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Von Würzburg in die Welt und zurück

01.06.2016

Vom Philosoph, Rechts- und Politikwissenschaftler zum Verlagsgründer: Diese Karriere hat Alumnus Dr. Hans-Jürgen Dietrich absolviert. Zuversicht, Optimismus und die Bereitschaft, sich auf Zufälle einzulassen, gehören seiner Meinung nach dazu.

Hans-Jürgen Dietrich (Foto privat)
Hans-Jürgen Dietrich (Foto privat) (Bild: Universität Würzburg)

Was arbeiten Absolventen der Universität Würzburg? Um den Studierenden verschiedene Perspektiven vorzustellen, hat Michaela Thiel, Geschäftsführerin des zentralen Alumni-Netzwerks, ausgewählte Ehemalige befragt. Diesmal ist Alumnus Dr. Hans-Jürgen Dietrich an der Reihe.

Dietrich hat an der Universität Würzburg Philosophie, Rechts- und Politikwissenschaften studiert und anschließend den Ergon-Verlag gegründet, der jährlich etwa 80 Bücher herausgibt. Einer der Schwerpunkte des Verlags ist neben den Literatur- und Religionswissenschaften die Orientalistik.

Der Verlag betreut zusätzlich zu seinen wissenschaftlichen Reihen Sonderforschungsbereiche und Exzellenzcluster der Universitäten Münster und Freiburg und repräsentiert in seinem Verlagsprogramm die Forschungsergebnisse der Orient-Institute in Istanbul und Beirut (vormals „Deutsche Morgenländische Gesellschaft“). Eines der ersten Projekte war eine Übersetzung des Korans von Friedrich Rückert in Zusammenarbeit mit der Rückert-Gesellschaft.

Das folgende Interview führte Michaela Thiel mit Dietrich kurz vor seiner Abreise zur Leipziger Buchmesse.

Herr Dr. Dietrich, Sie haben 1989 den Ergon-Verlag gegründet - warum? Die Idee zur Verlagsgründung ist aus einer Zusammenarbeit mit der Universität hervorgegangen. Wir haben im Jahr 1989 im Auftrag der Universität ein Buch auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert. Dort haben mich die freundlichen Aufmunterungen von Verlegerkollegen darin bestärkt, mich mit einem eigenen Verlag selbstständig zu machen.

Welche Eigenschaften sollte man Ihrer Meinung nach als Selbstständiger mitbringen? Meiner Meinung nach sollte es einmal das Fachwissen sein – in meinem Fall der Hintergrund des geisteswissenschaftlichen Promotionsstudiums. Zum anderen halte ich die Mischung von einer rationalen Zielsetzung und der Bereitschaft, auch einmal Wege zu gehen, deren Folgen sich nicht bis ins kleinste Detail planen lassen, für elementar wichtig. Verkürzt: Neben der Bereitschaft, ein ökonomisches Risiko einzugehen, benötigt es die Zuversicht und den Optimismus, Ziele zu formulieren und sich auch auf Zufälle einzulassen.

Haben die Inhalte der Publikationen, die Sie herausbringen, einen Einfluss auf Ihre persönliche Haltung zu den Themenbereichen? Das zwischenzeitlich breite Sortiment des Verlages im Bereich Orientalistik und die damit zusammenhängende Beschäftigung mit den zu veröffentlichenden wissenschaftlichen Forschungsergebnissen zum Thema haben mich inspiriert, Länder wie Syrien, Usbekistan, den Iran oder Jordanien zu bereisen. Neu für mich war, dort den stärkeren Einfluss der Religion auf die Gesellschaft zu erleben. In diesem Jahr, im Rückert-Jubiläumsjahr erscheint gerade die vom Erlanger Orientalisten Hartmut Bobzin edierte fünfte Auflage des Korans von Friedrich Rückert, die als eine der besten im deutschsprachigen Raum gilt. Letztendlich war dieses Projekt maßgeblich auch für die Entwicklung des Verlages verantwortlich, der anfangs den programmatischen Schwerpunkt im orientalistisch-literaturwissenschaftlichen Sortiment hatte und sich zwischenzeitlich auf ein breites sozial- und geisteswissenschaftliches Spektrum ausgedehnt hat.

Dr. Dietrich, schildern Sie uns doch bitte ein Erlebnis Ihrer Reisen im Orient, das für Sie besonders eindrücklich war. Mich fasziniert, die erstaunliche Spiritualität, vor allem aber die beeindruckende Koexistenz der Religionen, die ich seinerzeit bei meiner Reise in Syrien erlebt habe. Diese Erfahrung hört sich, vor dem Hintergrund der gegenwärtigen bedrückenden Entwicklung in diesem Land, geradezu unwirklich an. Aber noch vor etwa zehn Jahren war dieses Land für mich ein Beispiel dafür, wie christlich-jüdische und islamische Traditionen friedlich miteinander leben können.

Vielen Dank für das Gespräch.

Von Michaela Thiel

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