Prof. Dr. Dr. Klaas Huizing, Theologie & Philosophie, Schriftsteller
07.11.2011Aktuell: Schriftsteller und Ordinarius am Lehrstuhl für systematische Theologie Studium: Theologie und Philosophie
Prof. Klaas Huizing ist Ordinarius am Lehrstuhl für Systematische Theologie und theologische Gegenwartsfragen der Universität Würzburg. Neben dieser Tätigkeit ist Huizing erfolgreicher Schriftsteller im Bereich Belletristik. Bekannt wurde er mit seinem, in mehrere Sprachen übersetzten, Roman „Der Buchtrinker“. Sein neuestes Buch „In Schrebers Garten“ wurde im Frühjahr 2011 am Mainfranken-Theater Würzburg uraufgeführt. Im neuen Stadtmagazin wird er „einer der originellsten Köpfe der Universität“ genannt.
Zuerst einmal, Herr Huizing, was meinen Sie zu der Bewertung „origineller Kopf“?
Wahrscheinlich meint man meine Haartracht, eine Mischung aus Herman van Veen und Nick Cave. (Mit leichter Anspielung auf frühe Jesusdarstellungen.) Originalität ist eher ein Mythos. Originell ist, wer am besten klaut.
Herr Huizing, Sie schreiben in Ihrem Buch „Der Buchtrinker“, das Wort „hurtig“ sei heutzutage ein wenig benutzter Begriff. Ihre Veröffentlichung von Büchern im Rhythmus von etwa ein bis drei Jahren lässt aus meiner Sicht eine gewisse Nähe zum Begriff „hurtig“ spüren. Wie schaffen Sie diesen Rhythmus neben Ihrer Tätigkeit an der Universität?
Ich bin extrem gut organisiert, habe noch nie an einem Writers Block gelitten, benötige wenig Schlaf, habe die eisernen Nerven meiner Mutter und die calvinistischen Arbeitsgene meines Vaters. Ich bin ein glücklicher melting pot.
Zu welchem Ihrer Bücher hegen Sie persönlich die größte Nähe?
Der Kant-Roman ist mir sehr lieb, weil mir hier die Melange aus Schelmenroman und Philosophie besonders viel Spaß gemacht hat. Und dann natürlich ‚In Schrebers Garten’, die Hauptfigur ist in jeder Hinsicht verrückt. Da fühle ich mich sehr zu Hause. Ich fürchte, ich kann mich besonders gut in verstiegene und ‚verrückte’ Figuren einfühlen.
Wie gehen Sie bei der Wahl Ihrer Themen vor?
Oft überfallen mich Stoffe. Auf den Schreber bin ich aufmerksam geworden, als ich für einen anderen Roman recherchierte. Themen müssen mich anmachen und ich muss den Eindruck haben, dass die Beziehung zum Stoff auch ein Jahr hält. Mindestens.
Sie besitzen einen niederländischen Pass, haben Philosophie und Theologie studiert. Können Sie sagen - inwiefern Ihre niederländischen Wurzeln und Ihr Studium/Ihre Arbeit an der Universität Ihre schriftstellerische Tätigkeit beeinflusst?
Stoffe für Romane hängen immer extrem eng mit meiner Arbeit an der Uni zusammen, ich schreibe etwa momentan an einem Jesusroman. In den Niederlanden habe ich auch einen meiner philosophischen Helden kennen gelernt, Emmanuel Levinas, der damals in Deutschland noch gar nicht bearbeitet wurde. Levinas habe ich importiert. Und überhaupt: Die Ironie und der Humor haben bei mir deutlich niederländische Wurzeln. Und die Angriffslust. Schreiben ist wie Fußballspielen. Man möchte möglichst elegant viele Tore schießen.
Herr Huizing, um noch einmal auf Ihr Buch „Der Buchtrinker“ zurückzukommen, in dem einer der Protagonisten seines kirchlichen Amtes enthoben wird. Was sagen Sie zu den aktuellen Entwicklungen in der katholischen Kirche?
Das ist eher ein sehr trauriges Kapitel. Institutionen, auch die Kirche, sind anfällig für Verschleiß und Verfall. In der römischen Kirche hat leider das privilegium fori, das Priesterprivileg überlebt, dem zufolge die Priester einer Strafverfolgung durch staatliche Instanzen nicht unterliegen. Hier muss grundsätzlich neu überlegt und reformiert werden.
„In Schrebers Garten“ wurde im Jahr 2011 am Mainfranken-Theater uraufgeführt. Wie muss man sich die Arbeit – einen Roman in ein Bühnenstück zu verwandeln – vorstellen?
Das war sehr einfach, weil ich auch in den Romanen szenisch schreibe. Ich musste also nur Szenenfolgen neu arrangieren.
Vielen Dank für das Gespräch!