Neuer Ärztlicher Direktor am UKW
17.02.2021Jens Maschmann ist neuer Ärztlicher Direktor des Uniklinikums Würzburg. Der Pädiater beschäftigt sich seit knapp zwei Jahrzehnten in verantwortlichen Positionen mit dem Management und der Weiterentwicklung großer Krankenhäuser.
Der Start als Ärztlicher Direktor des Uniklinikums Würzburg (UKW) Anfang Januar dieses Jahres war für Professor Jens Maschmann eine räumliche Rückkehr zum Beginn seiner Medizinkarriere: 1988 leistete der in Bad Urach aufgewachsene Schwabe (Jahrgang 1969) einen Teil seines Bundeswehrdienstes an der Sanitätsschule der Luftwaffe am damaligen Standort Klingholz, nur 18 Kilometer südlich von Würzburg. Es schloss sich von 1989 bis 1996 das Humanmedizin-Studium an der Universität Tübingen an, bereichert durch einen zwischengeschalteten, einjährigen Erasmus-Studienaufenthalt in Bordeaux.
Ehemaliger Kinderarzt am Uniklinikum Würzburg
Klinische Erfahrungen sammelte Jens Maschmann anschließend als Arzt im Praktikum und Assistenzarzt an der Universitäts-Kinderklinik Tübingen unter Leitung von Professor Christian Speer. Als dieser im Jahr 1999 zum Direktor der Würzburger Universitäts-Kinderklinik berufen wurde, folgte ihm der damals 30-Jährige in die mainfränkische Metropole. Hier legte er im Jahr 2002 die Facharztprüfung für Pädiatrie ab.
„Parallel zur kinderärztlichen Arbeit habe ich mich in das damals aufkommende leistungsgerechte Fallpauschalensystem, auch bekannt als DRG-System, eingearbeitet. Hinzu kamen diverse Digitalisierungsaufgaben an der Kinderklinik“, berichtet Maschmann. Aufgaben, die ihm nicht schwerfielen, denn nach eigenen Worten interessierte ihn die Optimierung von Abläufen im ärztlichen Alltag schon vorher. Für noch mehr Detail-Know-how in diesem Themenfeld absolvierte er im Jahr 2002 die Zusatzausbildung „Medizinische Informatik“. „Insgesamt wurde damals mein Interesse geweckt, zu verstehen, wie der ‚Organismus Klinikum‘ funktioniert und wie er sich gestalten lässt“, sagt der Ärztliche Direktor heute rückblickend.
Wechsel zu Strategischer Planung und Qualitätsmanagement
Mit diesem Interesse und den dazu bereits erworbenen „handwerklichen“ Kenntnissen qualifizierte er sich für eine im Jahr 2002 ausgeschriebene Stelle als Leiter der Stabsstelle Strategische Planung am Evangelischen Krankenhaus in Bielefeld, die er bis 2006 ausfüllte. „Anfangs war ich innerlich noch hin- und hergerissen zwischen einer Laufbahn als Kinderarzt und einer managementorientierten Verwaltungskarriere“, bekennt der empathische Mediziner. Für den letztlich gewählten zweiten Weg sammelte er in den folgenden Jahren weiteres Wissen: mit der Zusatzbezeichnung „Ärztliches Qualitätsmanagement“ in 2004 und der Ausbildung zum KTQ-Visitor in 2006. KTQ ist die Abkürzung zu „Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen“. Dahinter steht eines der führenden Zertifizierungsverfahren für Krankenhäuser in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Auch das UKW ist seit 2013 KTQ-zertifiziert.
„Ich halte die im Qualitätsmanagement gepflegten Prinzipien der kontinuierlichen Verbesserung und der Risikominimierung gerade in Krankenhäusern für fundamental wichtig“, unterstreicht Maschmann. Um hier die Entwicklung mit voranzutreiben, engagiert er sich seit dem Jahr 2005 in verschiedenen Positionen in der Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Gesundheitsversorgung (GQMG). Seit dem Jahr 2017 ist er deren Vorsitzender.
In Jena Bau-Erfahrungen gesammelt
Während seiner Zeit in Bielefeld schuf das Uniklinikum Tübingen eine Stelle, die Jens Maschmann zurück an den Neckar und in die Universitätsmedizin zog: Im Jahr 2006 wurde er Geschäftsführer des dortigen „Zentralbereichs Medizin: Struktur-, Prozess-, Qualitätsmanagement“. Auch hier erweiterte er sein fachliches Rüstzeug, unter anderem durch ein berufsbegleitendes Studium zum Master of Business Administration an der SRH-Fernhochschule Riedlingen zwischen 2007 und 2009.
