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UNI WÜRZBURG COMMUNITY - 1000 Careers One Story

Stuttgart Alumni Regionalgruppe - im Kunstmuseum

Datum: 21.06.2024, 18:00 Uhr
Vortragende: Dr. Ulrike Groos

Alumna und Museumsdirektorin Dr. Ulrike Groos ermöglicht der Alumni-Gruppe einen Blick hinter die Kulissen ihres Museums.

Alumna Ulrike Groos (Foto: Gerald Ulmann) (Bild: Gerald Ulmann)

Wir treffen uns am Haupteingang der Stiftung des Kunstmuseums Stuttgart. Deren Direktorin ist die Würzburger Alumna Dr. Ulrike Groos und sie hat sich freundlicherweise bereit erklärt, die Alumni zu führen. Danach werden wir gemeinsam zum Abendessen (Selbstzahler) gehen.

Sie sind herzlich zur Teilnahme eingeladen! Bitte schreiben Sie uns zwecks Planung an: alumi@uni-wuerzburg.de, wenn Sie teilnehmen möchten.

 

An dieser Stelle möchten wir Ihnen Alumn Dr. Ulrike Groos schon einmal vorstellen: Dr. Groos ist Direktorin der Stiftung Kunstmuseum Stuttgart gGmbH, sie hat an der JMU Kunstgeschichte studiert.

Frau Dr. Groos, wollten Sie schon immer Direktorin [...] eines Kunstmuseums werden und wie ist es dazu gekommen?

Als ich in Würzburg, Münster und New York Kunstgeschichte, Musikwissenschaft und Volkskunde studierte, war mir noch nicht klar, welche Richtung ich später damit einschlagen möchte. Das Studium war damals sehr theoretisch, Informationen zu Praxisperspektiven gab es keine. Ich habe deshalb früh damit begonnen, in den Semesterferien Praktika in Museen zu absolvieren, zudem war ich freie Mitarbeiterin bei einem Münsteraner Stadtmagazin, in dem ich über Kunst und Musik schrieb. Daneben habe ich beim WDR in Köln hospitiert und durfte anschließend für das Fernsehen kurze Filme über Künstler:innen und Ausstellungen realisieren. Ich habe also einiges ausprobiert, vieles davon war für meine Zukunft vorstellbar. Dann wurde direkt nach meiner Promotion in Münster am dortigen Westfälischen Landesmuseum eine Volontariatsstelle ausgeschrieben, auf die ich mich bewarb und genommen wurde. Und so nahm meine "Karriere" ihren Lauf: in Münster war ich Mitarbeiterin bei den "Skulptur. Projekte 1997", anschließend Projektleiterin bei der 1998 in Luxemburg stattfindenden Manifesta 2, einer europäischen Biennale für zeitgenössische Kunst. Es folgten Anstellungen in einem Schweizer Privatmuseum und einer Schweizer Galerie sowie ein erster Lehrauftrag in Zürich. 2002 wurde ich schließlich zur Leiterin der Kunsthalle Düsseldorf ernannt, und 2009 erfolgte meine Berufung zur Direktorin des Kunstmuseums Stuttgart. Seit letztem Jahr unterrichte ich an der Akademie für Darstellende Kunst in Ludwigsburg. Zurückblickend fand ich es für mich sehr bereichernd und auch schön, dass ich immer wieder in anderen Städten Erfahrungen in unterschiedlichen Bereichen sammeln konnte und nun in Stuttgart an einem tollen Museum angekommen bin. 

Wie würden Sie Ihren Arbeitsalltag beschreiben?

