35/A 3.14-1/3
Auf Herz und Nieren
Theodorus, Jacobus: Neu Vollkommen Kräuter-Buch
Basel: König, 1731; Ganzledereinband, Pappdeckel, 663 Seiten
Vorbesitzer: B. Stempfle
Signatur: 35/A 3.14-1/3
Inhalt: Nur wenig aus dem Leben des Jacobus Theodorus ist bekannt, obwohl er auf dem Gebiet der Medizin und der Botanik einer der großen Gelehrten seiner Zeit war. Geboren um 1522 in Bergzabern, starb er 1590 in Heidelberg, wo er die letzten Jahre seines Lebens als kurfürstlicher Leibarzt gearbeitet hatte. Dazwischen lagen aufregende Wander- und Studienjahre: nach der Lateinschule erlernte Jacobus den Apothekerberuf in Wissembourg im Elsass, anschließend nahm er ein Medizinstudium an der Universität in Padua auf. Nach der Promotion latinisierte Jacobus, der Mann aus Bergzabern seinen Namen und nannte sich Tabernaemontanus, wie es unter den Gelehrten des 16. Jahrhunderts en vogue war. In seiner Tätigkeit als Leibarzt des gichtkranken und magenleidenden Bischofs Marquard von Speyer erkannte Jacobus die heilende Wirkung von Trinkkuren für Magenkrankheiten, Nierensteine und Erkrankungen der ableitenden Harnwege. Seine Untersuchungen veröffentlichte er 1581 im Neuen Wasserschatz und war somit einer der ersten Forscher, die sich ernsthaft mit dem medizinischen Bäderwesen auseinandersetzten und die medizinische Balneologie begründeten. Sein bedeutendstes Werk ist aber das 1588 erschienene Kräuterbuch. 36 Jahre arbeitete Jacobus an seinem Kräuterbuch und schuf ein knapp 1600 Seiten umfassendes und über 3000 Kräuter beschreibendes Übersichtswerk, womit er sich unter die berühmtesten Kräuterbuch-Autoren seiner Zeit, wie Otto Brunfels aus Straßburg, Leonhard Fuchs aus Tübingen oder Hieronymus Bock aus Hornbach einreihen konnte, deren Werke in jeder renommierten Apotheke und in jeder angesehenen Arztpraxis zu finden waren. Konzipiert waren die Kräuterbücher als Nachschlagewerke, die dem Leser bei der Pflanzenbestimmung halfen, die besten Sammeltermine verrieten und die Zubereitungsarten sowie die therapeutische Wirksamkeit erläuterten. Auch Jacobus hat sein Kräuterbuch so angelegt. Über den Baldrian erfährt der Leser beispielsweise, dass der wirksamste von allen Baldriansorten der Bergbaldrian sei und dass er besonders den Augen nützt, was unser Autor mit folgender Anekdote belegt: Ein Goldschmied aus Würzburg hat mit der gemeinen Baldrianwurzel sein Gesicht täglich eingerieben und dadurch die Augen so geschärft, dass er auf eine zweigebrochene Nadel einen Löwen mit all seinen Gliedmaßen stechen konnte. Doch nicht nur für die Augen ist Baldrian äußerst wirksam und heilend, auch viele weitere Krankheiten kann das Kraut lindern: mit Fenchelsamen, Anis, Süßholz und kleinen Röslein, in Wasser oder Wein gesotten und mit Honig oder Zucker gesüßt, kann ein Tischbecherlein des warmen Suds Husten, Atemprobleme und Rippenfellentzündungen heilen, äußerlich angewendet hilft es gegen Kopfschmerzen, ein blödes Gesicht und sogar gegen Pestbeulen. Das Kräuterbuch wurde mehrfach nachgedruckt, zuletzt 1731; dabei wurde es mit zahlreichen Ergänzungen versehen: «Und nun zum vierten Mal aufs fleißigst übersehen, an unzahlbaren Orten absonderlich verbessert, an scheinbaren Mängeln durchaus ergäntzt, und endlichen zu hochverlangter Vollkommenheit gebracht.»
Schadensbild:
Einband:
Das Bezugsleder ist im Falz teilweise gerissen. Im Lederrücken finden sich an Kopf- und Fuß mehrere Fehlstellen. Die Verschlussbänder sind nur noch fragmentarisch vorhanden. Der Pappdeckelkern ist an den Ecken beschädigt.
Buchblock:
Die ersten Blätter sind berieben und weisen einige Risse und kleine Fehlstellen auf. Ansonsten ist der Buchblock größtenteils intakt.
Kosten (Restaurierung inkl. Digitalisierung): 1350,- €