Start-Up Gründung im Ruhestand
23.06.2020Alumnus Hans Kurt von Wilmowsky hat an der JMU Jura, VWL und Anglistik studiert – eine Kombination, die in dieser Art eher selten sein dürfte und bei jeder Rückmeldung verwunderte Blicke hervorrief. Während Jura immer das Hauptfach war, hat er VWL mit dem Vordiplom abgeschlossen und auch die Anglistik nach dem Grundstudium beendet. Nach Examina an der Universität Bonn sowie am OLG Köln absolvierte er eine zweijährige Traineeausbildung bei der Deutschen Bank in Bonn gefolgt von drei Jahren in der Zentrale und 7 Jahren bei einer japanischen Großbank in Frankfurt. 1997 Wechsel auf die Unternehmensseite als Treasurer und in dieser Verwendung für diverse Unternehmen vom Start-up bis zum Weltkonzern bis 2018 tätig. Im gleichen Jahr Gründung von JOLT Energy in München.
Herr von Wilmowsky, der klassische Ruhestand war nichts für Sie?
Durch die Altersteilzeit begann mein Ruhestand faktisch bereits mit 63, was dann doch etwas früh fürs Nichtstun ist. Außerdem habe ich seit Jahren meine kleine Anwaltskanzlei im Bereich Bankrecht. Aber die Chance, an einem Erfolg versprechenden Unternehmen im Bereich E-Mobilität mitzuarbeiten, war dann doch zu verlockend.
Was macht das Unternehmen JOLT?
JOLT hat sich zum Ziel gesetzt, mobile Schnellladesäulen in europäischen und nordamerikanischen Großstädten aufzustellen.
Warum sind Sie von diesem Projekt überzeugt?
Die lückenhafte Ladeinfrastruktur hält immer noch viele vom Kauf eines E-Autos ab. Insbesondere schnelles Laden (über 50 kW) ist in Großstädten bis heute praktisch nicht öffentlich möglich, obwohl dort über 60% der Bevölkerung leben und E-Autos besonders für den städtischen Verkehr geeignet sind. Dem privaten Laden sind dort enge Grenzen gesetzt (keine eigene Garage, Mikronetze nicht dafür ausgelegt). Diese Lücke können wir mit unserem MerlinOne schließen.
Sie sind unterschiedliche Personen im Gründungsteam von JOLT, aber es ist keine Frau in ihrem Team. Liegt dies am Thema Ihres Projektes?
Auf die Zusammensetzung des Gründerteams hatte ich als „Späteinsteiger“ keinen Einfluss. Alle Gründer kannten sich aber bereits vorher. Das Thema halte ich auch für Frauen attraktiv und wir haben aktuell sogar die Bewerbung einer E-Technik-Studentin.
Was empfinden Sie als größte Herausforderung bei der Neu-Gründung?
Die größte Herausforderung ist zweifellos das finanzielle Überleben der ersten Jahre. Ohne Umsatz bekommen Sie in Deutschland praktisch von niemandem Geld, dennoch entstehen bereits Kosten (Personal, Entwicklung, Miete etc.). Da brauchen Sie viel Optimismus und mutige Privatinvestoren.
An welche Begebenheit aus Ihrem Studium erinnern Sie sich besonders gerne?
Ich habe in meinen Würzburger Jahren tatsächlich einmal demonstriert, wohl gegen das Hochschulrahmengesetz. Wir haben damals die Uni am Sanderring belagert und sogar vor dessen Mauern übernachtet. Das Gesetz kam dann trotzdem, aber ich fand mich sehr mutig. Polizei kann ich mich aber nicht erinnern. Seitdem hatte ich ein noch engeres Verhältnis zu dieser Universität.