Im Gespräch mit der JMU-Alumna und Gesundheitsministerin Judith Gerlach
16.12.2024Was Gesundheitsministerin und JMU-Alumna Judith Gerlach bei ihrer Arbeit besonders beeindruckt? Das Herzblut, mit dem Beschäftigte im Gesundheitswesen sich um Menschen kümmern, die Hilfe brauchen.
Was arbeiten Absolventinnen und Absolventen der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg? Um den Studierenden verschiedene Perspektiven vorzustellen, befragen Michaela Thiel und ihr Team vom zentralen Alumni-Netzwerk „Uni Wü Community“ regelmäßig ausgewählte Ehemalige.
Heute beantwortet Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach die Fragen. Sie hat in Würzburg Rechtswissenschaften studiert und nach dem Abschluss als Rechtsanwältin gearbeitet. 2013 zog sie als Abgeordnete der CSU in den Bayerischen Landtag ein, 2018 wurde sie Ministerin für Digitales, 2023 dann Ministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention. Sie hat die JMU immer wieder regelmäßig besucht – erst im September 2024 war sie zurück in Würzburg.
Frau Gerlach, wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Als Ministerin bin ich nahezu jeden Tag sehr viel unterwegs und treffe viele äußerst engagierte und inspirierende Menschen, die sehr viel Positives bewirken. Es ist beeindruckend, wie viele Personen sich in Bayern für andere einsetzen, sei es in der Pflege oder in der Medizin. Ich lerne auch sehr persönliche Schicksale und Geschichten kennen, die mich oft berühren und nicht mehr loslassen. Mein Ziel ist es, daran mitzuwirken, dass Menschen in Bayern gesund bleiben, möglichst lange gut leben oder schnell wieder gesund werden. Zu meinem Alltag gehören aber auch harte Debatten mit der Bundespolitik – zum Beispiel bei der Krankenhausreform.
Was lieben Sie besonders an Ihrer Tätigkeit?
Wenn ich Einrichtungen wie Krankenhäuser oder Pflegeheime besuche, bewundere ich das Herzblut der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die oftmals alles dafür tun, damit es anderen, die ihre Hilfe brauchen, besser geht. Das treibt mich selbst dann auch sehr an und motiviert mich.
Was ist der Unterschied zu Ihrer Arbeit als Digitalministerin?
Wenn ich eine inhaltliche Abgrenzung zum Digitalministerium geben müsste, würde ich vielleicht sagen: Als Digitalministerin ging es mir um die Verbesserung des Lebens für die Menschen. Als Gesundheits-, Pflege- und Präventionsministerin geht es gewissermaßen um das Leben per se – mit allem, was dazugehört. Besonders schön dabei: Digitalisierung spielt auch hierbei eine große Rolle, denn die Chancen der Digitalisierung möchte ich natürlich auch in Gesundheit, Pflege und Prävention nutzen.
Wie schaffen Sie es, sich in kürzester Zeit in neue fachliche Themen einzuarbeiten?
Ich wünschte, ich könnte sagen, dass das relativ einfach und automatisch geht. Leider muss ich völlig unromantisch sagen: Das geht nur durch Arbeit und die Investition von Zeit – und das heißt vor allem: lesen, lesen, lesen und Akten bewältigen. Die vielen großartigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter meines Ministeriums standen mir von Anfang an zur Seite und haben mir einen guten Start ermöglicht. Ohne sie wäre meine Arbeit schlicht unmöglich. Aber ich muss mich auch selbst in meinem Gebiet auskennen und die Zusammenhänge verstehen. So kann ich dann auch mal Dinge hinterfragen und bei bestimmten Themen, Strukturen oder Arbeitsprozessen Verbesserungen erreichen.
Viele Ihrer zahlreichen Termine dauern bis abends – wie halten Sie sich fit und frisch?
Wenn ich es schaffe, schnüre ich gerne sehr früh am Morgen meine Laufschuhe. Außerdem liebe ich den heimischen Wald, der – ein echter Segen – quasi direkt vor meiner Haustüre beginnt. Ein Spaziergang oder eine längere Wanderung durch den Spessart, allein oder mit meiner Familie, wirken echte Wunder. Dazu versuche ich, mich einigermaßen gesund zu ernähren und mir zumindest ein paar Minuten zwischen den Terminen zu nehmen, in denen ich bewusst etwas esse und, Achtung wichtig: ausreichend trinke. Bei mir gibt es dann meistens Obst, Gemüse oder Salat. Und ja: Hin und wieder darf es auch mal ein Schokoriegel sein.
Wie schaffen Sie es, Familie und Beruf zu kombinieren?
Eine Frage, die leider immer noch überproportional seltener meinen männlichen Kollegen gestellt wird ;-) Familie und Beruf zu kombinieren, ist immer eine Herausforderung, in vielen Berufen. Ich glaube aber, dass wir durch Entwicklungen wie die Digitalisierung heute deutlich bessere Möglichkeiten haben, beidem gerecht zu werden. Zum Beispiel durch flexiblere Arbeitszeiten und weniger Präsenz an der Arbeitsstelle. Für mich persönlich kann ich sagen: Ich schaffe mir bewusst Räume für meine Familienzeit, schaffe auch, wenn ich unterwegs bin, immer wieder Möglichkeiten, um mich mit meinen Kindern oder meinem Mann auszutauschen. Wenn alle sich darauf einlassen, klappt das ganz gut.
Vielen Dank für das Gespräch!
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