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Dr. Anja Weisgerber, Jura, Bundestagsabgeordnete

02.04.2012

Aktuell: Europaabgeordnete Studium: Rechtswissenschaften

Foto: Privat

Frau Dr. Weisgerber, Sie haben in Würzburg und Lausanne studiert. Worin hat sich das Studium unterschieden? Was war die größte interkulturelle Herausforderung für Sie?

Eine Herausforderung war sicherlich das Leben und Studieren in einer Fremdsprache. Die Lehrveranstaltungen fanden in Französisch und auch in Englisch statt. Aber auch im täglichen Leben kam man ohne Fremdsprachenkenntnisse nicht weiter. Damals war das sehr aufregend und gleichzeitig auch schön. Heute sind Verhandlungen und Sitzungen in Englisch oder Französisch Teil meiner Arbeit und ich denke nicht mehr darüber nach, ob ich jetzt Deutsch oder eine Fremdsprache spreche.

Aus juristischer Perspektive war es besonders interessant, andere Rechtsgebiete kennenzulernen. Während ich in Würzburg das deutsche Recht kennengelernt habe, standen in Lausanne das Europarecht, das französische und das schweizerische Recht im Mittelpunkt.

 

Sie nehmen als Europaabgeordnete der CSU und Mitglied des Bezirks- und Parteivorstands vielfältige Aufgaben wahr. Können Sie uns verraten, welche dieser Aufgaben Ihnen aktuell ganz besonders am Herzen liegt?

Prinzipiell sind mir natürlich alle Ämter- und Mandate wichtig. Meine Arbeit als Europaabgeordnete bereitet mir große Freude. Dadurch ist es mir möglich, mein Steckenpferd, die Umweltpolitik, auch an der Stelle mit zu gestalten, an der 80 Prozent der Entscheidungen getroffen werden. Wichtig ist mir auch meine Arbeit als Kreisrätin. Das Mandat ermöglicht mir, die Auswirkungen der Brüsseler Entscheidungen auf die Kommunen mitzubegleiten und zu beeinflussen.

Im Augenblick ist mir die Arbeit als Bezirksvorsitzende der Frauen-Union und insbesondere die Frauenförderung eine besondere Herzensangelegenheit. Frauen sind in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik immer noch unterrepräsentiert. Ich bin aber überzeugt, dass es sich die Gesellschaft heute nicht mehr leisten kann auf die Expertise und die Erfahrungen von Frauen zu verzichten. Daher habe ich in Unterfranken ein Mentoring-Programm  auf die Beine gestellt, das Frauen jeden Alters an die Politik und die Übernahme politischer Verantwortung heranführen soll.

 

Im März 2011 haben Sie Ihre Tochter geboren. Wie hat sich seitdem Ihr Berufsleben verändert? Was ist hier Ihre größte Herausforderung als berufstätige Mutter und wo denken Sie, könnten junge berufstätige Eltern noch besser unterstützt werden? Ist ein Unterschied zwischen Belgien, Frankreich und Deutschland für Sie in der Praxis erkennbar?

Der Unterschied für junge Eltern ist sicherlich gegeben. In Belgien und Frankreich werden die Kinder schon im Säuglingsalter in eine Kindergrippe gegeben. Es wird erwartet, dass die Frauen sehr früh wieder in ihren Beruf zurückkehren. Ich persönlich bin jedoch für Wahlfreiheit. Die Frauen, die wieder anfangen wollen zu arbeiten, müssen durch Krippen- und Kindertagesplätze unterstützt werden.

Die Frauen, die sich selbst um die Erziehung ihrer Kinder kümmern wollen, müssen eine entsprechende Entschädigung bekommen, beispielsweise bei der Berechnung von Renten, etc. Die höhere Geburtenrate, z.B. in Frankreich zeigt, dass Familien durch politische Entscheidungen – beispielsweise das Kindergeld ab dem zweiten und dritten Kind jeweils zu erhöhen – eine bessere Entlastung haben als das bei uns der Fall ist.

Die Geburt meiner Tochter hat wie bei allen Eltern auch mein Leben verändert. Die neuen Erfahrungen bereichern meine Arbeit, beispielsweise bei familienpolitischen Fragen. Der Spagat zwischen Familie und Job ist sicher eine Herausforderung, aber auch eine Frage der Organisation. Mein Mann und ich sind gut organisiert und haben zudem noch die Unterstützung der Familie.

 

Was ist Ihre schönste Erinnerung an Ihre Studienzeit?

Wahrscheinlich wie bei allen anderen Studenten auch das ausgelassene Feiern, die Unbekümmertheit, die relative Flexibilität und die Gemeinschaft mit den Kommilitonen.

 

Wenn vorhanden, würde uns Ihr Lebensmotto sehr interessieren?

Mitmachen, anpacken, mit gestalten!

 

Vielen Dank für das Gespräch!
 

Von Michaela Thiel

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