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Dr. Franz Wenzel, Bank- & Finanzwesen, AXA Investment Managers

01.12.2015

Aktuell: Chief Strategist Research & Investment Strategy bei AXA Investment Managers Studium: Promotion Bank- u. Finanzwesen

Foto: AXA

Dr. Franz Wenzel ist Chef-Stratege der Vermögensverwaltung des französischen Versicherers Axa. Er hat an der Uni Würzburg promoviert und ein paar Jahre gelehrt. Mittlerweile lebt und arbeitet er in Paris. Kein Wunder, dass er Studierenden rät, Auslandserfahrungen zu sammeln.

Was arbeiten Absolventen der Universität Würzburg? Um den Studierenden verschiedene Perspektiven vorzustellen, hat Michaela Thiel, Geschäftsführerin des zentralen Alumni-Netzwerks, ausgewählte Ehemalige befragt. Diesmal ist Dr. Franz Wenzel an der Reihe.

Wenzel ist Chief Strategist Research & Investment Strategy bei AXA Investment Managers, der Vermögensverwaltung des AXA Versicherungskonzerns. Dort leitet er die Bereiche „Makroökonomische Forschung“ und „Investmentstrategie, um so „die gute Zusammenarbeit dieser beiden Teams zu gewährleisten“, wie es auf der AXA-Homepage heißt.

1989 hat der Finanzexperte an der Universität Würzburg promoviert, wo er zuvor vier Jahre lang als Dozent im Bereich Bank- und Finanzwesen tätig war. Weitere Stationen seiner Karriere waren die Commerzbank und das Bankhaus Metzler in Frankfurt.

 

 

 

Herr Wenzel, Sie führen und koordinieren das Team „Research and Investment Strategy“ der AXA-Gruppe. Können Sie uns diese Aufgabe beschreiben?

Unser Aufgabengebiet stellt eine Kombination aus makroökonomischer Forschung, nennen wir es einfach „Applied Macro Economics“ und Anlagestrategie dar. Wir haben ganz bewusst diese Kombination gewählt, um einerseits den bei uns verfolgten Top-down Ansatz auch zu leben und so widersprüchliche oder gar gegensätzliche Anlagevorschläge zu vermeiden und eine einheitliche Meinung sowohl nach innen, gegenüber unseren Versicherungskunden, der AXA Gruppe, als auch nach außen an Drittkunden zu vertreten.

Das bedeutet natürlich andererseits, dass die diversen Zeithorizonte, die hier aufeinander prallen, gemanagt werden müssen – daher die Idee des „aus einer Hand“. Was sich inhaltlich damit verbindet, ist die Tatsache, dass wir das makroökonomische Umfeld – Wachstum, Geldpolitik und ähnliche Faktoren – mit den Bewertungsparametern verquicken, um eine ganzheitliche Anlagestrategie zu formulieren.

 

 

 

Was lieben Sie besonders an Ihrem Beruf?

Diese Aufgabe offeriert einen breit gespannten Rahmen, der die Themen Makroökonomie und Vermögensanlage mit Kundenkontakt und Diskussion kombiniert. Das stellt sich eher einfach dar, wenn die ökonomische Großwetterlage klar ist und die Vermögensklassen dem Rechnung tragen. Die Herausforderung ist, sich gerade in Krisensituationen dieser Aufgabe zu stellen. Dann können die Diskussionen durchaus mit Spannung geladen sein.Hinzu kommt, dass mein Aufgabenfeld auf der internationalen Ebene  stattfindet. In concreto bedeutet dies, dass man sich dauernd auf eine neue Kundensituation einzustellen hat und dabei insbesondere dem kulturellen Rahmen Rechnung tragen muss. Das bietet den besonderen Charme dieser Aufgabe.

 

 

 

Sie sind 1997 nach Paris zu Axa gegangen. Welche kulturellen Unterschiede haben Sie im Privat- und im Arbeitsleben festgestellt?

