Slammer 2022
Eingeleitet wird der Abend von Dr. Sebastian Markert, Gewinner des Science Slams 2021.
Professor Dr. Johannes Heger, Religionspädagogik JMU Würzburg
Slam-Titel: Religionspädagogik – eine wissenschaftliche Disziplin wie Ringo Starr?!
Was gefällt Ihnen an dem Format Science Slam?
Vielen Wissenschaftler:innen gelingt es nicht selten, einfache Themen durch Exkurse, verklausuliertes Fachchinesisch oder absurde thematische Tiefenbohrungen zu verkomplizieren. Gelegentlich berauben diese wissenschaftlichen Werkzeuge bzw. Techniken Themen ihrer Schönheit und Attraktivität, anstatt diese zu befördern. In den Echokammern des fachwissenschaftlichen Diskurses erfahren solch tragische Prozesse jedoch nicht das Feedback, das sie verdienen. Mich fasziniert am Science Slam, dass sein Format den beschriebenen Gefahren entgegenwirkt und zugleich spannende Themen aus den Echokammern auf die öffentliche Bühne holt. Gut so!
Worüber werden Sie sprechen?
In meinem Vortrag werde ich mein Fach, die Religionspädagogik, vorstellen. Dabei werde ich darlegen, warum die theologische Disziplin in dreifacher Hinsicht viel mit Ringo Starr gemeinsam hat.
Was war das schönste Erlebnis bisher während Ihrer 'Uni-Zeit'?
Am meisten lachen musste ich gleich im ersten Semester meines Studiums. Ein Dozent der Religionspädagogik hing eine Liste am Lehrstuhl auf, welcher das (Nicht-)Bestehen der Eingangsveranstaltung zu entnehmen war. Während alle Kommiliton:innen ihr Ergebnis gleich beim Betrachten des Aushangs erfuhren, hing ein Zettel mit meinem Klar(!)-Namen aus, mit der Anweisung, mich am Lehrstuhl zu melden. Natürlich war mir der Spott aller sicher. Es stellte sich aber letztlich heraus, dass ich nicht durchgefallen war, sondern angefragt wurde, ob ich HiWi am Lehrstuhl werden möchte.
Philipp Stollenmayer, Fakultät Gestaltung der THWS
Slam-Titel: Kontext ist König
Was gefällt Ihnen an dem Format Science Slam?
Meine Aufmerksamkeitsspanne ist kurz. Dass man sich beim Science Slam mit Wissen berieseln lassen kann wie an einem Tapas-Buffet, gefällt mir sehr.
Worüber werden Sie sprechen?
Ich bin im Studium und im Leben immer wieder darüber gestolpert, wie groß die Diskrepanz zwischen Inhalt und Medium ist, so als ob beides getrennt voneinander existieren würde. Es macht Spaß, diese Grenze verschwimmen zu lassen, und wenn man sich weit genug reinfuchst, kann das ein ganzes Weltbild verändern.
Was war das schönste Erlebnis bisher während Ihrer 'Uni-Zeit‘?
Das war eigentlich schon die Zusage ganz am Anfang. Ich wollte nie etwas anderes studieren als Design, und hätte mich in anderen Studien wahrscheinlich nie richtig austoben können.
Paula Weber, Physikdoktorandin JMU Würzburg
Slam-Titel: Von Punkten und Streifen
Was gefällt Ihnen an dem Format Science Slam?
Unterhaltsame Wissensvermittlung ohne Druck für die Zuschauer*innen. Die Themen sind unglaublich vielfältig und regen zum Nachdenken an. Auch vermeintlich schwierige Themen können so vermittelt werden. Dies liegt mir persönlich am Herzen, weil ich oft erlebe, dass Menschen "Angst" vor der Komplexität der Physik haben. Hier möchte ich zeigen, dass niemand ein Genie sein muss, um Physik-Vorträge zu verstehen. Für meinen Vortrag beispielsweise reicht es, Muster erkennen zu können.
Worüber werden Sie sprechen?
Über Muster in meinem Leben und in meiner Forschung. Und über die Faulheit der Natur.
Was war das schönste Erlebnis bisher während Ihrer "Uni-Zeit"?
Es ist zum Glück schwierig ein schönstes Erlebnis festzulegen. Ich würde mehrere Erlebnisse zusammenfassen zu: Wenn Experimente gelungen sind und ich mich zusammen mit Freund*innen und Kolleg*innen über die neuen Erkenntnisse freue.
Dr. Julien Bobineau, Romanistik, Habilitand Neuphilologisches Institut JMU Würzburg
Titel: Kriege, Krisen, Katastrophen? Wie koloniale Afrika-Bilder unseren Alltag prägen und was Horst Seehofer damit zu tun hat
Was gefällt Ihnen an dem Format Science Slam?
Die komprimierte und zugleich unterhaltsame Form des Science Slam-Formats finde ich besonders interessant. Die Besucher*innen bekommen zuvor meist unbekannte Forschungsthemen kurzweilig präsentiert und erhalten spannende Einblicke in viele verschiedene Fachbereiche – und das alles an nur einem einzigen Abend!
Worüber werden Sie sprechen?
