Mit Unternehmensverantwortung zum Weltmarktführer
30.09.2021Dr. Christian Seynstahl ist Referent Regionalentwicklung der IHK Würzburg-Schweinfurt, zugleich Teamleiter des Bereichs Standortpolitik. Als IHK-Fachreferent setzt er sich für die Gesamtinteressensvertretung der regionalen Wirtschaft Mainfrankens sowie eine wirtschaftsverträgliche und nachhaltige Regionalentwicklung in Mainfranken ein. Er ist weiterhin Beiratsmitglied des Zentrums für Regionalforschung (ZfR) an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Das ZfR setzt sich für die nachhaltige Entwicklung der Region Unterfranken ein und fungiert als Sammelbecken für verschiedene Projektgruppen in den Bereichen der Angewandten Forschung und der Grundlagenforschung (integrierte ländliche und regionale Entwicklung, Klimafolgenforschung, Kulturraumforschung etc.) und ist somit ein gutes Beispiel für gelebte Corporate Regional Responsibility. Als Autor publiziert er zu Themen der Regionalgeographie.
Christian, was war Eure Motivation, das Buchprojekt umzusetzen - was hat Dir daran besonders gut gefallen, was war schwierig?
Corporate Social Responsibility (CSR) beschreibt die unternehmerische Verantwortung Ökonomie, Ökologie, Gemeinwesen und Arbeitsplatz und hat in den letzten Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen. Viele Unternehmen leisten bereits heute einen enormen gesellschaftlichen Beitrag, oft ohne, dass es in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Das liegt leider auch daran, dass viele Unternehmen wenig zu ihrem CSR-Engagement berichten. Was dieses Buchprojekt so interessant gemacht hat war, dass wir die Leistungen im Bereich CSR bei deutschen Hidden Champions in den Fokus genommen haben, sprich Unternehmen, die zwar wirtschaftlich enorm erfolgreich (TOP 3 im Weltmarkt oder Spitzenplatz auf dem Heimatkontinent, ein jährlicher Umsatz von über fünf Mrd. Euro) gleichzeitig aber kaum bekannt sind. Im Buch kommen zu diesem Thema sowohl Experten mit Fachbeiträgen als auch Hidden Champions selbst zu Wort. Unternehmen wie Alfred Kärcher SE & Co. KG, ElringKlinger AG, Fränkische Rohrwerke Gebr. Kirchner GmbH & Co. KG, Kion Group AG, Nemetschek Group, Software AG, Symrise AG oder die va-Q-tec AG zeigen in ihren Beiträgen, dass deutsche Hidden Champions im Bereich Nachhaltigkeit und CSR sehr aktiv sind. Dabei sorgen sie durch ihre internationale Ausrichtung dafür, dass durch ihre CSR-Strategie auch in den Produktionsländern Nachhaltigkeitsstandards verankert werden. Man könnte also sagen, CSR ist ein Exportgut deutscher Hidden Champions. Schwierig war hauptsächlich, dass sich durch den Ausbruch der Corona-Pandemie das Projekt etwas in die Länge gezogen hat. Aber sonst würde ich sagen, dass die positiven Eindrücke deutlich überwogen haben und wir als Herausgeber nun zu Recht stolz auf gelungenes Buch sein dürfen.
Warum ist eine nachhaltige Entwicklung aus Deiner Sicht für Unternehmen sinnvoll (und vielleicht sogar ökonomisch?)?
Unternehmen betreiben Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung nicht aus Gutmenschentum heraus, vielmehr sind beide Bereiche fester Bestandteil ihrer strategischen Ausrichtung. Wie im Buch an mehreren Stellen deutlich wird, ist CSR quasi Teil der unternehmerischen DNA. Dabei profitieren sie in mehrerlei Hinsicht, sei es durch die Einsparung von Ressourcen, die Wahrnehmung als attraktiver Arbeitgeber, das positive Image und einiges mehr. Derzeit entsteht der Eindruck durch regulatorische Eingriffe auf der ordnungspolitischen Ebene – man denke an das Lieferkettengesetz, die Sustainable-Finance-Regelung oder die Corporate Social Responsibility Directive –, dass Unternehmen gezwungen werden müssten, um einen Beitrag gegen Armut, Hunger, Klimawandel, Umweltzerstörung und Menschrechtsverletzungen zu leisten. Aber das Gegenteil ist bereits der Fall. Das zu zeigen war ebenso eine Motivation, dieses Buch zu veröffentlichen.
Wie würdest Du die regionale nachhaltige Regionalentwicklung in Mainfranken umreißen - welche besonderen Herausforderungen und Chancen siehst Du?
Wir befinden uns in einer Zeit des Umbruchs. Digitalisierung, demographischer Wandel, Klimawandel und Globalisierung schreiten voran und verlangen auf verschiedenen Ebenen – gesellschaftlich, wirtschaftlich, politisch – neue Lösungen. Diese Entwicklung betrifft jetzt nicht ausschließlich Mainfranken, allerdings spüren wir bereits die Auswirkungen auch bei uns in der Region. Wo wir wahrscheinlich stärker betroffen sind, ist im Bereich des Klimawandels. Da drängt die Zeit besonders. Allerdings müssen wir alle gesamtgesellschaftlichen und wirtschaftlichen Formen des Wandels im Blick behalten und adäquat reagieren. Andernfalls verlieren wir im „Wettbewerb der Regionen“ an Bedeutung. In meiner beruflichen Praxis erlebe ich, dass Unternehmen immer stärker in nachhaltige Technologien investieren oder auch, dass kreative Lösungen entwickelt werden, z.B. in der Energiesicherung oder der Kreislaufwirtschaft. So entstehen regionale Wettbewerbsvorteile. Allerdings muss jeder einen Beitrag leisten, damit wir die aktuellen Herausforderungen meistern. Ich bin aber Optimist und daher überzeugt, dass wir es schaffen können.
Das Buch „CSR und Hidden Champions – Mit Unternehmensverantwortung zum Weltmarktführer“, herausgegeben von Dr. Sascha Genders und Dr. Christian Seynstahl, ist erhältlich im Springer Gabler Verlag (eBook ISBN 978-3-662-62816-4, Softcover ISBN 978-3-662-62815-7).