Dr. Hannes Kraus, Physik
22.03.2022Alumnus Dr. Hannes Kraus hat in Würzburg Physik studiert und arbeitet heute für die NASA in Pasadena. Im Interview beantwortet der Diplom-Physiker Fragen zu seiner Forschung sowie seinem Studium in Würzburg.
Dr. Kraus, wie würden Sie einem Laien Ihren Job beschreiben?
Die Arbeit im Forschungs- und Entwicklungsarm der NASA ist sehr vielfältig, und das Jet Propulsion Laboratory in Pasadena im Großraum Los Angeles, meine Arbeitsstelle, ist bekannt für die große Bandbreite an Aufgaben und Herausforderungen. An einem Tag sitze ich den ganzen Tag vor einem sogenannten “Testbed” – einer Bodenvariante eines Luftqualitätsmessgeräts für die Internationale Raumstation I.S.S., und probiere Testaufgaben für das Instrument durch, um sicherzustellen dass das Instrument dann im Weltraum zuverlässig prüfen kann, ob die Astronauten saubere Atemluft haben. Am nächsten Tag bin ich dann wieder in an meinem eigenen Projekt, ein Miniatur-Magnetometer auf Quantenfestkörperbasis. Tags drauf ist dann vielleicht etwas Programmarbeit angesagt, wir versuchen, alle Leute mit Interesse an “Ocean Worlds” - d.h. Jupiter-, Saturn- und vielleicht Neptunmonden, die eine flüssige Wasserschicht unter ihrem Eispanzer tragen – zusammenzubringen um neue Missionen zu diesen weit entfernen Himmelskörpern zu formulieren. Man sagt, dass am JPL am Ende niemand mehr dass macht, was er ursprünglich gelernt hat – man braucht ab und zu starke Nerven, weil man immer wieder ins kalte Wasser geworfen wird. Aber dafür wird es auch garantiert nicht langweilig.
Was ist Ihre Forschungsfrage?
Mein persönliches Lieblingsprojekt ist die Entwicklung von Magnetometern – Geräten, die die Magnetfelder von Planeten wie unserer Erde, Jupiter oder verschiedenen Monden messen können. Meine Variante nutzt Quantendefekte in Festkörpern, wie z.B. Diamant oder Siliziumkarbid - ein Forschungsgebiet, das ich in der Gruppe von Prof. Dyakonov an der Experimentellen Physik VI in Würzburg begonnen habe, und das mich seither nicht losgelassen hat. Unser Magnetfeld ist unser Lebenselixier, es verhindert u.a. dass unsere Atmosphäre vom Sonnenwind davongetragen wird. Aber wie schon vorher erwähnt - man macht am JPL, was an spannenden Aufgaben anfällt, und ist nicht notwendigerweise auf ein Gebiet beschränkt.
Was hat Ihnen besonders gut an Ihrem Studium in Würzburg gefallen?
Das Studium is ja jetzt schon eine ganze Weile her (ich bin tatsächlich noch einer der letzten Diplom-Physiker) - was mich besonders begeistert hat was die Praxisnähe im Hauptstudium, die Praktika und dann schliesslich Diplomarbeit und Doktorarbeit im Labor, und die Zusammenarbeit mit anderen Studenten, sowohl im Studium selbst als auch bei semi-ausseruniversitären Veranstaltungen im Physik-Computerpool oder mit den Kollegen.
Was können Sie davon in Ihrem Job anwenden?
Die Befähigung zu eigenständiger Laborarbeit, die vor allem ab Diplomjahr und Doktorarbeit gefördert und gefordert wurde, und die allgemeine Physiker-typische Fähigkeit zu algorithmischer Problemlösung sind natürlich sehr hilfreich, auch ausserhalb unmittelbar naturwissenschaftlicher Laborarbeit.
Was gefällt Ihnen besonders gut an Ihrem Job und was am Leben in den USA?
Am Job würde ich sagen, die große Bandbreite an Aufgaben. Am Leben in Südkalifornien - Strandwetter von Februar bis Dezember, die Weite des Landes und die Natur, die das Camperherz erfreut, und auch die “Wir machen das jetzt einfach”-Attitüde, von der sich der Deutsche was abschauen könnte.
Was ist Ihre schönste Erinnerung aus dem Studium?
Die zahlreichen lustigen Stunden mit der EP6-Crew.