English Intern
Zentrum für Geschichte der Psychologie

Wolfgang Köhler

Wolfgang Köhler wurde an einem Freitag, 21. Januar 1887 in Reval (Estland), dem heutigen Tallinn, geboren. Sechs Jahre später, 1893, übersiedelte seine Familie nach Deutschland und er wuchs in Wolfenbüttel auf. Nach dem Studium der Philosophie und Naturwissenschaften in Tübingen, Bonn und Berlin von 1905-1909 promovierte er 1909 mit einer tonpsychologischen Arbeit bei Carl Stumpf. Anschließend hatte er eine Assistentenstelle bei Friedrich Schumann in Frankfurt inne, der 1909 Karl Marbe nachgefolgt war, der seinerseits den Külpe-Lehrstuhl in Würzburg übernommen hatte. Während Köhlers Assitentenzeit von 1910 bis 1913 lernte er Kurt Koffka kennen und arbeitete zusammen mit Max Wertheimer, der sich mit der Untersuchung des Phi-Phänomens befasste.
Auf Empfehlung von Carl Stumpf wird Wolfgang Köhler 1914 im Alter von nur 27 Jahren zum Leiter der Anthropoidenstation der Preußischen Akademie der Wissenschaften auf Teneriffa berufen und das, obwohl er auf diesem Gebiet noch recht unerfahren war. Stumpf rettete Köhler damit möglicherweise das Leben. Vielleicht ist es ein Zufall gewesen, vielleicht war es Absicht, denn der Erste Weltkrieg zeichnete sich am Horizont ab und Köhler wäre eingezogen worden. Aufgrund der Kriegsereignisse konnte Köhler erst 1920 wieder nach Deutschland zurückkehren. 1922 wurde Köhler schließlich der Nachfolger Carl Stumpfs und Direktor des Psychologischen Instituts in Berlin und entwickelte dort zusammen mit Max Wertheimer, Kurt Lewin, Carl Dunker u.a. die Berliner Schule der Gestaltpsychologie. Er blieb in dieser Position bis 1935, dann kehrte er Deutschland den Rücken, nachdem er sich zuvor, soweit es ihm nur irgend möglich war, gegen die nationalsozialistischen Entwicklungen in Deutschland gestemmt hatte und zugunsten bedrohter und verfolgter Wissenschaftler eingetreten ist. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Köhler in seiner neuen Wahlheimat USA von 1958 bis 1959 zum Präsidenten der American Psychological Association gewählt. Er starb im Alter von 80 Jahren am 11.6.1967 in New Hampshire.

Forschung auf Teneriffa

Die Jahre in der Forschungsstation auf Teneriffa nutze Wolfgang Köhler, indem er mit genialen, aber dennoch einfachen Experimenten mit Schimpansen als erster nachwies, dass diese nicht nur durch Versuch und Irrtum lernen, sondern auch durch die Einsicht in Wirkzusammenhänge. Diese Erkenntnis war im frühen zwanzigsten Jahrhundert allein schon sehr beeindruckend, ihre volle Wirkung konnte sie aber insbesondere deshalb entfalten, weil Wolfgang Köhler gezielt die damals noch sehr junge Technologie des Filmes einsetzte, um seine Theorien zu bestätigen. Das Zentrum für Geschichte der Psychologie verfügt über eine Kopie der Originalaufnahmen Köhlers aus jener Zeit. Diese Aufnahmen konnten wir kürzlich konservieren und dabei digitalisieren lassen. Wir möchten sie nun gleichermaßen der Wissenschaft wie auch der  interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.

Wolfgang Köhler: Intelligenzprüfungen an Menschenaffen