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Barbara Lohoff berichtet von ihrer Arbeit in Japan

19.06.2020

Alumna Barbara Sōka Lohoff hat an der Universität Würzburg Mineralogie (und Japanologie als Gasthörer) studiert. Sie ist in Würzburg beruflich als Gästeführerin und Dolmetscherin in japanischer Sprache aktiv und ist offiziell anerkannte Teelehrerin fuer japanische Teezeremonie im Stil der Urasenke Teeschule, Kyoto.

Alumna Barbara Lohoff in Japan, Foto: Privat
Alumna Barbara Lohoff in Japan, Foto: Privat

Frau Lohoff, Sie haben lange in Japan gelebt. Wie kam es dazu und was haben Sie dort gemacht?

8 Jahre am Stück, heutzutage öfters aber immer noch beruflich und privat dort. Ich kam über ein Stipendium der Partneruni Osaka Sangyo Uni nach Japan. 1. Jahr als Austauschstipendiat, 2. + 3. Studiengang für Ingenieurwesen mit Abschluss (während dieser Zeit auch Tutor für NachfolgestipendiatINNen), danach 2 1/2 Jahre Berufstätgkeit in einer Consulting Firma im Bereich Gewässerpflegeplanung. Anschliessend Wechsel in die jap. Partnerstadt Würzburgs, Otsu, und dort Dolmetschertätigkeit für Gäste aus dem deutschsprachigen Ausland (u. a. Synchrondolmetscher beim Bau des „Würzburg Hauses“ – fränk. Haus und Gastgeschenk der Stadt Würzburg an die Stadt Otsu) für die dortige Stadtverwaltung. Gleichzeitig Intensivierung des Teestudiums

Was würden Sie als größten Unterschied zwischen der japanischen und deutschen Kultur bezeichnen?

Unsere Gesellschaft besteht aus Individuen und ist von einer indivdualistischen Denkweise gekennzeichnet.

Der Zusammenhalt der japanische Gesellschaft ist durch das Phänomen Amae (Beziehungsgeflecht menschlicher Beziehungen, dem Prinzip „Freiheit durch Wohlwollen“ folgend; Beziehung in zwischen Eltern – Kind, Lehrer – Schüler, Firma – Angestellter, Gesellschaft – Einzelne/r, etc.) bestimmt

Das führt dazu, dass die Gesellschaft, die Firma, die Gruppe etc. einen auffängt. Kritisch gesehen, führt es aber auch dazu, dass eigene Entscheidungen von der Meinung anderer vollkommen abhängig gemacht werden. Habe ich mehrfach erlebt und insofern empfinde ich das Leben in Deutschland einfacher.

Unterschied zwischen Honne (Gemeintem) und Tatemae (Gesagten) kann gross sein.

Was vermissten Sie nach Ihrer Rückkehr nach Deutschland am meisten?

Anders herum: die eigene Selbstdarstellung des Individuums hier ist mir oftmals zu stark, zu direkt und daher ermüdend.

Der achtvollere/ respektvollere Umgang dort fehlt mir.

Die traditionell japanische Küche fehlt mir auch.

Das „Verheiratetsein“ mit dem Beruf/Firma bis in die späten Abendstunden oder ins Wochenende hinein, vermisse ich dagegen nicht. Obwohl ich mich in Sachen Arbeit auch als Perfektionist bezeichne.

Verändert sich die japanische Kultur/Land Ihrer Ansicht nach aktuell (neuer Kaiser, etc.) und falls ja, wie?

Vergreist. Wird nach aussen hin internationaler, das muss sich aber auch nach innen in der Einstellung des Volkes noch mehr durchsetzen. Die intensive Beziehung zu meinen japanischen Freunden und deren Anerkennung „als eine der ihren“ habe ich meinen Sprachkenntnissen und dem Studium der Teezeremonie (u.a. für das tiefergehende Verständnis dieser Kultur/Kunst nützlich, aber nicht einfach) zu verdanken. Viele andere Ausländer, die ich kennengelernt habe, wurden (und werden) z. T. als exotische „Streicheltiere“ geschätzt, blieben oder bleiben aber letztendlich Aussenseiter. Sicherlich war und ist deren mangelnder Einsatz fue Aber vielleicht lag es auch an ihnen, weil sie nicht mehr Energie für ihre Integration aufgebracht haben... Es gibt Bemühungen um das Aufbrechen alter Strukturen (bspw. Widerstände gegen AKWs, Gleichberechtigung, etc.), diese hinken aber aus meiner Sicht Deutschland noch ziemlich hinterher.

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