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Neue Rubrik: Branchen-Experten berichten

23.06.2020

Wie wirkt sich die Corona-Krise in unserer Gesellschaft aus? Wir haben dazu Experten aus verschiedenen Branchen befragt. Im folgenden Beitrag erzählt Alumnus Dr. Thomas Richter, Direktor des Herzog Anton Ulrich-Museums in Braunschweig von dem Einfluss der aktuellen Lage auf Museen.

Foto: Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig (Peter Sierigk)
Foto: Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig (Peter Sierigk) (Bild: @ 2019 Peter Sierigk)

Herr Dr. Richter, welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf Ihr Museum?

Die aktuelle Situation stellt uns vor allem vor finanzielle Herausforderungen. Wir haben hohe Aufwendungen für die Sicherheit unserer Beschäftigten und Besucher*innen, gleichzeitig deutlich geringere Einnahmen. Für einen budgetierten Betrieb ist das prekär, wenngleich wir natürlich nicht annähernd vor die dramatischen Probleme gestellt sind, die momentan weite Teile unserer Wirtschaft kennzeichnen.

Was bewerten Sie als Chance, was als größte Herausforderung der Krise auf den Museumsbereich?

Die größte Chance liegt darin, dass momentan viele Menschen ‚Kultur‘ als eine Art Grundnahrungsmittel erkennen oder wiederentdecken. Das Digitale ist sehr wichtig, es kann aber Wesentliches nicht ersetzen: Begegnung mit den Originalen und mit Menschen, die gemeinsam darüber sprechen. Es bleibt zu hoffen, dass sich die in dieser Weise veränderten Ansichten bis in die Zeit „danach“ erhalten und dadurch auch die kulturpolitische Komponente, das heißt der Stellenwert der Kultur in der Gesellschaft, einen neuen Impuls erhält.

Auf der anderen Seite bedroht diese Krise vor allem die kleineren Kultureinrichtungen. Ich habe lange Zeit im kommunalen Bereich gearbeitet und weiß, wie stark wirtschaftliche Einbrüche über verminderte Steuereinnahmen auf die vielen wertvollen Initiativen in der Fläche durchschlagen. Hier ist Solidarität gefordert. Wir versuchen beispielsweise, Theatern, die gerade besonders leiden, ein Forum für Projekte zu bieten. Außerdem unterstützen wir freie Mitarbeiter mit Projektangeboten. Nach meiner Meinung sollten sich zudem die großen Institutionen im Museumsbereich zugunsten der kleineren bei staatlichen Soforthilfen gegenwärtig zurückhalten.

Welche neuen Aktivitäten/Aktionen, Maßnahmen haben Sie in der Corona-Zeit entwickelt?

Wir haben zunächst die interne Kommunikation verbessert. Mit Angst und Besorgnis muss man umgehen und gemeinsame Wege aufzeigen. Da haben wir alle dazugelernt und ich denke das wird positiv nachwirken. Dann haben wir mit unserem Freundeskreis als Multiplikatoren in der Region noch enger kooperiert und schließlich zunächst den virtuellen Besucher*innen Angebote zur Verfügung gestellt. Da wir aber gerade unsere Website komplett umarbeiten, konnten wir bei Beginn der Krise nicht alles umsetzen, was uns eingefallen ist. Die finanzielle Komponente spielte dabei natürlich auch eine Rolle. – Jetzt hoffe ich vor allem, dass uns eine zweite Welle erspart bleibt und wir Schritt für Schritt wieder unser „Vor-Corona-Level“ erreichen und dann mit voller Kraft wieder an unsere Aufgaben herangehen können.

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