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Laura Wicke, Biologie

23.04.2021

Alumna Laura Wicke studierte an der Uni Würzburg Biologie und schloss mit dem Master ab. Seither ist sie als Doktorandin an der JMU beschäftigt.

Portrait Laura Wicke, Foto Daniel Ryan
Foto: Daniel Ryan

Hallo Laura, Du hast an der Julis-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) Bachelor und Master Biologie erfolgreich abgeschlossen. Seitdem bist Du Doktorandin unserer Universität. Worum handelt es sich in Deinem Promotionsprojekt?

Mein (Joint PhD) Promotionsprojekt umfasst die Entdeckung und Charakterisierung von Bakteriophagen-codierten kleinen RNAs (small RNAs) und RNA-Bindeproteinen. Bakteriophagen sind Viren, welche nur Bakterien infizieren und dadurch abtöten können. Diese bakteriellen Viren sind bereits seit über 100 Jahren bekannt und wurden vor einiger Zeit wiederentdeckt, da sie in der Lage sind multiresistente Keime abzutöten. Jedoch sind die molekularen Prozesse in der bakteriellen Zelle während der Infektion noch recht unbekannt, was z.B. dazu führt, dass Phagen nicht in der medizinischen Therapie eingesetzt werden können. Mit meinem Promotionsprojekt möchte ich ein bisschen Licht in die Regulierung dieser bakteriellen Viren bringen und dabei die Rolle von kleinen RNAs erforschen, sowie von Proteinen, die diese binden können. Ich hoffe, damit einen kleinen Teil dazu beizutragen, dass diese Viren in der Zukunft als Therapiemöglichkeit in Deutschland zugelassen werden können!

Machst Du Deine Promotion kumulativ oder schreibst Du an einer Monographie? Wer betreut Deine Arbeit an der JMU?

Ich werde eine Monographie schreiben. Zum einen sind die Regelungen der Universität Würzburg sowie der KU Leuven unterschiedlich was die Anzahl an Veröffentlichungen für eine kumulative Promotion angeht und viel wichtiger, ich persönlich finde eine Monographie einfach besser, da man eine runde Geschichte erzählen kann. Mein Betreuer hier an der JMU bzw. am IMIB ist Prof. Jörg Vogel. Er ist Experte auf dem Gebiet der RNA Forschung und spezialisiert auf kleine bakterielle RNAs. Zudem hat er 2016 eines der wichtigsten RNA-bindenden Proteine (Hfq) in Bakterien entdeckt. Somit passt mein Promotionsprojekt ideal zu seiner Expertise.

Seit Oktober 2018 bist Du in Belgien an der renommierten KU Leuven tätig. Wie kam es dazu und welche Vorteile bringt es für Dein Forschungsthema? Wie ist die Betreuung dort vor Ort?

Diesen Umstand habe ich einer Begegnung während meiner Masterarbeit zu verdanken. Prof. Jörg Vogel organisierte ein Seminar zu welchem er Prof. Rob Lavigne von der KU Leuven als Gastsprecher einlud, um seine Forschung an Bakteriophagen vorzustellen. Ich arbeitete zu dieser Zeit mit einem Bakteriophagen aus dessen Labor und war daher natürlich Feuer und Flamme mehr über dessen Forschung (an Bakteriophagen) zu erfahren. Das war meine erste Begegnung mit Prof. Lavigne. Während der Arbeit an meiner Masterthesis stellte sich dann für mich natürlich die Frage: „Was mache ich jetzt?“, gerade weil ich wusste, ich möchte weiterhin mit Phagen arbeiten. Zu meiner Freude und Überraschung offerierte mir Prof. Vogel die Möglichkeit einer Promotion in Kooperation mit Prof. Lavigne (Joint PhD). Ich war begeistert, da diese Kooperation große Vorteile und Stärken mit sich bringt: Durch den Bakteriophagen-Schwerpunkt kann ich Experimente, die diesen betreffen in Leuven durchführen, während ich Experimente, die RNA-basiert sind, hier in Würzburg durchführen kann. Ich habe somit für beide Schwerpunkte meiner Dissertation, jeweils einen Experten, der mir den Rücken stärkt. Dies ist nicht oft der Fall und ich bin sehr dankbar für diese Möglichkeit, die mir offeriert wurde und dass ich weiterhin an Bakteriophagen forschen kann.

