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Hina Ghafoor

14.12.2022

Nach ihrer Zeit an der Universität Würzburg ist Alumna Hina Ghafoor zurück nach Pakistan gegangen. Dort forscht sie an kulturellen Unterschieden beispielsweise im Umgang mit psychosozialem Stress.

Fast sechs Jahre lang hat Alumna Hina Ghafoor in Würzburg gelebt und geforscht. Flüchtlinge und deren Situation bildeten dabei einen Schwerpunkt ihrer Forschung. (Bild: privat)

Was arbeiten Absolventinnen und Absolventen der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU)? Um Studierenden verschiedene Perspektiven vorzustellen, hat Michaela Thiel, Geschäftsführerin des zentralen Alumni-Netzwerks, ausgewählte Ehemalige befragt. Diesmal ist Hina Ghafoor an der Reihe.

Alumna Ghafoor ist Psychologin. Von 2014 bis 2019 hat sie an der Universität Würzburg bei Professor Paul Pauli und Professor Stefan Schulz am Institut für Psychologie promoviert; derzeit arbeitet sie als Assistenzprofessorin an der Riphah International University in Islamabad.

Hina, wie würden Sie einem Laien Ihre derzeitige Arbeit beschreiben? Für einen Laien bin ich auf der einen Seite einfach eine Hochschullehrerin. Auf der anderen Seite kennen mich die Leute als klinische Psychologin, die all jenen, die an psychischen Krankheiten leiden, beratende und therapeutische Hilfe anbietet.

Was ist der Kern Ihrer Forschung? Ich interessiere mich besonders für die Erforschung von Bewältigungsmechanismen auf kulturübergreifender Ebene, sowohl im Bereich der klinischen als auch der Sozialpsychologie.

„Kulturübergreifende Ebene“: Wie darf man das verstehen? Ich habe beispielsweise eine Studie durchgeführt, in der ich deutsche und pakistanische Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz (CHF) im Umgang mit psychosozialem Stress verglichen habe. Ich habe dabei mit einem Modell gearbeitet, das besagt, dass eine Person, die an Herzinsuffizienz leidet und eine niedrige emotionale Intelligenz besitzt, eine schlechte gesundheitsbezogene Lebensqualität aufweist. Dies ist jedoch kein direkter Zusammenhang. Stattdessen beeinflussen negative Metakognitionen und negative Bewältigungsmechanismen dieser Personen das Phänomen. Darüber hinaus haben wir weitere kulturelle und soziale Faktoren in unserer Studie berücksichtigt, wie beispielsweise Religion und die soziale Unterstützung durch die Familie. Wir haben dabei recht interessante Ergebnisse gefunden.

Ist diese Studie inzwischen abgeschlossen? Nein, momentan erweitere ich diese Arbeit und vergleiche CHF-Patienten in Pennsylvania und Deutschland. Außerdem berücksichtige ich, dass die Menschen weltweit aus unterentwickelten Ländern in entwickelte Länder abwandern und auch innerhalb ihrer eigenen Länder umziehen, um ihre Lebensqualität zu verbessern. Ich beziehe deshalb auch die Faktoren mit ein, die mit ihrer Anpassung an eine neue Kultur, Gesellschaft oder Stadt zusammenhängen.

Was fasziniert Sie an Ihrem Beruf? Unterrichten ist meine Leidenschaft. Die Interaktion mit meinen Studentinnen und Studenten hält meine Moral hoch. Abgesehen davon denke ich, dass es ein Prozess ist, der in nicht nur in eine Richtung läuft. Das Vorbereiten der Vorlesungen und das Vortragen vor den Studenten hilft mir, meine Arbeit konzeptionell klarer zu gestalten. Das ist das ein Aspekt, der mich wirklich fasziniert.

Sie wohnen in Islamabad. Wie ist das Leben dort? Islamabad ist die Hauptstadt von Pakistan. Mir gefällt sie sehr durch ihre Nähe zur Natur, zum Beispiel durch den Blick auf die Margalla-Hügel. Aus akademischer Sicht ist sie das Zentrum der besten öffentlichen und privaten Universitäten Pakistans. Es ist also ein Paket, das beste Lebensbedingungen, Studien- und Arbeitsmöglichkeiten mit internationalen Märkten sowie attraktive Orte für Freizeitaktivitäten bietet. Wahrscheinlich wünschen sich deshalb fast aller Pakistanerinnen und Pakistaner, in Islamabad zu studieren und zu arbeiten.

