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Alumni-Newsletter

Dorothea Fiedler, Chemie, Humboldt-Universität Berlin

19.12.2017

Unsere Alumna hat in Würzburg Chemie studiert und wurde in den USA an der University of California promoviert. In der Princeton Alumni Weekly wurde sie als „aufgehender Stern am Forschungshimmel“ beschrieben. Seit 2015 ist Dorothea Fiedler Direktorin am Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP) in Berlin und Professorin an der Humboldt-Universität Berlin.

Porträt D. Fiedler
Foto: PR-Stelle der Uni Würzburg

Frau Professor Fiedler, können Sie uns Ihre aktuelle Forschung in aller Kürze und für Laien verständlich beschreiben? Wir untersuchen, wie Zellen miteinander und intern kommunizieren und interagieren. Stellen Sie sich die Zellen wie ein riesiges Kommunikations-Netzwerk vor – wie eine große Schaltzentrale – und dazu eine Kommunikation auf der Basis chemischer Vorgänge mit modernster Technik. Während wir die Komponenten in diesen Netzwerken teilweise schon gut charakterisieren können, ist es immer noch einen große Herausforderungen zu entschlüsseln, wer wann und mit wem redet. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler meiner Arbeitsgruppe erforschen neue Komponenten in diesen Kommunikationsnetzwerken, um diese zu charakterisieren und zu manipulieren.

Und welches Ziel steckt hinter dieser Forschung? Langfristig ist es unser Ziel, die konkreten Signalfunktionen dieser Komponenten zu entschlüsseln und so die Entwicklung neuer therapeutischer Strategien gegen Krebs, Diabetes und Fettleibigkeit zu begleiten.

Was fasziniert Sie besonders an Ihrer Forschung? Ich bin eine anorganische Chemikerin mit einer Faszination für das Biologische. Das ging während meines Studiums in Würzburg los, als wir über die molekulare Ebene von biologischen Prozessen in der Vorlesung gehört haben. Ich sehe mich gerne in einer Schnittstellenfunktion – als Chemikerin mit Sicht auf die so komplexen biologischen Prozesse und einem Fokus auf die Signalübertragung. Mich fasziniert in diesem Sinne, dass die Forschung am FMP einem breiten interdisziplinären Ansatz folgt, der Strukturbiologie, Genetik, Biochemie, Chemische Biologie und Techniken der Bildgebung miteinander verknüpft.

Sie entwickeln keine neuen Medikamente? Nein, wir machen Grundlagenforschung am Anfang der Kette: Wir untersuchen die biologische Funktion der Proteine und bioaktiver Moleküle, ihre molekularen Mechanismen und Ursachen, sozusagen als Vorstufe zur Ergründung von Wirkstoffen für neue Therapeutika.

Viele Wissenschaftlerinnen beklagen Hindernisse auf ihrem Karriereweg – auch, wenn es darum geht, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Wie beurteilen Sie die Situation? Oft sind die Chancen vielleicht gleich, aber die Umsetzung ist anders. Frauen sind – wenn ich aus meiner Erfahrung spreche – oft zurückhaltender, wenn es darum geht, gewisse Chancen auch einzufordern. Auf der anderen Seite ist es auch für junge Männer oft schwer. Ich war vor kurzem auf dem Jung-Chemikerinnen-Forum. Ein Thema dort war die Beobachtung, dass es Männern durchaus auch als fehlende Motivation oder Schwäche ausgelegt werden kann, wenn sie Elternzeit einfordern.

Gibt es Unterschiede zwischen Amerika und Deutschland? In den USA kam es mir ein bisschen ‚selbstverständlicher‘ vor, dass Männer und Frauen gleichberechtigt ihrem Karriereweg folgen. Auf dem Campus in Princeton gab es so viele junge Wissenschaftler-Familien – es war ganz normal, dass beide Ehepartner gearbeitet haben. Die Frage, ob es den Kindern schadet, wenn sie in die Kita gehen, wurde nicht diskutiert.

Und wie schaffen Sie den Spagat? Hier in Berlin gehe ich manchmal kreative Wege; wir haben eine tolle Gruppe und ich kann mich auf meine Mitarbeiter verlassen. Diese kommen, wenn die Kinder krank sind und ich von zu Hause arbeite, auch mal zu mir nach Hause. Für mich persönlich sind meine Kinder ein toller Gegenpol zur Wissenschaftswelt – beispielsweise durch einen hundertprozentigen Kontrollverlust, den ich schon mal erfahre, wenn ich nach Hause komme (lacht).

Haben Sie einen Rat für junge Wissenschaftlerinnen? Sie sollten mutig den eigenen Leidenschaften folgen und tolle Chancen nutzen, wenn sich diese ergeben. Optimistisch zu bleiben und sich keine Rollenbilder von außen oktroyieren zu lassen, ist ebenfalls wichtig. Viele Varianten sind möglich, man kann die passende finden, aber man muss sich trauen. Im Kontext Familie, also im Privaten muss – das habe ich gelernt – nicht immer alles absolut perfekt getan werden. Kinder helfen beim Relativieren.

An welche Begebenheit aus Ihrem Würzburger Studium erinnern Sie sich besonders gerne? An die Weinfeste und daran, dass wir eine so gute Gemeinschaft während unseres Studiums gebildet haben. Unser Studiengang war relativ verschult, und wir haben fast das ganze Studium in einer Gruppe zusammen verbracht.

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