Jan Haft, Seine Leidenschaft zur Natur
01.03.2010Aktuell: Natur-Dokumentarfilmer Studium: Geologie/Pantäologie
Jan Haft hat an der Universität Würzburg Geologie/Paläontologie studiert. Der Naturfilmer hat sich sich mit seiner Firma nautilus Film GmbH selbstständig gemacht und nach mehr als 30 Auszeichnungen für seinen Film "Die Wiese" im Jahr 2005 jüngst zweimal die Auszeichnung "Beste Kamera" für seinen Film "Mythos Wald" in den USA und Großbritannien erhalten.
Herr Haft, was sagen Sie zu Lieblingspflanze, -landschaft, und -tier?
Meine Lieblingspflanzengesellschaft ist die der Feuchtwiese, samt Sibirischer Schwertlilie, Sumpfstendelwurz, Klappertopf und Großer Wiesenknopf. Ein Ensemble aus Arten, das unter dem Druck des Biogas-Irrwegs immer mehr aus unserer Landschaft verschwindet.
Mein Lieblingstier ist die Giraffe. Die Wände meins Arbeitszimmers schmücken zahlreiche gemalte Giraffen und auf meinem Schreibtisch steht eine ganze Giraffenherde aus Lego - von meinen Kindern.
Und meine Lieblingslandschaft ist das Voralpenland mit seinen eiszeitlichen Schotterterassen und Moränen, Mooren und Seen.
Wie und wann haben Sie Ihre Leidenschaft für das Thema Natur entdeckt?
Soweit ich weiß gab es nie einen Biologen unter meinen Vorfahren, aber solange ich zurückdenken kann, war ich von Tieren begeistert, vor allem von Reptilien. Kulturausflüge mit den Eltern nutzte ich immer, um Tiere zu suchen.
So wälzte ich als Kind, auf der Suche nach Geckos, auch historische Steine - etwa auf der Akropolis oder in Knosssos - zum Unmut meiner Eltern. Später haben sie mein nicht zu bändigendes Naturinteresse nicht nur akzeptiert sondern auch stark unterstützt.
Wie und warum haben Sie den Weg hinter die Kamera angetreten?
Als Kind habe ich Heiz Sielmann verehrt, aber auch Jaques Cousteau und Bernhard Grzimek. Das waren für mich die größten Vorbilder, die ich je hatte. Der Rest war Zufall: Ein Filmemacher war auf der Suche nach Kreuzottern und fand keine. Als 13-Jähriger konnte bzw. durfte ich ihm helfen. Er nahm mich fortan immer wieder und immer öfter und weiter mit und so konnte ich langsam in den Beruf des Tierfilmers hineinwachsen.
Für einen Film über "Steppen und Wüsten in Deutschland" besuchte mich besagter Filmemacher 1991 übrigens auch in Würzburg, wo wir auf den Maintrockenrasen ein paar schöne Tage mit dem Drehen von Bienenragwurz, Segelfalter & Co. verbrachten.
Was hat Sie danach zum Schritt in die Selbstständigkeit bewogen? Was würden Sie Menschen mit einer ähnlichen Idee als Tipp mit auf den Weg geben wollen?
Ich wollte Herr über meine Themen, meine Arbeitszeiten und meine Zukunft sein. Also wagte ich den Sprung in die Selbstständigkeit. Die ersten Jahre verdiente ich kein Geld, sondern kaufte Kameras und filmte mit geliehenem Geld von der Bank und von Verwandten.
Das ist vielleicht das Wichtigste für Existenzgründer in solchen Nischenberufen: Man braucht einen langen Atem und viel Durchhaltevermögen, nicht nur wenn man, wie in unserem Fall, im Tarnversteck sitzt.
Ihre Filme werden in vielen Ländern gezeigt. Können Sie generell eine kulturell-spezifische Haltung zur Umwelt und Natur feststellen und falls ja welche?
Natürlich. In Amerika wollen die Zuschauer Raubtiere auf der Jagd sehen und spektakuläre Szenen. In Deutschland lieber schöne Landschaften mit Schmetterlingen und Vögeln. So könnte man es etwas überspitzt beschreiben. In England, das ja die größte Tradition im Naturfilm hat, erwartet der Zuschauer eine Mischung aus Ästhetik, Information, Romantik und natürlich auch etwas Aufregung.
Im deutschen Tierfilm hat sich viel getan in den letzten 15 Jahren, das belegen die Erfolge auf den großen Festivals weltweit. Die Filme sind nicht nur in technischer Hinsicht sehr aufwändig geworden und bieten dem Zuschauer immer wieder neue An- und Einsichten. Da die Einschaltquoten im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nach wie vor gut sind glaube ich, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Welchen Appell würden Sie gerne loswerden?
Ich kann nur jedem raten, der eine Leidenschaft hat, seine Ziele hartnäckig zu verfolgen. Zu viele Stimmen warnen und mahnen unterwegs.
Aber wenn man immer nur den Weg der Vernunft geht, verbaut man sich viele Chancen.
Vielen Dank für das Gespräch!