Professorin Angelika Nußberger über die Zukunft der Menschenrechte
16.12.2024Alumna und Professorin Angelika Nußberger spricht über ihr neues Buch „Frei und Gleich. Die Menschenrechte“ und die Herausforderung, komplexe juristische Themen für alle verständlich zu machen.
Alumna Professorin Angelika Nußberger hat an der Universität Würzburg in den Rechtswissenschaften promoviert. Sie ist Inhaberin des Lehrstuhls für Verfassungsrecht, Völkerrecht und Rechtsvergleichung an der Universität zu Köln. Sie war Richterin (2011 - 2019) und Vizepräsidentin (2017 - 2019) am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.
Frau Prof. Nußberger, was war der Ausschlag für Ihr neues Buch ‚Frei und Gleich. Die Menschenrechte‘ zum jetzigen Zeitpunkt?
Menschenrechte sind Gegenstand einer Vielzahl von wissenschaftlicher Abhandlungen. Aber eigentlich sind die Menschenrechte – wie das Wort sagt – für die Menschen da. Jedem Gerichtsverfahren über eine mögliche Menschenrechtsverletzung liegt eine Geschichte zugrunde. Zumeist sind es sehr bewegende Geschichten, Geschichten von großen Enttäuschungen und Ungerechtigkeiten. Und oftmals ist es nicht so einfach, Antworten auf die Frage zu geben, ob und wie Gerechtigkeit wiederhergestellt werden kann. Das wollte ich zeigen, Ich wollte zum Nachdenken über die Menschenrechte anregen. Und sie zu den Menschen zurückbringen. Das große Glück war, dass Frau Rotraut Susanne Berner, die ich für eine großartige Illustratorin halte, bereit war, das Buch mit mir als „All-Age-Buch“, als ein Buch für alle, zu gestalten. Ich glaube, dass es gut ist, dass dieses Buch zum jetzigen Zeitpunkt erscheint, da es scheint, als würden nur noch die Interessen der Staaten und nicht mehr die Rechte der Menschen zählen.
Was hat Ihnen besonders gut am Schreiben gefallen und was war für Sie die größte Herausforderung?
Es ist eine große Herausforderung, einen komplexen Fall, zu dem die Akten oftmals mehrere hundert Seiten umfassen, knapp auf zwei bis drei Seiten vorzustellen und dies in einer Sprache zu tun, die nicht „juristisch“ anmutet, sondern allgemeinverständlich ist. Besonders gefallen hat mir, dass Frau Berner meine Geschichten in Bilder „übersetzt“ hat und auf diese Weise meinen Geschichten eine zusätzliche Dimension gegeben hat. Ich habe in meinen Texten aufgrund ihrer – in gewisser Weise dialogischen – Bilder immer noch etwas Neues entdeckt.
Und zum Schluss möchte ich Sie fragen, ob Sie sich vorstellen könnten, Ihr Buch im nächsten Jahr (im April oder Mai) bei einer Lesung und einem Gespräch zum Thema vorzustellen?
Ja, bitte entschuldigen Sie, dass ich auf Ihre letzte nette Anfrage noch nicht geantwortet hatte. Wir können ja vielleicht beides miteinander verbinden, eine Lesung und ein Gespräch mit den Studierenden, so wie Sie es ja ursprünglich geplant hatten. Heute war die Lesung in München. Es war besonders schön, zu dritt zu sein zusammen mit dem Lektor Herrn Nolte und mit Frau Berner.
Interview: Michaela Thiel