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Daniel Staffen-Quandt, Politik, Geschichte & Germanistik, Journalist

06.08.2012

Aktuell: Journalist Studium: Politik, Geschichte & Germanistik

Daniel Staffen-Quant, Journalist (Foto: Privat)

Nachrichten im Netz - Hintergründiges auf Papier. Die Lesegewohnheiten der Medienkonsumenten verändern das Arbeitsfeld der Journalisten. Der Journalist Daniel Staffen-Quandt beschäftigt sich mit den Lesegewohnheiten der Medienkonsumenten, die das das Arbeitsfeld der Journalisten verändern.

Der Printjournalismus wurde schon vielfach totgesagt. Etwa als das Radio erfunden oder das Fernsehen massentauglich wurde. Doch Zeitungen und Zeitschriften blieben. Denn die Printmedien genossen gegenüber ihrer elektronischen Konkurrenz immer einen Vorsprung an Seriosität, sie galten als hintergründiger, als informativer. Dann kam das Internet. Printmedien gibt es natürlich immer noch, aber sie – und damit auch ihre Macher – stehen unter einem bis dahin nicht bekannten Druck. Kostenlose Nachrichtenportale setzen ihnen zu.

Dass sich die Lesegewohnheiten der Menschen stark verändert haben, das kann jeder bei sich selbst oder in seinem Umfeld beobachten. „Ich schau mal schnell auf Spiegel Online nach…“, diesen Satz sagt oder hört man täglich. Was der Videotext nicht geschafft hat, weil es viel zu umständlich war, extra den Fernseher einzuschalten, schafft das Internet: Die Leser greifen immer weniger zur gedruckten Information, sie befriedigen ihr Bedürfnis an Nachrichten über das Internet. Zur reinen Informationsbeschaffung braucht man heutzutage keine Zeitung mehr.

Für uns Journalisten heißt das, dass sich unser Arbeiten in den vergangenen zehn Jahren stark verändert hat. Nicht nur, dass es in den Redaktionen damals noch Dunkelkammern gab, damit man seine Schwarz-Weiß-Filme entwickeln konnte – nein, es gab auch einen unverrückbaren Redaktionsschluss. Bis dahin mussten die Nachrichten zwar fertig geschrieben sein, aber vor diesem Zeitpunkt musste eben nicht noch der Online-Ableger einer Zeitung bedient werden. Das ist heute anders, „online first“ heißt die Devise bei großen wie kleinen Blättern.

Journalisten haben seither zwei Aufgaben: Ihre Leser möglichst zeitnah online zu informieren und sie am folgenden Tag mit gründlich aufbereiteten und ausrecherchierten Hintergrundinfos zu versorgen. Viele Zeitungen greifen für ersteres immer öfter auf Agenturen zurück, um ihre eigenen Redakteure für die zweite Aufgabe einsetzen zu können. Das ist in Zeiten sinkender Auflagen auch vonnöten. Denn nur mit eigenen Beiträgen aus dem Verbreitungsgebiet kann sich eine Regionalzeitung von x-beliebigen Nachrichtenportalen im Netz abheben.

Untersuchungen wie „Reader Scan“ haben ergeben, dass Leser genau das wollen: Interessante und gut geschriebene Lesegeschichten aus ihrer Region. Alles andere kann daher von außen zugekauft werden. Kaum eine Zeitung – neben den großen Flagschiffen Süddeutsche Zeitung oder Frankfurter Allgemeine – kann sich tatsächlich noch eine echte Vollredaktion leisten, die nahezu alle Beiträge von eigenen Autoren schreiben lässt. Dem Leser vor Ort ist es in der Regel aber auch vollkommen egal, ob die Zeitung selbst aus dem Bundestag berichtet – oder eine Agentur.

Angesichts der Wirtschaftskrise ist die Entwicklung zu mehr eigenen, regionalen Lesegeschichten aber nicht nur eine Qualitäts-, sondern eben auch eine Kostenfrage. Printmedien sind die ersten, die die Krise spüren, weil kurzerhand die Anzeigen storniert werden. Es gilt also, sich auf seine Kernkompetenzen zu besinnen: das Regionale, das Lokale, also genau das, was vor allem bei journalistischen Anfängern und Einsteigern gerne belächelt und diskreditiert wird. Eine spannende Geschichte im Lokalteil ist auf keinen Fall leichter zu schreiben als eine gute Politik-Reportage. Nur eben anders.

Für Journalisten – und die, die es werden wollen – heißt das: Ran an die Menschen, rein ins Regionale, Lokale. Davor muss und sollte man nicht nur keine Berührungsängste haben, man darf es vielmehr gar nicht, wenn man auf Dauer als Journalist seine Brötchen verdienen will.

Von Michaela Thiel

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