Kerstin Schleifnik
14.12.2022Nach dem Romanistikstudium an der Uni Würzburg ist Kerstin Schleifnik in die Unternehmensberatung gegangen. Heute verantwortet die Alumna bei einer Bank die Zusatzleistungen für die Beschäftigten – die sogenannten Benefits.
Was arbeiten Absolventinnen und Absolventen der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU)? Um Studierenden verschiedene Perspektiven vorzustellen, hat Michaela Thiel, Geschäftsführerin des zentralen Alumni-Netzwerks, ausgewählte Ehemalige befragt.
Diesmal ist Kerstin Schleifnik an der Reihe. Die Alumna der JMU hat Romanistik studiert und arbeitet heute als Employee Benefits Specialist Intelligence im Bereich HR Products & Strategy bei der Commerzbank AG in Frankfurt am Main.
Frau Schleifnik, wie würden Sie einem Laien Ihren Job beschreiben? Ich bin Ansprechpartnerin für alle internationalen Kolleginnen und Kollegen im Bereich Human Ressource, wenn es um das Thema „Benefits“ geht – also um Zusatzleistungen neben dem Gehalt wie beispielsweise die Altersvorsorge oder die Absicherung biometrischer Risiken in Form von Versicherungen, um Jobtickets und das Leasing von Fahrzeugen oder um Essensgutscheine. Außerdem koordiniere ich die Neueinführung, die Veränderung oder die Abschaffung von Benefits weltweit. Dabei gilt es, sowohl die übergeordneten Vorgaben der Zentrale zu beachten als auch die lokalen gesetzlichen Regelungen der jeweiligen Standorte im Ausland. Da wir in deutschen Banken der Institutsvergütungsordnung (IVV) unterliegen, müssen zugleich alle Produkte auch IVV-konform sein.
Wie ist Ihr Weg in diese Position verlaufen? Auf alle Fälle war mein Weg schon immer international. Ich habe zunächst zwei Jahre in einer amerikanischen Unternehmensberatung als Assistenz der Geschäftsführung gearbeitet und bin ziemlich schnell in die Tätigkeit des Recruiters gerutscht. Dabei hatte ich die Aufgabe, innerhalb kurzer Zeit diverse Standorte in Europa aufzubauen. Hier haben wir viele internationale Bewerbermessen besucht, und ich bin sehr viel gereist. Teilweise habe ich nach einem anstrengenden Recruiting-Tag in Frankreich in französischer Sprache geträumt.
Dort sind Sie aber nicht geblieben. Nein, denn nach zwei Jahren wollte ich mehr als nur „einstellen“. Ich hatte im Personalbereich Blut geleckt und konnte mir daher vorstellen, in einem internationalen Unternehmen auch andere Personalbereiche kennenzulernen. So bahnte ich mir den Weg in die Commerzbank über eine Bewerbermesse, und wie man sieht, hatte ich damit Erfolg. In den inzwischen 23 Berufsjahren konnte ich das breite Spektrum der Personalarbeit kennenlernen – von der Personalberatung für das internationale Asset Management über Benchmarking im Bereich Compensation und am Ende dann im Bereich Benefits zunächst für nationale Zusatzleistungen, ab 2016 dann für internationale Zusatzleistungen.
Das hört sich für mich nicht nach einem typischen Werdegang für Absolventinnen und Absolventen der Romanistik an. Nun – zumindest war er nicht untypisch, denn ich hatte mit meiner Kombination Französisch, Spanisch und BWL am Ende eigentlich nichts falsch gemacht. Englisch war neben Französisch mein Hauptabiturfach, und durch diverse Nebenjobs während des Studiums, beispielsweise als Übersetzerin, Dolmetscherin, Reisebegleiterin und Messehostess, konnte ich hier weiter dazulernen. Ansonsten bilde ich mich in dieser Sprache bis heute noch fort über learning by doing.
Was gefällt Ihnen an Ihrem Job am besten? Ich mag an meinem Job am liebsten, mit unterschiedlichen Kolleginnen und Kollegen aus vielen Ländern der Welt von Amerika über Asien bis nach Europa zu kommunizieren, teilweise aus dem Englischen in deren Muttersprache zu switchen, wenn es Verständnisprobleme gibt, und immer zu versuchen, den Menschen mit seinem kulturellen Hintergrund zu verstehen, auch wenn man eben nicht immer gleicher Meinung oder gezwungen ist, Regelungen durchzusetzen, deren Freund man selbst nicht unbedingt ist.
Was von dem, was Sie im Studium gelernt haben, können Sie heute in Ihrem Job verwenden? Im Studium hatte ich im Bereich Sprachwissenschaften gelernt, wie man Wörter aus romanischen Sprachen ableitet. Das hilft mir heute noch beim Verständnis. Und im Bereich Literaturwissenschaft wurde uns aufgezeigt, in welcher Epoche Schwerpunkte auf bestimmten Themen lagen. Das trägt auch heute noch zum kulturellen Verständnis bei.
Und woran erinnern Sie sich besonders gerne, wenn Sie an Ihre Studienzeit zurückdenken? Ich erinnere mich besonders gerne an einen 80-jährigen Studienkollegen in Spanisch, der sich in seinem hohen Rentenalter noch die eine oder andere Sprache aneignen wollte. Das fand ich damals sehr beeindruckend. Wir alle hatten den Druck, die Prüfungen zu bestehen; er war für uns der ruhende Pol. Im Übrigen könnte ich mir das auch sehr gut vorstellen, dass ich später noch einmal an die Uni zurückkehre, um die eine oder andere Sprache zu „studieren“.
Vielen Dank für das Gespräch.
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