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Rabbiner Prof. Dr. Leo Trepp, Philosophie

02.05.2011

Aktuell: Deutsch-US-amerikanischer Rabbiner Studium: Promotion zum Doktor Philosophie

Rabbiner Prof. Dr. Leo Trepp, deutsch-US-amerikanischer Rabbiner (Foto: Pola Sieverding)

Nach seinem Besuch Würzburgs, bei dem Rabbiner Prof. Leo Trepp am 11. Mai anlässlich des Stiftungsfestes mit der Ehrenmitgliedschaft der Universität geehrt wurde. Am 12. Mai hat Leo Trepp im voll besetzten Toskanasaal der Residenz einen Vortrag mit dem Thema "Würzburg - die Stadt, ihre Universität und ihre Juden" gehalten.

Da sieht man sie, hoch auf dem Berg, über Straßen und Hausdächer freundlich winkend, die Marienburg. Einst war sie die Trutzfestung der Fürstbischöfe, heute ist sie ein Krönchen über der Stadt, die mich, den alten Mann, der im Rollstuhl geschoben werde muss, bei seiner Rückkehr nach der lieben Stadt grüßt.

Die Universität hat mich zur Feier des 75. Jahrestages meiner Promotion eingeladen, die sie mir 1935 gab. Es war unter der Tyrannenherrschaft der Nazis ein schweres Jahr für einen jungen Juden, doch einige Lehrer meiner Universität in Würzburg haben es mir dank ihrer Gewissensstärke erleichtert.

Das Wetter ist grau, doch ich bin froh, hier zu sein, im schönen Würzburg, der zweiten Heimat meiner Jugend in Unterfranken. Hier verbanden sich Schönheit der Natur mit ihrem Wein und der Kunst des Menschen, hier stehen die Universität und die neue Residenz der Bischöfe, wo die Kraft der Architektur ein Juwel der Barock Kultur schuf, mit Meisterwerken der Kunst füllte und mit einem blühenden Hofgarten umgab. Würzburg wurde eine Einheit von göttlicher Schöpfung und menschlichen Fähigkeiten, eine Perle unter den Städten.

Nun war ich wieder hier. Dank der Ehrung, die mir die Universität gegeben hat, nämlich, Mitglied der Universität zu sein, vertieft sich die Verbundenheit. Bis zum Ende meiner Tage darf ich mich einer der ihren nennen. Während der Übergabe im Rahmen des dies academicus wurde mir klar:

Hier herrscht der Geist rigoros wissenschaftlicher Forschung, verbunden mit menschlicher Wärme zwischen ihren Zugehörigen, von den jüngsten Studenten bis zu renommierten Hochschullehrern. Der Empfang der Präsidenten war warm und willkommen heißend, mein Vortrag in der Residenz überfüllt.

Der Besuch des Altbischofs Scheele zu einer Kaffeestunde war ehrend und auf die Zukunft gerichtet. Er holte uns im Hotel ab. Wir verstanden uns sofort. Wir machten Pläne, in der Zukunft Vorlesungen über Judentum und die Kirche mit gemeinsamen Diskussionen darüber anzubieten, falls es Gott mir erlauben würde, wieder zu kommen. Wie immer es werden mag, die Grundlagen sind gelegt, tiefere Verbundenheit ist geschaffen.

In gemeinsamen Lehrveranstaltungen, in Anerkennung der Verschiedenheiten, besteht die Chance der Einheit, die solche Gemeinschaftswerke immer wieder hervorrufen. Diese Einheit zeigt sich schon in unserer religiösen Geschichte.

Ein Beispiel ist das ‚Heiligkeitsbuch’,  das deshalb so heißt, weil es beginnt mit den Worten: „Heilig sollt ihr werden“ Leviticus, (Lev. 19-20). Hier finden wir „du sollst deinen Nächsten wie dich lieben“ (19,18) und „du sollst den Fremdling lieben wie dich“ (19,33-34). Jesus hat sich dazu bekannt und konnte es von dort übernehmen.

Eine unserer vielen gemeinsamen Aufgaben ist der Ruf zur Freiheit und zur sozialen Verantwortung. Ebenfalls in Leviticus heißt es, dass im 50. Jahr immer im ganzen Land die Freiheit verkündet werden sollte: „Freiheit ist dem ganzen Lande, allen seinen  Bewohnern“ (Lev. 25,10 ff.). Doch ohne dass man dies verbindet mit sozialen Forderungen kann das Jahr gar nicht heilig werden. Der obige Leitsatz wurde zum Fundament der Vereinigten Staaten. Auch uns, Juden wie Christen, ist er als Grundsatz gegeben. Über mehr wird zu diskutieren sein.

So ist es mir eine wertvolle Aussicht, dass ich nicht nur liebe Erinnerung haben, sondern vielleicht zu einer segenvollen Aufgabe beitragen darf.


Von Michaela Thiel

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