Prof. Siegfried Drewes, Chemie, Honorary Research Fellow
05.04.2010Aktuell: Professor für Organische Chemie Studium: Chemie
Der ehemalige Professor für Organische Chemie liebt die Unterhaltung mit seinen Studenten – meist in englischer Sprache, aber auch häufig in Zulu, wie er sagt. Obwohl er inzwischen emeritiert ist, kann er von seinem Fach nicht lassen – er ist seit 1995 als „Honorary Research Fellow“ tätig und erforscht einheimische Heilpflanzen. „Ich arbeite seit 1970 nur noch mit einheimischen Heilpflanzen. Momentan konzentriere ich mich auf Eriosema kraussianum, die nach dem deutschen Botaniker Christian Kraus benannt ist. Diese Pflanze enthält einen Stoff, der von den Zulus als Heilmittel gegen Impotenz verwendet wird. Ich arbeite diesbezüglich mit einem ‚Herbalist‘“, Jabulani Dhlamini, zusammen. Tatsächlich ist es mir gelungen, eine aktive Verbindung zu isoliert. In weiteren Tests untersuche ich nun die Pflanze auf andere Eigenschaften.“
Vom 11. Juni bis 11. Juli fand im Jahr 2010 die erste Fußballweltmeisterschaft auf afrikanischem Kontinent statt. Alumnus Siegfried Drewes lebt und arbeitet in Südafrika, dem Austragungsort der WM. Als Alexander-von-Humbold-Stipendiat hat Drewes 1991 an der Universität Würzburg geforscht. Betreut wurde er dabei von Prof. Gerhard Bringmann am Lehrstuhl für Organische Chemie I. Drewes` Vorfahren kamen 1869 als Hermannsburger Missionare nach Südafrika.
Siegfried Drewes wohnt in Pietermaritzburg. Dort wurde 1879 der erste Fußballverein gegründet; der Pietermaritzburg County FC. Kann man daraus schließen, dass die Bewohner von Pietermaritzburg besonders fußballbegeistert sind?
„Es gibt meiner Meinung nach nicht mehr Fußballbegeisterte in Pietermaritzburg – wir sagen übrigens meistens nur Maritzburg – als im übrigen Südafrika. Die Vorfreude auf die Weltmeisterschaft zeigt sich aber auch bei uns.
Eine wichtige Rolle dabei spielt der so genannte Diski-Tanz. Der ist ganz neu und wird jetzt von Allen getanzt zur Vorbereitung auf die WM. Wichtig ist dabei, dass man sein Bein bis in Kopfhöhe strecken kann, was nicht gerade einfach ist. Den tanzt am Besten mein Enkelkind anstelle von mir.
Wie sieht Siegfried Drewes die hohe Kriminalitätsrate in Südafrika, mit der das Land immer wieder für Schlagzeilen sorgt?
„Die Kriminalität kommt meines Erachtens daher, dass die schwarze Bevölkerung es sehr schwer hatte während der Apartheid. Nun gibt es, besonders bei den Jüngeren eine sogenannte ‚Culture of Entitlement‘ (Kultur der Berechtigung). Sie funktioniert nach dem Motto: ‚Früher hatten wir nichts, deshalb sind wir jetzt dran‘. Auch wenn das Stehlen und Totschlag bedeutet. Ein Leben in Südafrika ist wenig wert. Für ein Handy sind manche Menschen bereit zu töten.“
Und was sagt er zu der großen Zahl an Menschen mit einer HIV-Infektion?
„Unser neuer Minister für Gesundheit hat es gut zusammengefasst: Um den Kampf gegen Aids zu gewinnen, sind zwei Sachen wichtig: ‚Prevention and Treatment, but the most important thing is to get the order right, prevention must come before treatment‘. Wir haben sechs Millionen Aids-Kranke in Südafrika. Tausende sterben jeden Monat.
Bei uns gibt es viele Aids-Waisen, die nach dem Tod ihrer Eltern von der Großmutter oder vom älteren Geschwister betreut werden. An dem Motto ‘ABC - Abstinece, Be true and Condomise ‘ orientieren sich nur wenige. Sehen Sie sich doch unseren Präsidenten an: Vier Frauen, 21 Kinder. Dazu kommt, dass sexuelle Gewalt gegen Frauen keine Seltenheit ist.
Ein Ausschnitt aus der heutigen Zeitung wird hoffentlich klar machen, was ich sagen will: ‘According to police spokesman,Noxalo Kweza, two female paramedics were attending to a young child who was hurt when three armed men dragged the women into the bushes and raped one’.”
Welche Erinnerungen verbindet Siefried Drewes mit Würzburg?
„Über Würzburg könnte ich ein Buch schreiben. Die alte Mainbrücke, der fränkische Wein (zu meinem 75. Geburtstag gibt es sogar einen Bocksbeutel), die Festung, meinen guten Professor Siegfried Hünig und seine Frau Annemarie, die wunderbaren Kirchen und die lieben Frauen von der Ausländerkontaktgruppe, die uns so gut betreut haben.“
Vielen Dank für das Gespräch!