Irgendwann wollte ich unbedingt an ein Museum, weil ich dort mit einer Sammlung arbeiten kann. Und ich bevorzugte ein Haus in der Lage und Größenordnung des Kunstmuseums Stuttgart, das mitten in der Innenstadt liegt, deshalb eine große Sichtbarkeit hat, in dem ich mit einem kleinen, sehr engagierten Team arbeite und deshalb selber noch Ausstellungen kuratieren kann. Die administrativen Aufgabenbereiche eines Museums sind in den letzten Jahren enorm gewachsen, da immer wieder neue Themen hinzukamen: Compliance-Regeln, Digitalisierung, Nachhaltigkeit. Zusätzlich zu diesen Aufgaben bin ich maßgeblich verantwortlich für die Absprachen mit der Politik, für die Betreuung des Freundeskreises des Kunstmuseums, für die Gewinnung von Drittmitteln. Da muss ich manchmal aufpassen, dass das Wesentliche – also die Kunst und die Künstler:innen, die Sammlungsbetreuung und unsere Ausstellungen und Projekte – nicht auf der Strecke bleibt.

Was lieben Sie besonders an Ihrem Beruf?

Die Arbeit mit Menschen. Sei es die Zusammenarbeit im Team, das unterschiedliche Kompetenzen mitbringt, die Zusammenarbeit mit Künstler:innen oder der Austausch mit unseren Besucher:innen. Auch die Diskussionen mit meinen Vorgesetzten, also den Politiker:innen der Stadt, sowie den Förderer:innen und Sponsoren des Museums schätze ich sehr, weil ich dadurch erfahre, was die Öffentlichkeit von uns erwartet und was unsere Ausstellungen und Projekte bei Menschen bewirken können.

Welche neuen Herausforderungen haben sich in den letzten Jahren entwickelt, welche Chancen (z. B. kann man durch die digitale Entwicklung besser und mehr Menschen erreichen?)?

Einige der neuen Herausforderungen habe ich bereits bei der Frage nach meinen Arbeitsalltag benannt. Insbesondere die Digitalisierung des Museums war sehr umfassend und zeitaufwändig. Wir schätzen uns froh, von einer Stiftung und der Stadt Stuttgart eine insgesamt große Fördersumme erhalten zu haben, um über fünf Jahre, von 2018 bis 2022, von einer Agentur begleitet die Digitalisierung in unserem Haus voranzutreiben. Dabei setzten wir Schwerpunkte in den Bereichen Kunstvermittlung, Sammlung online und die Entwicklung einer neuen Website. Das erfreuliche Ergebnis ist, dass wir nun viel mehr und ganz unterschiedliche Menschen erreichen und ständig hinzugewinnen.

Was ist Ihre schönste Erinnerung aus Ihrer Studienzeit?

In Würzburg besuchte ich in meinem Grundstudium eine Vorlesung von Erich Hubala über den Barockbildhauer Gianlorenzo Bernini. Bis dahin war ich kein großer Fan von Barockkunst gewesen. Professor Hubala trat in seiner Vorlesung jedoch so mitreißend, ja ekstatisch auf, dass ich mich immer mehr für diesen Künstler begeistern konnte. Deshalb beschlossen eine Studienfreundin und ich, einen Sprachkurs in Rom zu machen und die Villa Borghese zu besuchen, wo sich die wichtigsten Skulpturen des Künstlers bis heute befinden. Als wir dort ankamen, mussten wir feststellen, dass die Villa wegen Renovierungsarbeiten geschlossen war. Während wir noch enttäuscht vor dem Eingang standen, öffnete sich eine Seitentür und der Hausmeister fragte uns, was wir wollten. Wir schilderten ihm unsere Situation, woraufhin er uns seitlich ins Haus ließ und in den Raum mit den Skulpturen führte, die alle mit weißen Tüchern abgedeckt waren. Nacheinander enthüllte er für uns die Arbeiten und erweckte sie vor unseren Augen zum Leben. Wir waren ganz allein mit den Werken, es war sehr still, und uns stockte der Atem, so fasziniert waren wir von der besonderen Atmosphäre und der Aura, die diese wie lebendig wirkenden Marmorskulpturen hatten. Ich war danach nur noch einmal zu den normalen Öffnungszeiten in der Villa Borghese, bin jedoch schnell wieder gegangen, weil es voll und laut war.

 

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