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Barbara Meyer-Marroth, ehemals Goethe-Instituten in Ghana, Bangladesh & Kenia

01.11.2010

Aktuell: Ehemalige Leiterin von Goethe-Instituten in Ghana, Bangladesh & Kenia

Barbara Meyer-Marroth, Ehemalige Leiterin von Goethe-Instituten in Ghana, Bangladesh & Kenia (Foto: Privat)

Frau Meyer-Marroth, Sie waren Leiterin von Goethe-Instituten in Ghana, Bangladesh und Kenia. Welche Aufgaben übernimmt ein Goethe-Institut in diesen Ländern?

Das Goethe-Institut pflegt die kulturelle Zusammenarbeit mit dem Gastland und fördert die Kenntnis der deutschen Sprache. Darüber hinaus vermittelt es ein umfassendes Deutschlandbild durch Information über das kulturelle, gesellschaftliche und politische Leben. Konkret heißt das, dass das Institut in der sog. Programmarbeit Begegnungen z.B. von Künstlern aller Sparten, wie bildender Kunst, Musik, Theater, Film, bis zu Schriftstellern aus Deutschland und aus dem Gastland vermittelt. Es werden Seminare, Workshops oder Konferenzen zu Themen organisiert, die von Interesse für das Gastland sind und an denen Fachleute aus beiden Ländern teilnehmen. Eng ist die Zusammenarbeit mit den Universitäten, zumal dort oft ehemalige DAAD-, Humboldt- oder andere Stipendiaten lehren, die längere Zeit in Deutschland gelebt und gearbeitet haben.

Informationen über Deutschland werden in erster Linie in den Infozentren, d.h. den Mediatheken, angeboten, wo es neben jeder Menge an Literatur über Deutschland und an deutscher Literatur Videos, Hörmedien, Zeitungen und Zeitschriften gibt. Ganz wichtig  ist auch der Internetzugang, gerade in den Ländern, in denen ich gearbeitet habe, die ja noch einen deutlichen Nachholbedarf auf diesem Gebiet haben, wenngleich die Entwicklung dort  rasant fortschreitet.

Die Institute erteilen in den Sprachabteilungen Deutschunterricht für Erwachsene und nehmen verschiedene Sprachprüfungen ab, auch solche, die für eine Studienzulassung in Deutschland nötig sind. Außerdem ist die Fortbildung der einheimischen Deutschlehrer ein wichtiges Aufgabengebiet. In Nairobi z.B. nahmen pro Jahr zuletzt ca. 1200 überwiegend jugendliche Erwachsene an den Sprachkursen des Goethe-Instituts teil.



Was hat Sie zu dieser Länder-Auswahl bewogen?


Ich habe mich schon immer für die Länder der sog. Dritten Welt interessiert. Mich fasziniert die Auseinandersetzung mit Kulturkreisen, die von dem unseren sehr verschieden sind. Da die Entscheidung über die Versetzung letztlich bei der Zentrale des Goethe-Instituts liegt, kommen die persönlichen Wünsche nicht immer zum Zuge.



Wie haben Sie sich für den Einsatz in den jeweiligen Ländern vorbereitet?


Das Goethe-Institut ermöglicht vor der Ausreise an den Dienstort eine mehrwöchige Vorbereitungszeit in der Vorbereitungsstätte für Entwicklungszusammenarbeit von InWEnt in Bad Honnef. Dort werden vor allem Entwicklungshelfer auf ihren Einsatz vorbereitet, aber auch Mitarbeiter anderer Organisationen. Die Vorbereitung beinhaltet Sprachkurse (Bangla für Bangladesch, Kiswahili für Kenia), Landeskunde, Informationen für den Alltag, etwa wie die Wohnungssuche vor sich geht oder wo man in einem muslimischen Land zu einem Bier kommt. Außerdem hat man die umfangreiche Mediathek zur Verfügung.

Die afrikanischen und asiatischen Kulturen unterscheiden sich in vielen Punkten von der europäischen (deutschen) Kultur. Können Sie uns Beispiele nennen, wo Ihnen diese Unterschiede besonders aufgefallen sind?

Unterschiede begegnen einem täglich, auf allen Ebenen. Das  fängt  bei der Zusammensetzung des Frühstücks an, geht mit anderen Lehr- und Lerngewohnheiten, einem anderen Lehrer-Student-Verhältnis weiter. In Asien spielt gerade in den Kontakten mit einheimischen Partnern die Beachtung von Hierarchien und  Anciennität eine große Rolle. In Afrika z.B. gilt es Verhaltensweisen zu vermeiden, die dort als kolonialistisch empfunden werden.



Wie haben die jeweiligen Kulturen auf die deutschen Angestellten in den Goethe-Instituten reagiert, bzw. auf die deutschen Kulturangebote?

Das Interesse an Deutschland ist in „meinen“ drei Ländern groß. Es gibt zahlreiche Rückkehrer, d.h. Fachleute, die in Deutschland studiert oder promoviert haben und die den Kontakt zu Deutschland halten wollen, viele, die in Deutschland studieren wollen, auch viele, die geschäftliche Kontakte zu Deutschland pflegen, und auch viele, die einfach wissen wollen, was sich in der gesellschaftlichen, wissenschaftlichen, politischen Diskussion so tut und die ihre Informationen gerne in einem anderen Land als bei der ehemaligen Kolonialmacht suchen.



Wie konnten Sie so genannte „cultural clashs“ überwinden? Welche „innere Einstellung“ ist Ihrer Meinung nach wichtig für das Arbeiten in einer fremden Kultur?
Und welche Einstellung hat Ihnen hier besonders geholfen?


Unabdingbar sind meiner Meinung nach ein gehöriges Maß an Neugier auf und Interesse an fremden Kulturen. Die Partner im Gastland spüren sofort, ob man echtes Interesse an ihren Traditionen, ihrer Lebensweise, ihrer Kultur hat oder ob es sich nur in  professionellem Rahmen bewegt. Außerdem braucht man, denke ich, genügend Offenheit für Neues und Ungewohntes. Diese Offenheit muss ja nicht bedeuten, dass man alles im Gastland schön und gut findet, aber man muss respektieren, dass andere Gesellschaften anders funktionieren als unsere.

Ich glaube, dass mir der Kontakt zu den Partnern im Gastland erleichtert wurde dadurch, dass ich mich den jeweiligen Kulturen mit Respekt angenähert habe. Das Kommunizieren auf gleicher Ebene ist wichtig, jegliches „Missionieren“ oder Belehren ist meines Erachtens kontraproduktiv und steht uns nicht zu.



Sie sind wieder nach Würzburg zurückgekehrt. Was hat Sie zu dieser Entscheidung bewogen?


An Würzburg gefällt mir die Verbindung von reizvoller Umgebung Hügel, Flusslandschaft, Wälder und geschichtsträchtige Ortschaften) mit Lebensqualität in Form von Landgasthöfen und Weinstuben, die handliche Größe mit relativ kurzen Wegen und vor allem das reichhaltige kulturelle Angebot von Theatern, Musikhochschule und Universität.



Welche Erfahrung bewahren Sie als „schönste Erinnerung“ in Ihrem Gedächtnis?


Die schönste Erinnerung im Singular gibt es nicht. In der Erinnerung bleiben Begegnungen mit interessanten Menschen aus den verschiedensten Ländern, die ich aufgrund meiner beruflichen Position kennen gelernt habe. Nicht zu vergessen auch die Möglichkeit, fremde Länder besser kennen zu lernen als man das als Tourist je kann.



Vielen Dank für das Gespräch!

Von Michaela Thiel

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