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Anne Feulner & Klaus Hammelbacher, WIWI, Biologie, Maintal-Konfitüren

05.03.2012

Aktuell: Geschäftsführer der Maintal-Konfitüren Studium: Wirtschaftswissenschaften, Biologie

Foto: Alumni-Büro

Frau Feulner, Sie sind Ihrem Vater nachgefolgt und haben im Jahr 1999 zusammen mit Ihrem Schwager Klaus Hammelbacher als Urenkelin des Firmengründers Josef Müller die Geschäftsführung des Familienunternehmens übernommen. War dieser Weg von vorneherein für Sie vorgezeichnet?

Ich bin praktisch schon seit der Grundschule  auf meine jetzige Tätigkeit vorbereitet worden, im Gymnasium war es für uns drei Schwestern quasi Pflicht, die Fächer Wirtschaft und Recht zu belegen. Nach dem Abitur habe ich Wirtschaftswissenschaften an der Universität studiert und war eine Zeitlang in einer Konfitürenfirma  in den USA. Letztendlich  war klar, dass einer von uns drei Töchtern in den elterlichen Betrieb eintreten sollte, das war der Wunsch von meinem Vater.



Was hat sich mit Ihrem Eintritt in die Geschäftsführung geändert?

Mein Vater hatte einen sehr autoritären Führungsstil und hat seine Entscheidungen in der Regel alleine getroffen. Ab dem Jahr 1989 waren wir zunächst  zu zweit, nach dem Eintritt von meinem Schwager ein Jahr später  zu dritt und die Entscheidungsprozesse mussten umgestellt werden.

Wir haben auch das gesamte Unternehmen Schritt für Schritt ganz sanft umstrukturiert, das betraf beispielsweise die Arbeitszeiten, die Absatzmärkte, etc. Mit Unterstützung eines externen Unternehmensberaters  wurde ein komplett neues Konzept für die Firma Maintal entwickelt und schrittweise dann nach und nach umgesetzt.



Herr Hammelbacher, wann war es klar, dass Sie zusammen mit Frau Feulner die Geschäftsleitung übernehmen?

Wir haben uns schon während unseres Studiums kennengelernt. Nach Abschluss meines Biologiestudiums habe ich auf dem Landratsamt im Naturschutz gearbeitet und neue Herausforderungen gesucht. Die ergaben sich dann – erst einmal war es als Übergangslösung gedacht – bei den Maintal Konfitüren. Aus der Übergangslösung wurde dann eine sehr erfolgreiche Zusammenarbeit und somit eine Langzeitlösung. Das hängt auch damit zusammen, dass wir unsere Aufgabengebiete klar abgesteckt haben. Ich bin für die Produktionsleitung verantwortlich, z. B. für die Etablierung neuer Sorten, etc.

 


Frau Feulner, Sie sind Anfang diesen Jahres zur Vorsitzenden IHK-Gremialausschusses Haßberge gewählt worden. Was ist Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung, der sich Unternehmen in ländlich geprägten Regionen stellen müssen?


Unsere Hauptprobleme in unserer Region sind der Bevölkerungsrückgang und der Fachkräftemangel. Ich engagiere mich für die Einführung einer besseren Breitband- und Verkehrsinfrastruktur. Das Networking  und der gegenseitige, regelmäßige Erfahrungsaustausch auf der lokalen Ebene spielt hier eine große Rolle.



Herr Hammelbacher, Ihr Unternehmen hat  in den letzten fünf Jahren seinen Umsatz um 100 Prozent gesteigert und  schon im März über 60 Prozent des geplanten Quartalsumsatzes erreicht. Verraten Sie uns das Geheimnis Ihres Erfolges?

Für unseren Erfolg verantwortlich sind die uns wichtigen Faktoren wie Flexibilität, Mitarbeiter-Motivation und Qualifikation, ein gutes Führungsteam, unser hoher industrieller und hygienischer Standard, die Nähe zu unseren Mitarbeitern und ein hoher Qualitätsanspruch.

