würden Sie Absolventen raten, die im Ausland arbeiten wollen? Es zu tun! In der Tat ist das der einzige Rat, den ich dazu geben kann. Das Kennenlernen neuer Kulturen und die Arbeitswelten anderer Länder zu entdecken, ist und bleibt eine unbezahlbare Erfahrung.

An welches Ereignis aus Ihrem Studium erinnern Sie sich besonders gerne? Ein einzelnes Ereignis kann ich gar nicht hervorheben. Ich hatte große Freude an meinem Studium, ich habe Würzburg als perfekte Studentenstadt erlebt und habe es bis heute nicht bereut, Politik studiert zu haben. Und das, obwohl uns in unserer ersten Vorlesung prophezeit wurde, dass wir als Taxifahrer enden würden. Zudem habe ich meinen Mann während des Studiums in Würzburg kennengelernt, und nach wie vor besteht unser engster Freundeskreis in Deutschland vornehmlich aus Freundschaften aus der Würzburger Zeit.

Vielen Dank für das Gespräch.

Von Michaela Thiel / Judith Küfner

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