Im Jahr 2014 lockte ihn die ausgeschriebene Stelle als Medizinischer Vorstand ans Uniklinikum Jena (UKJ). „Besonders herausfordernd und dadurch attraktiv war hierbei die seinerzeit laufende Zusammenführung der Patientenversorgung am Klinikstandort in Jena-Lobeda. Eine Maßnahme, die mit einem der bundesweit größten Bauvorhaben im Krankenhausbereich verbunden war“, erläutert Maschmann. Neben seinen Managementaufgaben am UKJ nutzte er die vergangenen Jahre, um seine wissenschaftliche Entwicklung abzurunden: In 2015 habilitierte er an der Uni Tübingen in der Kinder- und Jugendmedizin und wurde dort im vergangenen Jahr außerplanmäßiger Professor für dieses Fach.
Geplante Erweiterung des UKW als einer der „Pull-Faktoren“
Jena war seine letzte Karrierestation vor dem Wechsel ans UKW. Was waren die Beweggründe für diesen weiteren Neustart? „Zum einen bin ich Würzburg und der Region aus meiner Zeit an der Universitäts-Kinderklinik nach wie vor sehr verbunden. Zum anderen habe ich aus der Ferne die sehr erfolgreiche Entwicklung der Würzburger Universitätsmedizin in den letzten Jahren interessiert mitverfolgt“, erläutert Maschmann.
Ein wichtiger „Pull-Faktor“ war für ihn das Erweiterungsgelände Nord des UKW. Auf dem im Jahr 2019 erworbenen, zehn Hektar großen Areal will sich das Uniklinikum in den kommenden Jahren und Jahrzehnten baulich und strukturell weiterentwickeln. Unter anderem sollen dort ein neues Zentrum Frauen-Mutter-Kind und eine neue Kopfklinik entstehen. „Nachdem ich in Jena die Endphase eines solch großen Bauvorhabens begleiten konnte, freue ich mich jetzt darauf, ganz am Anfang einer so entscheidenden Entwicklung dabei sein zu können“, betont der Direktor.
Bis auf dem Erweiterungsgelände Nord die Bagger rollen, sind eine Reihe von großen Baumaßnahmen im Bestand des UKW erfolgreich abzuwickeln – auch dies ist laut Maschmann mit fordernden Führungsaufgaben verbunden.
Masterplan für die Standortentwicklung erarbeiten
Auf seiner Agenda steht ferner die Ausarbeitung eines Masterplans für die sonstige Entwicklung des Standorts. Wichtige Punkte dabei sind beispielsweise das Zusammenspiel des UKW mit außeruniversitären Einrichtungen oder die weitere Ausgestaltung von wegweisenden Strukturen wie dem NCT WERA. Die Abkürzung steht für das „Nationale Centrum für Tumorerkrankungen“, das von einem Verbund der Universitäten und Universitätsklinika in Würzburg, Erlangen, Regensburg und Augsburg getragen wird. Die Federführung des vom Bundesforschungsministerium geförderten Netzwerks hat die Würzburger Universitätsmedizin mit dem Comprehensive Cancer Center Mainfranken.
„Was die tägliche Arbeitswelt am UKW angeht, freue ich mich als Teil des Vorstands darauf, mit allen Berufsgruppen ein Vorgehen zu definieren, das einerseits eine weiterhin bestmögliche Patientenversorgung gewährleistet und anderseits die Voraussetzungen schafft, dass die Arbeit am Klinikum auch Spaß macht“, kündigt der Ärztliche Direktor an.
Non-Covid-Patienten im Blick behalten
Ein aktueller Prüfstein dabei ist natürlich das Management der Corona-Pandemie. „Hier muss unser Ziel sein, auch in Zukunft einen ‚atmenden‘ Klinikbetrieb zu ermöglichen: In Phasen mit höherem Aufkommen an Covid-19-Patienten müssen wir für diese den erforderlichen Platz schaffen; werden es weniger, können wir wieder zurückfahren. Und dies unter der Maßgabe, dass auch für die Non-Covid-Patienten immer ausreichend Kapazitäten vorhanden sind“, erläutert Maschmann. Als höchst hilfreich in diesem Prozess empfindet er die am UKW dazu innerhalb des vergangenen Jahres geschaffenen Strukturen, wie die Krankenhauseinsatzleitung (KEL).
Einer der jüngsten Ärztlichen Direktoren Deutschlands
Mit bei Dienstantritt am UKW 51 Jahren zählt Jens Maschmann zu den jüngsten Ärztlichen Direktoren der deutschen Universitätsklinika. Auch die Besetzung mit einem externen Experten ist bislang eher selten – traditionsgemäß übernehmen klinikumsintern langjährig bewährte Klinikdirektoren diese wichtige Führungsaufgabe. „Umso mehr freue ich mich über die Innovationsbereitschaft des Aufsichtsrates des UKW und das in mich gesetzte Vertrauen“, unterstreicht der neue Ärztliche Direktor.
Von: Pressestelle UKW