Wie hast Du die Zeit vor COVID-19 und mit COVID-19 in Leuven erlebt? Schaut man da mit einem vergleichenden Blick nach Deutschland?

Leuven ist auf Grund der Universität sowie einiger internationaler Unternehmen und Start-Ups eine sehr junge und dynamische Stadt. Abends ein Bier auf dem Oude Markt trinken gehen oder sich einfach auf dem Ladeuzeplein treffen um eine Kleinigkeit zusammen essen, das war vor COVID-19 ganz normal und das Schöne war, dass sich viele Menschen aus den verschiedensten Ländern, Altersgruppen und Berufsgruppen einfach gemischt haben. All diese Spontanität und das Gewusel ist natürlich durch COVID-19 und die damit verbundenen strengen Regeln, verschwunden. Da bekommt man schon ein bisschen Wehmut, wenn man sogar samstags kurz in die Stadt läuft und kaum eine Menschenseele trifft. Aber natürlich ziehe ich auch immer Vergleiche zu Deutschland oder diskutiere Entscheidungen dort mit den Kollegen in Belgien. Gerade wenn es um Lockdowns, Maskenregelungen oder Reiseverbote geht, denn es gibt schon einige Unterschiede. Aber ich hoffe, dass ich am Ende meiner Zeit hier in Belgien wieder ein kaltes Stella Artois mit meinen Kollegen auf dem Oude Markt genießen kann!

Jetzt besuchst du in den Osterferien Würzburg. Welche Verbindung hast Du zu Würzburg außer des Studiums?

Ich habe immer noch eine sehr enge Verbindung zu Würzburg und der Umgebung, sowohl privat als auch beruflich! Einige meiner Experimente kann ich zum Beispiel besser hier im Labor (in Würzburg) durchführen und daher habe ich eine starke berufliche Bindung zu Würzburg. Außerdem leben viele meiner Freunde, die ich durch oder während des Studiums kennengelernt habe, noch immer hier oder zum Beispiel in Bamberg oder Nürnberg. Und natürlich ein weiterer, sehr wichtiger Punkt ist mein Lebensgefährte, der in Würzburg lebt und den ich natürlich oft besuchen komme. Das alles zusammen, sowie meine Studienzeit, haben dazu geführt, dass Würzburg meine Heimat geworden ist und ich hoffe, dass sich dies nicht so schnell ändern wird.

Quo vadis nach der Promotion? Was sind Deine Pläne für die Zukunft?

Puh, das ist eine gute Frage. Da ich noch ein bisschen Zeit habe, bis ich eine Entscheidung treffen muss, habe ich mir das noch nicht im Detail überlegt. Aber eins ist für mich sicher: Ich möchte weiterhin mit Phagen arbeiten! Ich habe durch die verschiedenen „Meilensteine“, wie Bachelorarbeit, Internship an der DSMZ in der Phagenforschungsgruppe, Masterarbeit und jetzt meiner Promotion, viel Neues und Interessantes gelernt und ich bin immer noch fasziniert wie so etwas Kleines wie ein Bakteriophage, so effizient ein Bakterium abtöten kann, welches für einen Menschen eine tödliche Gefahr darstellt. Deshalb möchte ich auf jeden Fall in diesem Forschungsgebiet bleiben! Allerdings hoffe ich auch, dass ich in Würzburg oder der Umgebung bleiben kann, da es für mich mein Zuhause geworden ist. Daher werde ich die nächsten zwei verbleibenden Jahre abwarten und hoffe, dass es vielleicht mit einem Quäntchen Glück eine Forschungsgruppe an der JMU geben wird oder eine Firma, die sich diesen bakteriellen Viren annimmt und ich mit meiner Erfahrung ein Teil davon werden kann.

Vielen Dank für das Gespräch und ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg!

Das Gespräch führte Stan Pilischenko, ESF-ZDEX Manager an der Universität Würzburg.

 

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