Zentrum für Philologie und Digitalität feierlich eröffnet
27.10.2023Das Zentrum für Philologie und Digitalität: Wo Geisteswissenschaften und Informatik sich vereinen und die Welt der Forschung neu gestalten wurde am 26. Oktober 2023, offiziell eröffnet.
Geisteswissenschaften und Informatik unter einem Dach
Mit dem Zentrum für Philologie und Digitalität weiht die Universität Würzburg ein erstklassiges Forschungsgebäude ein. Die Interdisziplinarität des dortigen Schaffens spiegelt sich in der Architektur wider.
Als erster Forschungsbau hat das Zentrum für Philologie und Digitalität (ZPD) an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) die Neukonstituierung der Philologie im Zeitalter von Digitalisierung und Globalisierung zum Ziel. Dabei vereint das Zentrum Geisteswissenschaften, Digital Humanities und Informatik.
Das ZPD soll einen international ausstrahlenden Reflexions- und Kollaborationsraum schaffen, der philologische Methoden mit informatischen Verfahren sowie mit Erschließungs- und Analysetechniken der Digitalen Geisteswissenschaften zusammenführt.
Hier werden beispielsweise Keilschriften auf Tontafeln – mit über fünftausend Jahren die ältesten Textdokumente der Welt – mittels maschineller Erkennungsverfahren eingelesen, übertragen und schließlich in Original und Übersetzung dargeboten.
Neben Texten arbeitet man am ZPD auch mit weiteren Kulturdaten, etwa Audioaufnahmen von Musikstücken. Mit Hilfe eigens entwickelter Algorithmen werden diese hinsichtlich musikwissenschaftlich relevanter Kriterien analysiert.
Das Zentrum will nicht nur durch die räumliche Integration, sondern auch durch das systematische Angebot von Methoden und Formaten die Reflexion und den Austausch zwischen den Wissenschaftsdisziplinen fördern. Die Arbeit ist in drei Forschungsschwerpunkte strukturiert, denen die zentralen Arbeitsschritte der Philologie – Edieren, Analysieren und Erkennen – zugrunde liegen. In allen Feldern fokussiert die Forschung auf die Herausforderungen und Potentiale, die sich mit dem digitalen Arbeiten eröffnen.
Gemäß dem integrativen Ansatz des ZPD wird die Leitung des Zentrums durch ein kollegiales Direktorium wahrgenommen. Diesem steht Musikwissenschaftler Professor Ulrich Konrad vor.
Feierliche Einweihung
Nun wurde das ZPD am Donnerstag, 26. Oktober 2023, offiziell eröffnet. Auf die Begrüßung durch Universitätspräsident Paul Pauli folgte die ökumenische Segnung des Gebäudes durch Rabbiner Shlomo Zelig Avrasin, den evangelisch-lutherischen Dekan Dr. Wenrich Slenczka, Domkapitular Dr. Helmut Gabel und Imam Zahir Durakovic.
Die Ansprachen von Dr. Rolf-Dieter Jungk, Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst, sowie Grußworte von Christian Schuchardt, Oberbürgermeister der Stadt Würzburg, Christof Teige, Auer Weber Architekten Stuttgart, Dr.-Ing. Michael Fuchs, Behördenleiter Staatliches Bauamt Würzburg, und Professor Ulrich Konrad, Vorstand des ZPD, schlossen sich an.
Weiterer Baustein am Campus Hubland Nord
Fertiggestellt wurde das ZPD Ende 2022 auf dem Campus Hubland Nord. Die Kosten von rund 17,7 Millionen Euro für den rund 2.600 Quadratmeter großen Neubau verteilen sich auf den Freistaat Bayern (10,6 Millionen) und den Bund (7,1 Millionen). Bemerkenswert: Trotz Corona- und Ukraine-Krise wurde das Bauprojekt im geplanten Zeit- und Finanzrahmen realisiert.
Damit ist ein weiterer Baustein des Rahmenplans auf dem Areal des Campus Hubland Nord umgesetzt. Nach der Campusbrücke, der Mensateria und der Graduate School of Life Sciences setzt der Neubau einen weiteren baulichen Akzent am „Grünen Band“. Gleichzeitig bildet das dreigeschossige Gebäude mit seinem markanten Erscheinungsbild den ersten Baustein auf dem Baufeld Geisteswissenschaften.
Nach einem Architektenwettbewerb 2018 hatte das Staatliche Bauamt Würzburg den 1. Preisträger Auer Weber Architekten aus Stuttgart mit der Planung des Neubaus beauftragt.
Der rechteckige Baukörper mit der vertikal gegliederten Fassade ist geprägt von einem regelmäßigen Wechselspiel aus raumhohen, transparenten Glaselementen und geschlossenen Weißbetonfertigteilen. Die Betonfertigteile spiegeln dabei mittels Prägemustern aus zwei übersetzten Binärcodes die Bereiche Philologie und Digitalität wider.
