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Branchenexperten berichten

02/03/2021

Dieses Mal berichtet Alumnus Dr. Joachim Kuhn von den aktuellen Herausforderungen in seiner Branche. Er hat an der Universität Würzburg in Physik promoviert und gründete später das mit seinem Forschungs-Kollegen das Unternehmen va-Q-tec AG.

Foto: va-Q-tec
Foto: va-Q-tec

Herr Dr. Kuhn, welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf die Ihr Unternehmen/auf Ihre Branche?

Die öffentliche Aufmerksamkeit auf temperaturkontrollierte Lieferketten und damit auf unsere Schlüsseltechnologie in den Boxen und Container ist massiv gestiegen. Die Bedeutung von va-Q-tec als ein systemrelevantes Unternehmen wurde bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt der Corona-Pandemie deutlich: Aufgrund unserer jahrelangen Erfahrung im Bereich in der temperaturkontrollierten Logistik wickelten wir bereits im Frühjahr 2020 mehr als 50% der weltweiten Transporte der Test Kits in unseren Thermo-Boxen und Containern ab.

In anderen Geschäftsbereichen sanken unsere Geschäftszahlen jedoch, so z.B. im Bereich der klinischen Studien. Deren Zahl ging aufgrund verschiedener Beschränkungen, aber auch massiver Einschränkungen des Fracht-Flugverkehrs deutlich zurück. Die Verluste konnten wir durch gestiegene Umsätze durch das Corona-Geschäft zum Teil wieder auffangen, so dass wir unseren Wachstumskurs der letzten Jahre dennoch fortführen konnten.

 

Was bewerten Sie als Chance, was als größte Herausforderung der Krise?

Eine der größten Chancen ist definitiv die Tatsache, dass innerhalb der Branche viele Bausteine noch stärker zusammenarbeiten müssen, um die globale Verteilung der Impfstoffe reibungslos und sicher durchführen zu können. Ich hoffe, dass diese wertvollen Partnerschaften auch nach der Pandemie bestehen bleiben und wir gemeinsam die temperaturkontrollierten Lieferketten noch kosteneffizienter und schneller gestalten können. Auch die Entwicklung neuer Produkte und Technologien wurde durch die Krise zum teil beschleunigt. So arbeiten wir aktuell an der trockeneisfreien, temperaturkontrollierten Logistik im Ultraniedrigtemperaturbereich von -70 °C, um die globale Verteilung des Impfstoffes ressourcenschonender und energieeffizienter durchzuführen.

Die größte Herausforderung der Krise wird nach unserer Einschätzung nicht die internationale Langstrecken-Distribution sein. Gerade auf der sogenannten „Letzten Meile“ hin zur Arztpraxis wird Logistik-Personal mit Ultraniedrigtemperaturen in Berührung kommen, das bspw. bislang noch keine Erfahrung im Handling mit Trockeneis hat. Doch gerade hierbei treten verschiedene Risiken auf, die nicht nur die Gesundheit dieser Menschen gefährden. Bei falschem Handling können auch die transportierten Impfstoffe oder Pharmaprodukte unwirksam werden. Das Personal muss also entsprechend geschult werden und die verwendeten Boxen müssen im Handling so einfach und unkompliziert wie möglich konzipiert sein und dennoch die höchstmögliche Temperaturhaltedauer selbst in Temperaturbereichen von -70 °C aufweisen.

 

Haben Sie neue Aktivitäten/Maßnahmen in der Corona-Zeit entwickelt und falls ja, welche?

Bereits im Frühjahr 2020 wurden mehr als 50% der internationalen Test Kit-Transporte in unseren Boxen und Containern abgewickelt. Um auch Regionen der Erde mit mangelhafter Logistik-Infrastruktur sowohl mit den Test Kits als auch mit den lebenswichtigen Impfstoffen versorgen zu können, haben wir den Palettencontainer va-Q-pal SI entwickelt. Er stellt eine Kaufoption des va-Q-tainers dar, der ausschließlich im Rahmen eines weltweiten Mietnetzwerks erhältlich ist. Er besteht aus umweltfreundlichen Materialen und ist mehrfach wiederverwendbar. Dennoch weist er vergleichbare Temperaturhalteeigenschaften wie der va-Q-tainer auf und eignet sich dafür hervorragend für temperaturkontrollierte Transporte in Länder, von denen aus die Rückführung schwierig ist, aber der Container z.B. für Inlandstransporte weiter genutzt werden kann.

 

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