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Von Würzburg in die Welt

31.08.2021

Wenn sich in der Oper der Bühnenvorhang hebt, sollten alle Orchestermitglieder die richtigen Noten auf ihrem Pult haben. Dass dem so ist: Darum kümmert sich Alumna und Musikbibliothekarin Doris Kraus – neben vielem anderen mehr.

Von der Reparatur alter Orchesternoten bis zu Verhandlungen mit der Gema: Als Musikbibliothekarin hat Doris Kraus eine höchst abwechslungsreiche Arbeit.
Von der Reparatur alter Orchesternoten bis zu Verhandlungen mit der Gema: Als Musikbibliothekarin hat Doris Kraus eine höchst abwechslungsreiche Arbeit. (Bild: privat)

Was arbeiten Absolventinnen und Absolventen der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU)? Um Studierenden verschiedene Perspektiven vorzustellen, hat Michaela Thiel, Geschäftsführerin des zentralen Alumni-Netzwerks, ausgewählte Ehemalige befragt. Diesmal ist Doris Kraus an der Reihe. Die Alumna der JMU hat Musikwissenschaft, Philosophie und Kunstgeschichte studiert und mit dem Magister abgeschlossen.

Seit bald 20 Jahren ist sie als Musikbibliothekarin bei der Niedersächsische Staatstheater Hannover GmbH tätig. Diese gehört mit ihren circa 950 festen Mitarbeitern und den rund 400.000 jährlichen Vorstellungsbesuchern zu den größten Mehrspartentheatern im deutschsprachigen Raum. Darüber hinaus ist Doris Kraus dem Theater auch in künstlerischer Hinsicht verbunden: Seit 13 Jahren wirkt sie regelmäßig als Sopranistin im Extrachor der Staatsoper Hannover mit.

Frau Kraus: Wie würden Sie einem Laien Ihren Job in kurzen Worten beschreiben? Hinter der Bezeichnung „Musikbibliothekarin“ in meinem Arbeitsvertrag mit der Niedersächsischen Staatstheater Hannover GmbH verbirgt sich eine Sammlung verschiedener theaterspezifischer Aufgaben, die der Titel an sich nicht vermuten lässt: die Logistik der Notenbeschaffung für alle Produktionen des Hauses, Klavierstimmer- und Instrumentenbetreuung, Vertragsverhandlungen mit Verlagen, Gema und anderen Dienstleistern sowie Rechnungsbearbeitung in diesen Bereichen.

Welches ist die größte Herausforderung in Ihrem Beruf? Mittlerweile gibt es ein Netzwerk unter den Theaterbibliothekarinnen und -bibliothekaren. Dort können wir gut unsere Tätigkeitsfelder untereinander vergleichen. Diese sind von Theater zu Theater teilweise recht verschieden zusammengesetzt und nicht vergleichbar mit der Arbeit in einer typischen Bibliothek. Beispielsweise ist das Stresspotenzial sehr hoch, weil „der Lappen hochgehen muss, egal was passiert“, nach einem alten Theaterwort. Das heißt: Die Vorstellung findet statt. Der Bühnenvorhang geht hoch, um jeden Preis, egal mit welchen Problemen wir im Hintergrund konfrontiert werden. Die größten Herausforderungen sind also die Vielseitigkeit der anstehenden Erledigungen und die Kurzfristigkeit der geforderten Problemlösung in bestimmten Fällen. Es werden gelegentlich schon sehr starke Nerven vorausgesetzt.

Was lieben Sie besonders an Ihrem Beruf? Die Mischung aus Bürotätigkeit und praktischen Tätigkeiten in vielen technischen und künstlerischen Abteilungen des Hauses, hochanspruchsvolle Verlags- und Gema-Verhandlungen, gemischt mit handwerklichen Tätigkeiten wie zum Beispiel der Reparatur sehr alter Orchesternoten mit speziellem Buchbinderklebeband. Zusätzlich stehe ich oft auf der Bühne und singe in großen Opern im Extrachor. Ich bin also auch noch künstlerisch tätig. Bereits vor meiner Anstellung in Hannover war ich Sopranistin am Theater Lüneburg.

Was würden Sie Studierenden raten, die einen ähnlichen Berufsweg einschlagen möchten? Praktika in verschiedenen Theatern zu machen, ist sehr wichtig. Hilfreich ist es, einen Studentenjob in einem Theater anzunehmen. Dabei ist es erst einmal egal, um welche Tätigkeit es sich handelt. Es ist nur wichtig, die Institution mit ihren verschiedenartigen Arbeitskategorien gut kennenzulernen und hierbei Kontakte zu knüpfen.

An welchen Moment aus Ihrer Zeit in Würzburg erinnern Sie sich besonders gerne?

Sehr gerne erinnere ich mich an das Ambiente in meiner Studienzeit. Das musikwissenschaftliche Institut war damals noch vollständig in der Residenz untergebracht. Der Weg dorthin durch das Tor A in das historische Ambiente des barocken Schlosses ist mir in bester Erinnerung. Auch der Ausblick vom Fenster des Südflügels der Residenz in den Hofgarten mit der immer gepflegten Anlage und den schönen Rosenbeeten: ein wahrhaft königliches Studium! Ich erzähle heute immer noch gerne, dass ich in einem Schloss studiert habe.

Vielen Dank für das Gespräch.

Sie sind selbst noch nicht Mitglied im Netzwerk der Universität? Dann sind Sie herzlich eingeladen, sich über www.alumni.uni-wuerzburg.de zu registrieren! Hier finden Sie auch die bislang veröffentlichten Porträts von Alumni und Alumnae der JMU.

Von Michaela Thiel / Gunnar Bartsch

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