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Von Würzburg in die Welt

30.09.2021

Lisa-Marie Reuter hat an der Universität Würzburg Indologie studiert. Heute arbeitet sie als Lektorin in einem Verlag. Als Schriftstellerin kann sie inzwischen ihren Beruf auch von der anderen Seite kennenlernen.

Eine Welt, die vom Klimawandel auf den Kopf gestellt wurde und in der organisch gewachsene Lebensmittel Luxusgüter sind: Davon handelt Lisa-Marie Reuters erster Roman „Exit this City“.
Eine Welt, die vom Klimawandel auf den Kopf gestellt wurde und in der organisch gewachsene Lebensmittel Luxusgüter sind: Davon handelt Lisa-Marie Reuters erster Roman „Exit this City“. (Bild: Sybille Thomé)

Was arbeiten Absolventinnen und Absolventen der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU)? Um Studierenden verschiedene Perspektiven vorzustellen, hat Michaela Thiel, Geschäftsführerin des zentralen Alumni-Netzwerks, ausgewählte Ehemalige befragt. Diesmal ist Lisa-Marie Reuter an der Reihe.

Die Alumna hat in Würzburg Indologie studiert, danach hat sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Indologie gearbeitet. Aktuell ist Lisa-Marie Reuter als Lektorin für den Arena-Verlag tätig. Außerdem hat sie vor kurzem ihr erstes Buch „Exit this city“ veröffentlicht.

Frau Reuter, wie würden Sie einem Laien Ihre Arbeit beim Arena-Verlag beschreiben? Als Lektorin betreue ich Buchprojekte vom Vertragsabschluss bis zum Drucktermin. Der wichtigste Teil ist natürlich die inhaltliche Arbeit am Text mit den Autorinnen und Autoren sowie Übersetzerinnen und Übersetzern. Aber auch das Verfassen von Marketingtexten, gestalterische Aspekte, rechtliche Fragen, Konkurrenzanalysen, die Zusammenarbeit mit Literaturagenturen und die Akquise neuer Stoffe gehören zum Aufgabenbereich des Lektorats.

Und als Schriftstellerin lernen Sie diese Arbeit dann von der anderen Seite kennen. Ja, als Autorin habe ich die Möglichkeit, die Entstehung eines neuen Buchs quasi von der anderen Seite aus mitzuverfolgen, was immer wieder ein spannender Rollenwechsel ist.

Was lieben Sie besonders an Ihrer Arbeit? Als Lektorin: die Vielseitigkeit des Jobs, die Mischung aus Routine und Kreativität – und natürlich die Möglichkeit, die Entstehung neuer Geschichten zu begleiten. Ich war schon immer ein Buchmensch, und hier kann ich meine Leidenschaft tagtäglich ausleben.

Als Autorin: das Schreiben! Lesungen, das Pflegen meiner Social-Media-Accounts, Messebesuche, der Austausch mit Autorenkolleginnen und -kollegen – das alles sind tolle und bereichernde Erfahrungen. Aber am glücklichsten bin ich, wenn ich ein paar Stunden ganz für mich an meinem Manuskript arbeiten kann.

Worum geht es in Ihrem ersten Buch? „Exit this City“ ist ein Near-Future-Roman, der in einer Welt spielt, die vom Klimawandel ziemlich auf den Kopf gestellt wurde. „Echte“, das heißt organisch gewachsene Lebensmittel sind zu Luxusgütern geworden. Ein skrupelloser Agrarkonzern betreibt im verarmten Deutschland riesige Plantagen, deren Erträge ins staubtrockene, aber hochtechnisierte Indien exportiert werden.

Warum haben Sie dieses Thema gewählt? Die Idee ging aus einer Kurzgeschichte hervor, mit der ich Ende 2017 an einem Schreibwettbewerb bei FISCHER Tor teilgenommen hatte. Kurz darauf kam der Verlag auf mich zu und fragte an, ob ich mir vorstellen könnte, einen Roman mit ähnlicher Thematik zu schreiben.

Wie kommt man von einem Studium der Indologie ins Lektorat? Der Weg ins Lektorat führt üblicherweise über ein geisteswissenschaftliches Studium und ein anschließendes Volontariat. Mit Indologie und englischer Literaturwissenschaft im Nebenfach war ich also ziemlich gut gerüstet, auch wenn ich den Job zu Studienzeiten noch gar nicht wirklich auf dem Schirm hatte.

Was haben Sie im Studium gelernt, das Sie in Ihrem jetzigen Beruf als Lektorin oder Autorin nutzen können? Aus dem Studium begleiten mich vor allem die Beschäftigung mit Texten, das Ergründen fremder Gedankenwelten und die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Geschriebenen. Auch der Blick auf das große Ganze wird in den Geisteswissenschaften geschult, was nicht nur beim Begutachten von Texten, sondern in jeder Lebenslage von Vorteil ist. Als Autorin wiederum kann ich meine Indienbegeisterung auf subjektiver, nicht akademischer Ebene ausleben und das Land auf diese Weise noch mal ganz neu entdecken.

Woran denken Sie, wenn Sie sich an Ihre Zeit an der JMU erinnern? Als Studentin und Mitarbeiterin war ich insgesamt neun Jahre an der Uni Würzburg. Ich finde es immer wieder schön, wenn ich Neuigkeiten von dort bekomme oder auch mal wieder einen Vortrag besuchen kann. Ich bin auch nach wie vor mit vielen ehemaligen Würzburger Indologinnen und Indologen in Kontakt. In dieser Zeit sind wunderbare und lebenslange Freundschaften entstanden.

Vielen Dank für das Gespräch.

Sie sind selbst noch nicht Mitglied im Netzwerk der Universität? Dann sind Sie herzlich eingeladen, sich über www.alumni.uni-wuerzburg.de zu registrieren! Hier finden Sie auch die bislang veröffentlichten Porträts von Alumni und Alumnae der JMU.

Von Michaela Thiel / Gunnar Bartsch

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