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Victoria Broscheit, Betriebswissenschaften

29.03.2022

Alumna Victoria Broscheit hat an der Uni Würzburg BWL studiert. Heute sorgt sie bei einem süddeutschen Automobilhersteller unter anderem dafür, dass die Beschäftigten satt und zufrieden sind.

Victoria Broscheit, Copyright: AUDI AG

Frau Broscheit, wie würden Sie einem Laien Ihren Job beschreiben?

Mein Team und ich organisieren mit unseren knapp 500 Mitarbeitenden die Gemeinschaftsverpflegung für die Audi Belegschaft mit bis zu 20.000 Essen pro Tag und unzähligen Snacks an den Standorten Ingolstadt und Neckarsulm. Wir betreiben 14 Betriebsrestaurants und 6 Bistros, eine hauseigene Metzgerei sowie 40 SB-Märkte und sehr viele Automaten. Dazu bewirten wir unsere externen Gäste und Fahrzeugabholer in den Audi Foren und bieten Caterings und Events an.

Was empfinden Sie als besondere Herausforderung und was lieben Sie besonders an Ihrer Arbeit?

Die Gastronomie steht vor einer großen Transformation. Wir haben in den letzten beiden Jahren sehr viel Flexibilität, Kreativität und Veränderungsbereitschaft beweisen müssen. Das Bewusstsein für gute und gesunde Ernährung steigt zunehmend bei unseren Gästen. Darauf müssen und dürfen wir reagieren. Jeder Tag ist anders, die eigene Mannschaft hier mitzunehmen, über die Veränderungen mit Ihnen zu sprechen, die Mitbestimmung mit einzubeziehen kann manchmal sehr anstrengend aber auch sehr bereichernd sein. Was mir besonders wichtig ist, dass ich hier die Möglichkeit habe zu gestalten.

Welche Eigenschaften sollte man unbedingt mitbringen?

Mut zur Veränderung, Freude und Lust zu arbeiten und sein Bestes zu geben, Begeisterungsfähigkeit an sich, Durchhaltevermögen und einen langen Atem, Diplomatie, Kreativität, Freude an Prozessen, Offenheit für Neues, strategisches Knowhow, nicht zuletzt Teamfähigkeit

Inwiefern hat sich der Bereich Gastronomie in den letzten Jahren verändert - wohin geht der Trend (z. B. weniger Fleisch, ...)?

Der Trend zu weniger Fleisch ist auch bei uns angekommen. Wir tragen als Audi Gastronomie eine große Verantwortung. Die Lebensmittelproduktion hat einen großen Beitrag an den Treibhausgasemissionen. Hier müssen wir unsere Gäste informieren, welchen Impact sie bei der Speisenauswahl haben und welchen Beitrag sie zu einer Reduzierung von CO2 leisten können. Wir weisen die CO2 Bilanz eines Gerichts ab diesem Sommer in allen Restaurants aus. Auch haben wir bewusst eine sogenannte Green line eingeführt, bei der wir täglich bewusst mindestens ein vegetarisches oder veganes Gericht anbieten. In den letzten beiden Jahren ist die Wahl für eines vegetarisch/ veganen Gerichts bei unseren Gästen um 66% gestiegen. Zusätzlich haben wir einmal im Monat den "Meatfree Monday" eingeführt. Nach anfänglichen Diskussionen ist dieser mittlerweile akzeptiert. Wir wollen Lust machen, sich mit Alternativen zu beschäftigen. Als erster Automobilhersteller sind wir der Europäischen Masthuhninitiative beigetreten, bei der wir uns es zum Ziel bis 2026 gesetzt haben, unser Geflügelfleisch ausschließlich aus zertifizierten Unternehmen in Bayern und Baden-Württemberg zu beziehen.

Auch haben unsere Metzger eine vegane Currywurst entwickelt, die regelmäßig, wenn Currywurst auf dem Speiseplan steht, als Alternative angeboten wird.

Wir achten bei unserer Lebensmittelauswahl auch darauf, dass wir so viel wie möglich aus der Region beziehen. Wir bieten unseren Lieferanten auch die Plattform, im Werk an bestimmten Tagen Ihre Produkte zu verkaufen, so gibt es an verschiedenen Tagen und Standorten im Werk Spargel, Eier, Erdbeeren, Äpfel, Kirschen, Zwetschgen, Nudeln, Aufstriche, Eis u.v.m. direkt vom Erzeuger bzw. Produzenten.

Zudem sind unsere Betriebsrestaurants Bio-zertifiziert und auf unseren Speiseplänen stehen regelmäßig Bio-Gerichte. Unsere Speiseplänen werden außerdem saisonal gestaltet.

Der Faktor der Erholung in den Pausen wird immer wichtiger. Es ist nicht mehr nur die reine Nahrungsaufnahme, die mit unseren Betriebsrestaurants in Verbindung gebracht wird. Es verschwimmen die klar abgegrenzten Bereiche zwischen Arbeit und Kantine. Immer mehr sind wir Co-Working-Space und die Forderung nach multifunktionalen Räumen wird zunehmend laut. Und zusätzlich wird es immer wichtiger, auch außerhalb der klassischen Verpflegungszeiten (Frühstück, Mittagessen, Abendessen) entsprechende Snacks und Erfrischungen anzubieten.

Was ist Ihre schönste Erinnerung ans Studium?

Die schönste Erinnerung ist die, dass ich insbesondere bei Herrn Prof. Dr. Horst Koller den Nutzen eines BWL-Studiums kennenlernen durfte. Er hat entscheidend dazu beigetragen, dass ich mich bei jeder neuen Station meines Berufslebens daran erinnere, was er dazu gelehrt hat. Seine Exkursionen in die Wirtschaft und Vorträge externer Referenten haben mir immer viel Freude bereitet und mein Wissen vertieft. Leider ist Herr Prof. Dr. Koller im Februar verstorben.

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