Mein Thema dreht sich um koloniale Stereotype und den Einfluss dieser ‚exotisierender‘ Afrika-Bilder auf unseren Alltag in Deutschland. Dabei möchte ich nachzeichnen, dass sich Praktiken zur Klassifizierung von Menschen, die aus der Kolonialzeit stammen, noch heute in Rassismen und Diskriminierungsformen widerspiegeln.
Was war das schönste Erlebnis bisher während Ihrer 'Uni-Zeit'?
Während meiner fast 16 Jahre an der JMU Würzburg habe ich sehr viele schöne Erfahrungen machen dürfen. Aber das schönste Erlebnis war definitiv die Verteidigung meiner Doktorarbeit im Jahr 2017. Es ist ein wirklich unvergleichliches Gefühl, ein wissenschaftliches Großprojekt mit einer Aussprache abschließen zu dürfen und danach zu wissen: Ich bin jetzt ein echter Wissenschaftler.
Moritz X. Michael, Zahnmedizin Alumnus JMU
Slam-Titel: Eine Oralpredigt
Was gefällt am Science Slam?
Ein kluges, wissbegieriges Publikum trifft auf mitteilungsbedürftige Wissenschaftler mit Unterhaltungsfaktor. Das ist doch ein perfekter Abend!
Worüber werden Sie sprechen?
Über einiges aus in dem Mund, um den Mund und um den Mund herum! Auf jeden Fall versuche ich möglichst viele nützliche Alltagsbezüge herzustellen– schließlich kann man auch einem alten Mund neue Tricks beibringen!
Was war das schönste Erlebnis bisher während Ihrer 'Uni-Zeit'?
Tatsächlich der Abschluss. Das Zahnmedizinstudium ist – ganz passenderweise – kein Zuckerschlecken.
Professor Dr. Heiko Paeth, Geographie JMU Würzburg
Slam-Titel: Klimawandel hautnah
Was gefällt Ihnen an dem Format Science Slam?
Keine Ahnung, habe ich noch nie gemacht. Ich mache es u.a. auch, um diese Frage beantworten zu können.
Worüber werden Sie sprechen?
Es geht um die Auswirkungen des Klimawandels vor unserer Haustür und mit welchen Konsequenzen wir rechnen müssen. Klimaschutz ist kein Altruismus gegenüber Menschen im Globalen Süden oder auf kleinen Inselstaaten, sondern reiner Selbstschutz.
Was war das schönste Erlebnis bisher während Ihrer 'Uni-Zeit'?
Vermutlich das Urteil des Bundesverfassungsgericht im März 2021 zur Verpflichtung zum Klimaschutz.
Prof. Dr. Daniel Kulesz, Fakultät Informatik und Wirtschaftsinformatik der THWS Würzburg
Slam-Titel: "End-User Software Engineering"
Was gefällt Ihnen an dem Format Science Slam?
Diese Frage werde ich gerne nach dem Science Slam beantworten, denn es ist für mich das erste Mal. Ich hatte bereits früher öfters damit geliebäugelt, tatsächlich musste ich es dann aber jedes Mal aufgrund von Terminkonflikten oder anderen Dingen ausfallen lassen.
Worüber werden Sie sprechen?
Auf jeden Fall über etwas mit Software Engineering und daran angrenzende nerdige Themen. Ich werde versuchen dies auch an Andersgläubige, die nicht bei 0 anfangen zu zählen, zu vermitteln.
Was war das schönste Erlebnis bisher während Ihrer 'Uni-Zeit'?
Davon gab es zu viele, um das beste zu küren. Es ist auf jeden Fall nicht ungerechtfertigt, dass das Studium von vielen als die schönste Zeit des Lebens angesehen wird!
Professor Dr. Nepomuk Riva, Ethnomusikologie JMU Würzburg
Slam-Titel: „Das Leben ein ewiger Kreis?“ – Kritische Disney-Forschungen in der Ethnomusikologie
Was gefällt Ihnen an dem Format Science Slam?
Immer nah dran sein an den Menschen und ihren Lebensumgebungen, das ist das Credo der Ethnomusikologie! Ob durch teilnehmende Beobachtungen in derFeldforschung oder bei der Vermittlung unseres Wissens. Und wenn es so viele Musikwettbewerbe gibt, warum sich nicht auch mal einem Wissenschaftswettbewerb stellen?
Worüber werden Sie sprechen?
Disneys „Der König der Löwen“ ist das weltweit erfolgreichste Musical aller Zeiten. Es wirft allerdings einige Fragen auf: Was für ein Bild von Afrikawird hier, bei dem der Kontinent menschenleer ist? Warum werden vorwiegend schwarze Darsteller*innen gecastet, die dann aber auf der Bühne Tiere spielen? Was hat die Musik von Elton John und Hans Zimmer überhaupt mit Afrika zu tun? Anhand des Stückes lassensich grundsätzliche Themenfelder aufzeigen, mit denen sich das Fach Ethnomusikologie in den letzten Jahrzehnten beschäftigt.
Was war das schönste Erlebnis bisher während Ihrer 'Uni-Zeit'?
Ich habe immer besondere Freude an Seminaren, in denen ich mit Studierenden zusammen forschend arbeite. Ob wir gemeinsam Klangarchive untersuchen, Feldforschungen bei kulturellen Veranstaltungen durchführenoder ethnographische Filme gestalten. Da ich selbst lange beim Fernsehen gearbeitet habe, bin ich überzeugt, dass wir Theorien nur durch praktisches Ausprobieren verstehen.