Interdisziplinär und nachhaltig
Der Grundriss wurde optimal auf die Anforderungen und Bedürfnisse der forschungsübergreifenden Nutzung ausgerichtet. Besonders spürbar ist die angestrebte Interdisziplinarität im Inneren.
Das Atrium verbindet geschossübergreifend die unterschiedlichen Funktionen. Im Erdgeschoss befinden sich die Seminarräume sowie der zentrale Digitalisierungsbereich. In den Obergeschossen wechseln sich Zellenbüros als Rückzugsorte und Open-Space-Arbeitsbereiche ab. Bibliothek, Lesehof und die offenen Kommunikations- und Aufenthaltsbereiche fungieren als verbindende und disziplinübergreifende Elemente.
Auch das Thema Nachhaltigkeit wurde beim Bau mitgedacht. Um die Anforderungen an eine bedarfsgerechte und energieeffiziente Beleuchtung im Projekt zu erfüllen, wurde konsequent auf LED gesetzt.
Zusätzlich reduziert sich durch die Verwendung hocheffizienter Wärmerückgewinnungssysteme sowie modernster Technik bei der Kälteerzeugung die für das Gebäude benötigte Primärenergie auf ein notwendiges Minimum. Auf dem extensiv begrünten Dach ist außerdem eine Photovoltaikanlage installiert.
Die Freianlagen bilden einen eigenständigen Baustein der städtebaulichen Entwicklung. Das dafür entwickelte Konzept bindet sowohl das ZPD als auch zukünftige Gebäude auf dem Baufeld Geisteswissenschaften ein und schließt nahtlos an die umgebenden Grünflächen Grünes Band und Blaues Band an. Grüne Übergangszonen zu den Gebäuden bestehen aus naturnahen, baumüberstandenen Wiesenflächen, einheimischen Sträuchern und teilbefestigen Flächen, etwa für Fahrradstellplätze.
Das Grüne Band wird zukünftig außerdem eine weitere Installation von „Kunst am Bau“ beheimaten. Aus neun Bewerbungen wählte die Jury das spiralförmige Cortenstahlband des Künstlers Daniel Widrig zur Umsetzung aus. Die filigrane Skulptur konnte insbesondere durch ihre dynamische und kraftvolle Wirkung, den spannenden Kontrast zur geometrischen Fassade und ihre Zeitlosigkeit überzeugen. Das Kunstwerk wird gegenüber des Haupteingangs des ZPD errichtet und soll bis zum dritten Quartal 2024 fertiggestellt sein.
Stimmen zur Einweihung
Professor Paul Pauli, Präsident der JMU: „Das ZPD ist der erste neue Forschungsbau auf dem Campus Hubland Nord. Dass er den Geisteswissenschaften gewidmet ist, verdeutlicht die besondere Wertschätzung, die unsere Alma Julia diesen entgegenbringt. Das ZPD wird die Würzburger Geisteswissenschaften in ihrer Gesamtheit stärken und ihre nationale wie internationale Ausrichtung weiter vorantreiben.“
Rolf-Dieter Jungk, Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst: „Die JMU ist ein Leuchtturm der Wissenschaft und der Forschung in Bayern. Auf einem Fundament aus Tradition existiert hier eine klare strategische Ausrichtung auf die Zukunft – das gilt auch im Hochschulbau. Das ZPD steht für das große Potential in den Bereichen Geisteswissenschaften und Informatik; gerade in deren Schnittmenge.“
Christian Schuchardt, Oberbürgermeister: „Es ist ein besonders schönes Bild, die großen monotheistischen Religionen hier heute so vereint zu sehen. Das Quartier Hubland ist ein Impulsgeber für Stadt und Region. Das ZPD schlägt eine Brücke zwischen historischen Inhalten und moderner Spitzentechnik. Es steht für eine Aufwertung der Geisteswissenschaften und macht diese zugänglicher.“
Architekt Christof Teige: „Heute ist ein besonderer Tag für die JMU und das ZPD, aber auch für alle, die am Bau beteiligt waren. Unser Ziel war es, einen Raum für Begegnungen und Kommunikation zu schaffen. Das ist uns in meinen Augen sehr gut gelungen.“
Michael Fuchs, Behördenleiter Staatliches Bauamt Würzburg: „Für uns beim Staatlichen Bauamt ist so eine Einweihung immer etwas Besonderes. Durch einen guten Bauablauf und eine gute Abwicklung ist ein weiterer prägender Akzent am Campus Hubland Nord gesetzt worden.“
Professor Ulrich Konrad, Vorstand des ZPD: „Die besondere Herausforderung des Zentrums für Philologie und Digitalität findet sich im Wörtchen ‚und‘; in der Verbindung zweier Welten mit unterschiedlichen Wissenschaftskulturen. Genau diese wird hier ermöglicht.“
Professor Dag Nikolaus Hasse, Kollegialleitung des ZPD: „Ich wünsche uns allen in diesem Gebäude wissenschaftliches Feuer und gute Forschung. Gute Forschung ist immer etwas Soziales und ich denke, das ist hier wunderbar möglich.“
Artikel: Pressestelle JMU