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Prof. Luis Miguel Camacho, Medizin, Klinische Neurophysiologie

06.01.2014

Aktuell: Mediziner in der Klinischen Neurophysiologie Studium: Medizin

Foto: Privat

Professor Camacho hat in Würzburg Medizin studiert. Er lebt mittlerweile wieder in seinem Heimatland Kolumbien.
 


Herr Camacho, wie sieht ein Arbeitstag bei Ihnen aus?

Die Klinik Marly ist eine Gesundheitseinrichtung, die vor 130 Jahren gegründet wurde und sich zu einem der Meilensteine in der Geschichte der Medizin Kolumbiens entwickelt hat. In dieser Einrichtung habe ich das Labor der Klinischen Neurophysiologie eingerichtet.

Gewöhnlich beginne ich den Tag um 8 Uhr morgens. Viele der Neurologen aus unserer Stadt und aus den anderen Städten des Landes schicken uns besonders schwierige Patienten für eine Diagnose. Ich habe mich u. a. auf neuromuskuläre Erkrankungen wie zum Beispiel periphere Nervenerkrankungen, Erkrankungen der motorischen Endplatte, Muskelerkrankungen spezialisiert.

Meine Arbeit endet ungefähr um 20:30 Uhr. Am letzten Freitag jedes Monats, leite ich eine monatliche Versammlung der Neurophysiologie. Bei dieser Sitzung nehmen alle Neurophysiologen der Stadt teil, um Fälle aus der Klinik vorzustellen und zu besprechen, welche diagnostischen Schwierigkeiten auftreten; gelegentlich haben wir ausländische oder einheimische Spezialisten aus anderen Städten des Landes zu Gast.

 


Bogota wird mit seinen etwa sieben Millionen Einwohnern als die am schnellsten wachsende Metropole in Südamerika bezeichnet. Wie empfinden Sie diese Entwicklung, bzw. wie erleben Sie diese in Ihrem Berufs- und privaten Alltag?

Ja, das stimmt; meine Heimatstadt Bogota ist eine chaotische Metropole mit einem enormen Wachstum. Uns ist es nicht gelungen die Infrastruktur entsprechend auszubauen. Das hat zur Folge, dass die Lebensqualität immer niedriger wird. Es gibt viel Lärm, Armut, Unsicherheit. Zum Glück ist es mir gelungen meine Arbeit in der Klinik zu etablieren, so dass ich nicht wechseln muss.

Außerdem ist es interessant, weil ich viele Patienten mit unterschiedlicher Nervenpathologie sehe, die schwer zu diagnostizieren ist. Dies zwingt mich zu studieren und zu überprüfen. So werde ich andauernd herausgefordert. Weiterhin habe ich in dieser Stadt die Möglichkeit, das umfangreiche und vielfältige kulturelle Leben zu genießen.

 


Kolumbien ist auch wegen des Drogenhandels und der damit verbundenen Gewalt, vor allem in den 1990er Jahren bekannt. Ist dies in der Stadt spürbar?

Ich kann nicht bestreiten, dass dieses Phänomen unser tägliches Leben betrifft. Ich würde aber sagen, dass das Phänomen sehr stark zurückgegangen ist; vor ungefähr 20 Jahren war es sehr schwer. Augenblicklich bekommt man das Drogengeschäft in den Städten nicht mit, es kommt vor allem in den ländlichen Gegenden vor und in anderen Ländern wie zum Beispiel Mexiko. Heutzutage kann man durch die Stadt gehen ohne die geringste Furcht.

 


Was mögen Sie am liebsten an Ihrem Land, was fasziniert Sie in Bogota?

Mir gefällt die Warmherzigkeit der Menschen. Ich bin ein Naturliebhaber; ich liebe die Berglandschaft in Bogota. Mir gefallen Spaziergänge durch die Wälder der Anden, ihre Pflanzenwelt, bekannte einheimische Pflanzen zu erkennen; auch hat mich diese Vorliebe zu einem guten Kenner der einheimischen Pflanzen gemacht und ich engagiere mich in Aufforstungsprojekten.

 


Was ist Ihre kolumbianische, was Ihre fränkische Lieblingsspeise?

An Bogota gefällt mir die Vielfältigkeit der Gastronomie. Das Klima ist ideal; es ist ein ewiger Frühling. Meine Frau ist eine exzellente Köchin, das Essen zu Hause ist frisch und gesund.

Von Würzburg vermisse ich den Wein und das Bier, Bratwürste mit Senf samstags auf dem Marktplatz und später einen guten Kaffee mit Apfelkuchen: mm..lecker!

 


Sie waren vor etwa 30 Jahren in Würzburg?

Kaum zu glauben. Ich will gar nicht daran denken dass wirklich schon 30 Jahre vergangen sind. Ich denke unglaublich gerne an die Ruhe in der Stadt Würzburg, an ihre Mauern und die Festung zurück.

Und auch an die Universität, die Klinik; an meinen – leider schon verstorbenen - Professor K. Ricker, meine Freunde, Spaziergänge durch die Wälder in der Umgebung, den guten Wein.

Es war ein Studentenleben, mit eingeschränkten finanziellen Mitteln, aber ohne soviel Verantwortung; ich konnte mich lange dem Studieren widmen, aber auch hatte ich die Möglichkeit, durch Deutschland zu reisen. Ich sparte beim Essen, um reisen zu können.

 


Vielen Dank für das Gespräch!

Von Michaela Thiel

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