Intern
  • Mann mit 2 Beinprothesen überspringt Hochsprungstange bei Sonnenuntergang
Kontakt- und Informationsstelle für Studierende mit Behinderung und chronischer Erkrankung (KIS)

Staatssekretärin zu Besuch

14.01.2020

In Sachen Inklusion spielt der Hochschulstandort Würzburg eine bundesweit beispielgebende Rolle. Davon war Carolina Trautner, Staatssekretärin im Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales, sehr beeindruckt.

Besuch von Staatssekretärin Carolina Trautner an der Uni Würzburg (von links): Univizepräsidentin Barbara Sponholz, Maximilian Gräf, Unikanzler Uwe Klug, Bürgermeister Adolf Bauer, Sandra Mölter, Bernd Mölter, Carolina Trautner, FH-Behindertenbeauftragter Christian Bauer, Christoph Wendel, FH-Kanzler Stefan Hartmann.
Besuch von Staatssekretärin Carolina Trautner an der Uni Würzburg (von links): Univizepräsidentin Barbara Sponholz, Maximilian Gräf, Unikanzler Uwe Klug, Bürgermeister Adolf Bauer, Sandra Mölter, Bernd Mölter, Carolina Trautner, FHWS-Behindertenbeauftragter Christian Bauer, Christoph Wendel, FHWS-Kanzler Stefan Hartmann. (Bild: Robert Emmerich / Universität Würzburg)

Seit 2008 gibt es an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg die Kontakt- und Informationsstelle für Studierende mit Behinderung und chronischer Erkrankung (KIS). Allein im Jahr 2019 hat KIS-Leiterin Sandra Mölter mehr als 400 Beratungsgespräche geführt. Dabei kommt sie mit vielen Problemlagen in Kontakt – Schwierigkeiten nach Operationen, Depressionen oder Legasthenie sind nur einige davon.

Eine Studentin zum Beispiel kann seit einer Hirntumor-Operation ihre rechte Hand nicht mehr richtig bewegen. Ihr hat Sandra Mölter eine Studienassistenz zur Seite gestellt – das ist eine Studentin, die ihre gehandicapte Kommilitonin im Alltag an der Uni begleitet und für sie zum Beispiel das Mitschreiben in Vorlesungen übernimmt.

Solche und weitere Aspekte ihrer Tätigkeit stellte Sandra Mölter im Dezember 2019 einem Gast aus München vor: Carolina Trautner, Staatssekretärin im Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales, war an der JMU zu Besuch. In den Räumen der KIS informierte sie sich bei Vertreterinnen und Vertretern der JMU, der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) und der Stadt Würzburg über Fortschritte in Sachen inklusive Hochschule.

Zwei Studenten berichteten

Mit dabei waren auch zwei Studenten, die von der KIS begleitet werden. Christoph Wendel ist Doktorand bei Professor Karl Mannheim am Lehrstuhl für Astronomie, Maximilian Gräf fängt mit seiner Doktorarbeit im Januar 2020 in der Klassischen Philologie bei Professor Christian Tornau an. Beide haben an der JMU auch studiert.

Wendel und Gräf schilderten in der Runde unter anderem die Schwierigkeiten, mit denen ihre Eltern und sie in der Schulzeit zu kämpfen hatten. Im Vergleich dazu verlief ihr Studium an der JMU offenbar relativ reibungsarm – dank der Begleitung durch die KIS, dank der guten Aufnahme der Studenten an den Fakultäten und bei den Lehrenden.

Doktorvater Karl Mannheim berichtete, dass Wendels Promotion sehr gut laufe: „Er hat einige wissenschaftliche Publikationen auf den Weg gebracht, er ist international gut vernetzt.“ Wendel will seine Arbeit im Lauf des Jahres 2020 abschließen.

Neue Kooperation mit der FHWS

Nach zwei Stunden voller Informationen und Gesprächen zog Staatssekretärin Trautner ein sehr positives Fazit: „Es ist beeindruckend, was in Bezug auf Inklusion hier alles geleistet wurde und wird. Sie sind bundesweit ganz vorne mit dabei“, so Trautner, die im Übrigen auch Alumna der Universität ist: Sie hat hier Pharmazie studiert.

Vertreter der FHWS waren beim Treffen mit der Staatssekretärin nicht zufällig anwesend. Denn seit 1. November 2019 können auch Studierende und Lehrende dieser Hochschule die universitäre Beratungsstelle und ihre Angebote nutzen. Das sieht eine neue Kooperationsvereinbarung zwischen JMU und FHWS vor. „Wir schlagen damit in Würzburg einen gemeinsamen Weg ein, der sich lohnen wird“ so Uni-Kanzler Uwe Klug.

„INklusiv! Gemeinsam arbeiten“

Kanzler Klug, Bernd Mölter von der Schwerbehindertenvertretung der JMU und Kerstin Diesing von der Unibibliothek, informierten die Staatssekretärin über das Projekt „INklusiv! Gemeinsam arbeiten“ der Mainfränkischen Werkstätten. Es zielt darauf ab, erwachsene Menschen mit Behinderung auf ihrem Weg in die reguläre Arbeitswelt zu begleiten und zu unterstützen.

An der JMU arbeiten derzeit zwei junge Männer auf ausgelagerten Arbeitsplätzen der Werkstätten: Leonard Zenke in der Universitätsbibliothek, Christoph Nölke im Technischen Betrieb. Zwei weitere absolvieren die Probephase und machen Praktika im Mineralogischen Museum und in der Physik. „Wir werden sehen, wie sich das entwickelt, und übernehmen dann eventuell auch für diese beiden die Patenschaft“, so Bernd Mölter.

Website KIS

Statements von Teilnehmenden

Mit richtiger Unterstützung ist Vieles möglich:

„Eine Behinderung darf jungen Menschen die Chance auf eine akademische Ausbildung nicht nehmen. Die Universität Würzburg ist beim Thema Inklusion ein wertvoller Vorreiter“, so Staatssekretärin Carolina Trautner. „Herzlichen Dank allen, die sich in beeindruckender Weise engagieren und so hoffnungsvollen Talenten einen barrierefreien Zugang zur Hochschulbildung eröffnen!“

Promovieren mit Behinderung:

„Würzburg ist eine deutschlandweite Vorzeige-Universität in Sachen Inklusion“, sagte Torsten Prenner von der Bundesagentur für Arbeit (Bonn). Christoph Wendel wurde im Lauf seiner Promotion über das PROMI-Programm der Bundesagentur gefördert; Maximilian Gräf erhält eine Förderung aus dem Nachfolgeprogramm PROMI plus.

Integration am Arbeitsplatz:

Leonard Zenke von den Mainfränkischen Werkstätten arbeitet im Rahmen des Projekts „INklusiv!“ in der Universitätsbibliothek. „Das läuft sehr gut. Das ganze Projekt ist ein Gewinn für die Uni und Herr Zenke eine Bereicherung für unser Team“, so Kerstin Diesing, stellvertretende Leiterin der Bibliothek.

Gegenseitige Wertschätzung:

Die Inklusion ist generell von großer Bedeutung für Alle. Astronomie-Professor Karl Mannheim, Doktorvater von Christoph Wendel, sieht die Gesellschaft derzeit in einer großen Zerreißprobe. „Gegenseitige Wertschätzung kann ein Schlüssel sein, um diese Probe zu bestehen.“

Von Robert Emmerich

Zurück