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Botanischer Garten der Universität Würzburg

VII. Moosherbarium J. Röll

Julius Röll (1846 – 1928) geboren in Ostheim v. d. Rhön war eines der bedeutendsten Bryologen (Moosforscher) seiner Zeit. Neben seinem Beruf als Lehrer promovierte er in Jena "über die Thüringer Laubmoose". Ferner befasste er sich intensiv mit der Moosflora der Rhön, des Erzgebirges, der Niederlausitz und des Odenwaldes. Er unternahm viele Sammelreisen in Europa (Hohe Tatra, Banat/Siebenbürgen, Skandinavien, Spanien u.v.m.), Nordafrika und Nordamerika.

Von allen diesen Forschungsreisen berichtete er in wissenschaftlichen Zeitschriften über die jeweilige Moosflora. Neben seiner leidenschaftlichen Sammeltätigkeit beschrieb er mehrere bislang unbekannte Moosarten. Der Schwerpunkt seiner Forschungstätigkeit waren Arbeiten zur Systematik der Torfmoose.

Julius Röll zog nach seiner Pensionierung vom Schuldienst nach Aue im Erzgebirge, wo er im Alter von 83 Jahren starb.

Das umfangreiche Herbarium von Julius Röll, welches neben seinen selbst gesammelten Belegen auch Moose anderer weltberühmter Bryologen umfasst, wurde kurz vor seiner Pensionierung vom Oberveterinärrat Alfred Ade aus Gemünden für 700 RM aufgekauft. Ade, selbst leidenschaftlicher Botaniker, vervollständigte das Herbarium durch seine eigene Sammlung, Tausch und Aufkauf von Herbarien. So kaufte er u.a. für 300 RM die ebenfalls sehr umfangreiche Nachlasssammlung des bayerischen Moosforschers Ludwig Molendo und erstand die Duplikatsammlung des Rhönbryologen Paul Geheeb.Nach dem Krieg, in dem sein Haus in Gemünden teilweise zerstört wurde, musste er das Herbarium verkaufen und bot es Professor Hans Burgeff, als Leiter des Würzburger Herbariums für 1000,- DM als Anzahlung zum Kauf an. Im Jahre 1949 kam über Alfred Ade die wertvollste und wenigstens für die Laubmoose vollkommenste Privatsammlung in den Besitz der Universität Würzburg.

Das Röll'sche Moosherbarium mit seinen etwa 41.000 Belegen ist einer der wissenschaftlich bedeutendsten Teile des Würzburger Herbariums. Da es viele Typusexemplare von neu beschriebenen Moosarten enthält, werden vor allem Belege aus diesem Bereich zur wissenschaftlichen Bearbeitung angefordert.

Im Gegensatz zu einem Herbarium mit Höheren Pflanzen werden Moosbelege nicht auf Papierbögen aufgeklebt, sondern in gefalteten Papierumschlägen (= Kapseln) aufbewahrt.

Kapsel mit Belegexemplar von Sphagnum roellii (Roth), einem Torfmoos, das nach dem Bryologen Julius Röll benannt wurde. Röll selbst hat bei dieser Art eine Varietät recurvum aureum beschrieben. Auf Glimmerplättchen hat Röll Dauerpräparate von Moosblättchen beigefügt, um eine spätere Nachprüfung zu ermöglichen.

Beleg gesammelt von J. Röll am 27.12.1883; Thüringen; Schillerwiese - Moorteich bei Unterpörlitz

Typusexemplar des Mooses Dicranum viride Leibg. var. dentatum Rl., das von J. Röll 1905 im wissenschaftlichen Journal Hedwigia zum ersten Mal beschrieben wurde. Der Beleg ist auch nach 100 Jahren noch so gut erhalten, dass er morphologisch nachbestimmbar ist und auch anatomische Präparate davon erstellt werden könnten.