Miriam Bley, Lehramt, Profi-Schiedsrichterin
11.07.2019Unsere Alumna Miriam Bley schlägt nach dem erfolgreich absolvierten Lehramtsstudium eine Laufbahn als Profi-Schiedsrichterin im Tennis ein und fliegt heute von Court zu Court.
Frau Bley, natürlich möchten wir gleich zu Anfang wissen, wie Sie zu Ihrem spannenden und ungewöhnlichen Beruf gekommen sind. Zum Schiedsen bin ich eher zufällig gekommen: Beim Bezirkslehrgang für den C-Trainerschein war der Bezirksoberschiedsrichter in Unterfranken verpflichtend, und von da an nahmen die Dinge ihren Lauf. Anfangs hatte ich überhaupt keine Vorstellung, was mich erwartet und welche Möglichkeiten sich mir auftun. Aber: Ich war und bin weiterhin absolut positiv überrascht: Ich habe nette Kollegen und Turnierveranstalter kennengelernt, viele neue Freunde gewonnen, viele interessante Städte und Länder bereist, sowohl in Deutschland als auch weltweit, und habe gelernt, neue Herausforderungen zu meistern.
Was lieben Sie besonders an Ihrem Beruf? Schiedsen bedeutet für mich neben der kurzweiligen Arbeit auf dem Stuhl auch die Möglichkeit, meine eigenen Grenzen und meine Belastbarkeit in Stress-Situationen austesten zu können. Auch muss man in der Lage sein, schnell zu reagieren und gut kommunizieren zu können. Außerdem liebe ich es Tennis zu schauen. Und als Schiedsrichter habe ich den besten Platz im Stadion.
Und was gefällt Ihnen nicht so sehr am Schiedsrichterdasein? Da ich viel reise, bin ich sehr selten zu Hause und sehe meine Familie kaum. Die wenige Zeit, die ich dann daheim bin, genieße ich richtig. Man lernt seine Heimat viel mehr zu schätzen.
Sie fliegen viel, sind überall in der Welt unterwegs. Wie schaffen Sie es, fit zu sein für die jeweiligen Turniere? So lange man „nur“ in Europa unterwegs ist, ist die Vielfliegerei eigentlich kein Problem, aber außerhalb Europas habe ich immer mal wieder mit dem Jetlag zu kämpfen. Mit der Zeit lernt man jedoch gewisse Tricks und kommt dann damit auch ganz gut zurecht.
Wie anstrengend ist denn Ihr Job auf dem Schiedsrichterstuhl? Vor allem bei Freiluftturnieren bin ich häufig dem unterschiedlichsten Wetter ausgesetzt. Das hört sich nicht so anstrengend an, ist es aber doch. Wenn man in einer Woche mit vier Lagen Bekleidung bei unter 10 Grad mehrere Stunden draußen sitzt und anschließend im anderen Extrem bei 35 Grad, dann fällt man abends nur noch müde ins Bett. Ansonsten haben wir, vor allem am Anfang der Woche, wenn der Spielplan voll ist, recht lange Tage, und noch längere, wenn man sie in der Halle verbringen muss und die Platzanzahl begrenzt ist. Da bin ich schon mal zehn bis vierzehn Stunden auf der Anlage, was ebenfalls strapaziert.
Welche Eigenschaft sollte man in Ihrem Beruf unbedingt mitbringen? Gute Augen sind natürlich am wichtigsten, aber auch eine gewisse Flexibilität sollte man haben. Manchmal ändert sich die Einteilung kurzfristig, und man wird in ein anderes Land geschickt als geplant, oder man muss kurzfristig einspringen, wenn ein Schiedsrichter ein längeres Match hat. Selbstverständlich muss man auch dazu in der Lage sein, in einer Gruppe von unterschiedlichen Charakteren überleben zu können, was nicht immer leicht ist.
Haben es Frauen schwerer, sich in Ihrem Berufsfeld zu etablieren? Mittlerweile werden Frauen mehr und mehr gefördert, besonders von der Women’s Tennis Association, aber auch die International Tennis Federation ist auf den Zug aufgesprungen. Manch männlicher Spieler hat aber auch heute noch so seine Probleme mit weiblichen Schiedsrichtern, aber da muss er dann durch. Auch die Deutsche Tennis Schiedsrichtervereinigung sucht immer neue Gesichter, genauso wie der Bayerische Tennis-Verband.
Zum Schluss: An welche Episode aus Ihrer Würzburger Studienzeit erinnern Sie sich besonders gerne? Da gibt es viele. Im Sportstudium war immer was los. Besonders gerne erinnere ich mich an die Skikurse und eher weniger gern an den Eislaufkurs – das war so gar nicht meins. In der Anglistik hat mich immer die Literatur und deren Analyse am meisten interessiert. Lesen gehört auch heute noch zu einer meiner Lieblingsbeschäftigungen; sei es auf Englisch oder Deutsch.