Während Ihrer Zeit in Würzburg haben Sie ein Symposium für Flüchtlinge ausgerichtet. Wie ist es dazu gekommen? Wie gesagt, interessiere ich mich für die Bewältigungsmechanismen von Menschen, die in eine neue Kultur ziehen. Deshalb hatte ich eine Studie mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen geplant. Bei der Vorbereitung haben alle Beteiligte den Wunsch geäußert, dass es ein wissenschaftliches Forum geben sollte, in dem wir uns über unsere Probleme sowie wissenschaftliche Daten aus der Arbeit mit Flüchtlingen austauschen können.

Und diesen Wunsch haben Sie dann in die Tat umgesetzt. Ja, mit diesem Gedanken im Hinterkopf haben wir – die Professoren Stefan Schulz und Christoph Maack und ich – einen Antrag auf Förderung gestellt. Das Human Dynamics Centre der Fakultät für Humanwissenschaft hat die Mittel bewilligt, und wir haben es dann geschafft, es am 25. September 2021 durchzuführen. In diesem Zusammenhang möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass ich die Forschungsarbeit des Studenten Markus Schulz betreut habe, der selbst mit Flüchtlingen arbeitet. Er hat bei der Organisation eine tolle Arbeit geleistet.

Wie ist das Symposium gelaufen? Die Fachtagung war ein großer Erfolg, an dem Vertreterinnen und Vertreter vieler Einrichtungen teilgenommen haben: des Referats für Integration und Inklusion der Stadt Würzburg, der Franz-Oberthür-Schule, des Soul-Talk-Projekts Schweinfurt, des Caritas-Hauses für Flüchtlinge, des EAL-Jugendamtes der Diakonie Würzburg, der Fachberatung für Asyl, Migration und Gesundheit der Regierung von Unterfranken sowie einer Privatklinik, die direkt mit Flüchtlingen arbeitet. Dabei haben Kollegen und Kollegen von der Universität Freiburg, der Universität Köln und dem Herzinsuffizienzzentrum Würzburg und ich unsere Forschungsarbeit vorgestellt. Alles in allem war es ein erfolgreiches Symposium, und wir planen, in Zukunft ein Folgesymposium durchzuführen.

Was ist Ihre schönste Erinnerung an Ihre Studienzeit in Würzburg? Es gibt viele Erinnerungen an meine Studienzeit in Würzburg, aber ich möchte zwei davon erwähnen. Einmal passierte es, dass mir die Bankangestellte beim Geldumtausch versehentlich ein paar Euro mehr als den eigentlichen Betrag gab. Als ich zurückging, um ihr den Betrag zurückzugeben, bedankte sie sich bei mir und überprüfte meine Daten. Ich verstand nicht, warum sie danach fragte, aber als ich am nächsten Tag eine Karte und Blumen als Zeichen des Dankes erhielt, war ich wirklich erstaunt und glücklich.

Und die zweite Situation? Der zweite Fall bezieht sich auf meinen Besuch in einem Schönheitssalon. Normalerweise wird die Musik in den Salons nach der Wahl der Angestellten gespielt, nicht nach der des Kunden. Interessanterweise änderte die Angestellte dort die Musik und stellte arabische Lieder an, als sie meine pakistanische Kleidung sah, als ich eine Behandlung erhielt. Das war eine nette Geste, und ich muss immer lächeln, wenn ich daran denke. All diese Erinnerungen an Situationen, in denen ich mit Menschen in Würzburg Kontakt hatte, in denen ich erkannt wurde, sind meine liebsten Erinnerungen an meinen Aufenthalt in Würzburg.

Herzlichen Dank!

Sie sind selbst noch nicht Mitglied im Netzwerk der Universität? Dann sind Sie herzlich eingeladen, sich über www.alumni.uni-wuerzburg.de zu registrieren! Hier finden Sie auch die bislang veröffentlichten Porträts von Alumni und Alumnae der JMU.

 

Von Michaela Thiel / Gunnar Bartsch

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