Die Verbindung von langjähriger Erfahrung und modernster Technologie sorgt für die besondere Qualität von Maintal. Als Familienunternehmen mit 125-jähriger gewachsener Tradition denken wir nicht in Quartalen , sondern in Generationen.



Spielt das Thema Bio in Ihrer Geschäftsphilosophie eine Rolle?

Anne Feulner: Das Maintal Sortiment umfasst derzeit 600 verschiedene Artikel, mehr als die Hälfte davon sind Bio-Artikel. Dabei fahren wir zweigleisig: Die „Bio-Konfitüren“ sind im Lebensmitteleinzelhandel erhältlich. Den Biofachhandel beliefern wir mit Produkten unter der Marke “Annes Feinste“. Hierbei ist es unser aber sehr wichtig, auch ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein für die Umwelt zu leben.

Seit 2010 beziehen wir zu 100 Prozent Grünen Strom von Windkraftanlagen aus der Region. Zudem haben wir geeignete Dächer mit Photovoltaikanlagen ausgestattet. Auch sinkt unser Wasserbedarf auch bei steigender Produktionsmenge durch permanente Investitionen. Aktuell laufen Projekte zur Wärmerückgewinnung und zur Umstellung der Energieversorgung von fossilen Brennstoffen auf nachwachsende Rohstoffe. Bei all diesen Bemühungen ist klar, dass wir uns auch gegen Gentechnik aussprechen.



Herr Hammelbacher, wir veranstalten im Juli 2011 unsere Euro-Indische Alumni-Woche. Spielt das Thema interkulturelle Kompetenz für Sie eine Rolle im Exportgeschäft?

Um im Export erfolgreich agieren zu können ist es unabdingbar, Kenntnis, Verständnis uns Respekt für unsere ausländischen Partner und deren Kultur zu haben. Auf unseren Markterkundungsreisen informieren wir uns daher im Vorfeld über die unterschiedlichen Verhaltensweisen und Sprachgepflogenheiten und  gehen auf jeweilige kulturelle Bedürfnisse ein.

Zum Beispiel sind dunkle Konfitüren im Ausland sehr viel beliebter als helle. In bestimmten Ländern ist der Umgang zwischen Männern und Frauen auch im Geschäftsleben ein anderer als in Deutschland. Zudem ist es im Export üblich erst einmal ein langjähriges Vertrauensverhältnis aufzubauen. Hier habe ich über die Jahre viel dazugelernt.



Frau Feulner, Herr Hammelbacher - Was ist Ihre schönste Erinnerung an das Studium?

Klaus Hammelbacher: Durch unsere Studienexkursionen, beispielsweise nach Kenia, habe ich meine Liebe für den afrikanischen Kontinent und Fernreisen entdeckt. Diese ersten Eindrücke mit Prof. Dönges haben auf jeden Fall mein Leben bereichert. Mit vielen meiner damaligen Kommilitonen aus der Exkursionsgruppe stehe ich bis heute in Kontakt.

Anne Feulner: Ich bin damals durch meinen Mann, der bereits ein Zahnmedizinstudium begonnen hatte, nach Würzburg gekommen und erinnere mich noch intensiv an meine langjährige  aktive  Mitarbeit bei der internationalen Studentenorganisation AISEC. So konnte ich sowohl durch  die  Betreuung der ausländischen Praktikanten in Würzburg als auch durch einen eigenen sechswöchigen Auslandsaufenthalt und div. Exkursionsreise  Länder wie Finnland, Frankreich und die Türkei unter einem anderen Blickwinkel kennen lernen. Das waren wertvolle Erfahrungen für meine persönliche Weiterentwicklung und Vorbereitung als künftige Führungskraft eines mittelständischen Familienunternehmens. Aktuell haben wir  einen Exportanteil von 6 Prozent am Gesamtumsatz  und verkaufen unsere Spezialitätenprodukte sogar bis nach Japan und Australien.

 

Vielen Dank für das Gespräch!

Von Michaela Thiel

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