Gretel Weiß, Ernährungswissenschaft & BWL, „FoodService Europe & Middle East“ (Fachzeitschrift)
02.06.2014Aktuell: Chefredakteurin und Herausgeberin von Wirtschaftsfachzeitschriften Studium: Ernährungswirtschaft und BWL
Gretel Weiß hat in Würzburg BWL studiert, heute gibt sie Fachzeitschriften für die Gastronomie heraus. Im Alumni-Interview beschreibt sie ihren Berufsweg – und verrät, wo sie in Frankfurt derzeit am liebsten isst.
Gretel Weiß hat Ernährungswirtschaft an der Fachhochschule Sigmaringen und danach Betriebswirtschaft an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg studiert. Heute ist sie Chefredakteurin und Herausgeberin der Wirtschaftsfachzeitschriften „food-service“ und „FoodService Europe & Middle East“ bei der Verlagsgruppe Deutscher Fachverlag in Frankfurt am Main. Für herausragende Verdienste um die Gastronomie erhielt sie 2011 den Warsteiner Ehrenpreis.
Frau Weiß, im Fernsehen laufen zahllose Kochsendungen und eine Heerschar smarter Jungköche setzt immer neue Akzente – Kochen liegt voll im Trend. Bei Ihnen auch?
Ja, natürlich koche ich gerne. Die Food- und Ess-Kulturen der Welt kennenzulernen, privat und geschäftlich: Das war und ist mein ganz großes Hobby seit einem ersten Japan-Besuch Anfang der 1970er-Jahre. Die asiatischen Küchen haben mein Essverhalten mindestens ebenso stark beeinflusst wie die schwäbische Kost meiner Heimat. Aktuell gehört ein Klassiker der vietnamesischen Küche zu meinen absoluten Lieblingsspeisen: Pho, eine All-in-one-Suppe. In Frankfurt isst man die am besten im Vipho. Das Restaurant gehört zwei jungen Leuten aus Hanoi, die Tag für Tag zeigen, wie Globalisierung auch funktionieren kann – nämlich pro Essvergnügen. Übrigens, beim Trinken war es Frankenwein, genauer gesagt Silvaner, der meine Ansprüche an den Keller zuhause und in der Gastronomie am meisten geprägt hat. Würzburg und seine Weinfeste lassen für immer grüßen!
So viel Begeisterung fürs Essen! Warum haben Sie da eigentlich Betriebswirtschaft studiert?
Essen und Trinken waren für mich von Kindheit an wichtige Themen. Ich bin auf einem kleinen Bauernhof in Schwaben geboren und aufgewachsen. Für mich als älteste Tochter hatten meine Eltern das Leben einer Bäuerin vorgesehen – ich wurde auf die Landfrauenschule geschickt und richtig in ländlicher Hauswirtschaft ausgebildet. Doch es kam anders: Beim Fachhochschulstudium der Ernährungslehre waren die BWL-Stunden schnell mein absolutes Lieblingsding. Meine Diplomarbeit habe ich dann auch über „Kosten- und Leistungsstrukturen in der Gemeinschaftsverpflegung“ geschrieben. Mit dem Abschluss in der Tasche habe ich mich voller Lebenslust nach Würzburg aufgemacht. Was dann kam, waren fünf vollgepackte Jahre mit Studium, Weltreisen und Jobs bei meinem heutigen Arbeitgeber. So gesehen haben sich bei mir die Disziplinen Betriebswirtschaftslehre und Gastronomie gegenseitig hochgeschaukelt.
Warum haben Sie sich letzten Endes für den Pressebereich entschieden?
Neugierde und Lust zur Analyse. Wie sehen Ursachen-Wirkungszusammenhänge aus? Welche Menschen verbergen sich hinter unternehmerischen Erfolgen? Was treibt Pioniere in ihrer Besessenheit an? Solche Dinge muss man herausfinden wollen, und das ist eine großartige Arbeit. Man darf mit beiden Händen in den Reichtum einer Volkswirtschaft greifen, darin herumwühlen, Wissenswertes herausholen und es publizistisch aufbereiten.
Was ist Ihre beste Erinnerung an die Studienzeit in Würzburg?
Vor allem das Fach Industriebetriebslehre: Wie funktioniert der Wertschöpfungsprozess eines Unternehmens, wie wachsen und gedeihen Firmen? Was wir da auf wissenschaftlicher Ebene gelernt haben, hat mir vor allem in den ersten zehn Jahren als stellvertretende Chefredakteurin richtig viel Vorsprung verschafft – Vorsprung bei der Positionierung unserer Blätter als Wirtschaftsfachzeitschriften. Mein Chef in diesen Tagen war Volkswirt – eine ideale Ergänzung.
Was raten Sie Studierenden, die eine ähnliche Karriere einschlagen möchten?
Keine einfache Frage. Im Journalismus ändert sich aktuell so viel, dass keiner wirklich weiß, wie die Strukturen der Medien in 10 bis 20 Jahren aussehen. Auf keinen Fall sollte man seine Berufsentscheidung danach treffen, wo man wahrscheinlich das meiste Geld verdient. Vielmehr sollte man sich fragen, wo man seine Fähigkeiten und Interessen einbringen möchte. In meinen jetzt über 40 Berufsjahren hat der Zufall so oft eine so große Rolle gespielt, dass geplante Schritte eher die Ausnahme waren. Ich hätte zum Beispiel auch gerne in Australien ein Event-Catering-Unternehmen aufgebaut. Aber es hat sich eben nicht ergeben, obwohl ich zwei Mal für längere Zeit dort war.
Vielen Dank für das Gespräch!