Ich bin damals sicherlich ein wenig blauäugig nach Paris gegangen. Ich hatte während meiner Universitätszeit kaum Auslandserfahrung. Die kam erst mit einem längeren Aufenthalt in den USA Anfang der 1990er-Jahre, was auch das Schlüsselerlebnis damals war, ins Ausland zu gehen. Allerdings hätte ich mir kaum vorstellen können, dass der Rhein eine so breite kulturelle Divergenz markiert.

Wie so oft: Aller Anfang ist schwer! Im privaten Bereich war es die Herausforderung, Anschluss zu finden. Da hat die Schule unseres Sohnes sehr geholfen, und heute sind zweifellos einige unserer besten Freunde hier in Frankreich ansässig. Im beruflichen Umfeld musste ich mich einfach an ein gewisses „Laissez faire“ gewöhnen. Die doch sehr strenge Arbeitsmoral, die in Deutschland den beruflichen Alltag dominiert, ist in Frankreich nur abgeschwächt vorhanden. Das hat Licht- und Schattenseiten. Im Beispiel lässt sich dies wohl am besten veranschaulichen. Meetings werden sicherlich etwas kulanter angegangen und auch entspannter durchgeführt. Das ist charmant, solange die handelnden Personen vor Ort sind. Ist man allerdings auf eine Telefonkonferenz angewiesen, werden die Sachzwänge enger und die französische Nonchalance ist weniger kompatibel.  

Trotz des Leitmotivs „Egalité“ wird in Frankreich insbesondere der Wahl der Universität ein sehr hoher Stellenwert zugesprochen, was im Endergebnis einer doch eher deutlichen Vorauswahl gleichkommt. Diesen „Malus“ galt es mit Leistung zu entkräften.

 

 

 

Und wie nehmen Sie jetzt die Situation in der Stadt wahr - nach der schrecklichen Attentatsserie?

Die Pariser Bevölkerung, wie ganz Frankreich, ist zutiefst betroffen. Dieser Anschlag wird sicherlich noch lange nachhallen. Wir empfinden die Situation sicherlich beängstigend, aber keineswegs bedrohlich, und die Bevölkerung, soweit wir das verstehen, geht mehr und mehr zu einer Art passiver Widerstand über. Was nichts anderes bedeutet, als dass man der Situation mehr und mehr die Stirn bietet und sukzessive zu einer Quasi-Normalität übergeht und sei es nur, um die schrecklichen Ereignisse in den Hintergrund zu drängen.

 

 

 

Was würden Sie Studierenden, die einen ähnlichen Berufsweg einschlagen möchten wie Sie, als Ratschlag mit auf den Weg geben?

Ich denke, es sind insbesondere zwei Dinge, die ich den Kommilitonen mit auf den Weg geben möchte.Erstens: Eine sehr gute akademische Ausbildung, die durchaus auch an diversen Universitäten absolviert werden kann, ist das A und O. Wenn es die Rahmendaten ermöglichen, sollte eine Weitwinkelperspektive mit einkalkuliert werden, will sagen: ein fächerübergreifendes Interesse ist klar von Vorteil. Ein wenig mehr Volkswirtschaft hätte in meinem konkreten Fall sicherlich nicht geschadet. Zweitens: Auslandssemester und Auslandspraktika sind in unserem heutigen Arbeitsumfeld ein Muss für diese Art von Berufssparte. Unabdingbar damit verbunden ist Englisch als Fremdsprache.  

 

 

 

Woran erinnern Sie sich besonders gerne aus Ihrer Promotionszeit an der Uni Würzburg?

Die Zeit während der Promotion empfand ich als die interessanteste während des gesamten Studiums. An zwei Punkte erinnere ich mich besonders gerne. Zum einen waren die Zusammenarbeit und die vielseitigen Diskussionen mit den Studenten für mich sehr informativ und hilfreich für meinen späteren Berufsweg. Zum anderen wäre es sicherlich ein Versäumnis, den Würzburger Charme nicht zu erwähnen. Dieser Faktor ist zwar nicht spezifisch für die Promotion, hat aber an dieser Stelle den größten Eindruck hinterlassen, zumal diese Phase eine großzügige Zeiteiteilung erlaubte mit einer sehr hohen Flexibilität.

 

Vielen Dank für das Gespräch!

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