Verdienstkreuz für Gerhard Sextl
08.08.2021Professor Gerhard Sextl, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Silicat-Forschung und Inhaber des Lehrstuhls für Chemische Technologie der Materialsynthese der Universität Würzburg wurde mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
„Durch seine Doppelfunktion als Hochschullehrer und Leiter des Fraunhofer-Instituts für Silicatforschung vereint Professor Sextl gleichermaßen herausragende wissenschaftliche wie anwendungsorientierte Kompetenzen. Seine Arbeiten leistet wertvolle Beiträge zur Bewältigung zentraler gesellschaftlicher Herausforderungen im Umgang mit Ressourcen, Energie und im Gesundheitsbereich.“
Mit diesen Worten endet die Laudation für Gerhard Sextl anlässlich der Verleihung des „Bundesverdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“, wie die Auszeichnung offiziell heißt, an den Chemiker und Materialwissenschaftler. Bayerns Innenstaatssekretär Gerhard Eck händigt sie ihm am Donnerstag, 29. Juli 2021, im Fürstensaal der Residenz aus.
Hervorragende Leistungen in der Materialforschung
Sextl (63) ist sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene ein erfolgreicher Wissenschaftler und eine Kapazität auf seinem Fachgebiet. Er hat sich durch seine langjährigen herausragenden Leistungen im Bereich der Materialforschung, der anwendungsnahen Entwicklung von innovativen anorganischen Werkstoffen, der Elektromobilität und auch im Bereich der Gesundheitsforschung verdient gemacht.
Nach Beendigung seines Studiums und der Promotion war Professor Sextl ab 1988 zunächst bei verschiedenen privaten Firmen im In- und Ausland tätig. Parallel übernahm er ab 1998 einen Lehrauftrag an der Leibniz Universität Hannover. 2006 wurde er auf den Lehrstuhl für „Chemische Technologie der Materialsynthese“ der Julius-Maximilians-Universität Würzburg berufen und übernahm in Personalunion die Leitung des Fraunhofer-Instituts für Silicatforschung (ISC) Würzburg.
Wichtige Impulse für die Batterieforschung
Seither hat er das Institut zu einem der wichtigsten Materialforschungszentren für Energie- und Ressourceneffizienz in Deutschland ausgebaut, eine Reihe von gesellschaftlich bedeutsamen Entwicklungen initiiert und deren Aufbau und Umsetzung maßgeblich vorangetrieben. Unter dem Dach des Würzburger Instituts ist auch das Fraunhofer Forschungs- und Entwicklungs-Zentrum Elektromobilität Bayern beheimatet. Im Jahr 2011 installierte Sextl am Standort Alzenau die Fraunhofer-Projektgruppe für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategien IWKS, die mittlerweile eine selbständige Einrichtung ist.
Im Rahmen einer umsichtigen Weiterentwicklung des Fraunhofer ISC Würzburg hat Sextl die Batterieforschung zu einem der Forschungsschwerpunkte gemacht. Darüber hinaus hat er daran mitgewirkt, dass sich die Aufmerksamkeit von Politik und Wirtschaft einer eigenen Batteriezellfertigung in Europa zuwendet – bisher war Europa auf Importe angewiesen. Hervorzuheben ist auch seine Mitarbeit in der „Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität“ bei den Themen Wertschöpfung, Batterien und Batterierecycling.
Ausbau des Forschungsschwerpunkts Gesundheit
Besonders eingesetzt hat sich Sextl auch für die traditionelle Keramikindustrie im strukturschwachen Nordostbayern. Durch den von Ihm angetriebenen Aufbau des Fraunhofer-Zentrums für Hochtemperaturleichtbau in Bayreuth wird der notwendige Strukturwandel der Branche und die Hinwendung zu neuen, technischen Anwendungsbereichen für Spezialkeramiken unterstützt. Sextls Engagement ermöglichte neue Perspektiven für diesen traditionellen, aber gefährdeten Wirtschaftszweig in Nordbayern.
Seit einiger Zeit treibt Sextl mit dem Fraunhofer-Translationszentrum für Regenerative Therapien TLZ-RT den Ausbau des Forschungsschwerpunktes Gesundheit in Zusammenarbeit mit der Julius-Maximilians-Universität Würzburg voran.
Vernetzt und ehrenamtlich engagiert
Neben seinem beruflichen Aufgabenbereich ist Sextl in zahlreichen Netzwerken und Funktionen tätig. So setzt er sich bereits seit 1996 als Mitglied im Vorstand und seit 2010 als Vorsitzender der Fachgruppe „Angewandte Anorganische Chemie“ und zusätzlich seit 2011 als Vorsitzender der Fachgemeinschaft „Chemische Reaktionstechnik“ der „Dechema Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V.“ ein.
In seiner Eigenschaft als ehrenamtliches Mitglied im Vorstand des „Industrieverbands Materials Valley e. V.“, dem er seit 2008 angehört und dessen Vorsitzender er von 2013 bis 2015 war, brachte er mit zahlreichen Initiativen die für den Standort Deutschland besonders dringende Frage der Schonung von Ressourcen ins Bewusstsein der Politik und der Öffentlichkeit. Zudem unterstützt er seit 2006 mehrere namhafte wissenschaftliche Institutionen als Gutachter, darunter die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Humboldt-Foundation und die Leibniz-Gemeinschaft.