Georg Döller, Politische Wissenschaften, Geschichte & Soziologie, ZDF
05/05/2014Aktuell: ZDF-Journalist Studium: Politische Wissenschaften, Geschichte & Soziologie
Nicht möglichst viele Praktika absolvieren, sondern nur ein paar. Diese aber gezielt in den Medien und Redaktionen, in denen sie später gerne arbeiten möchten: Das empfiehlt der ZDF-Journalist und Uni-Alumnus Georg Döller allen Studierenden, die davon träumen, in den Medien zu arbeiten.
Döller (38) hat von 1998 bis 2003 Politische Wissenschaften, Geschichte und Soziologie an der Universität Würzburg studiert. Schon vor Beginn seines Studiums und auch währenddessen arbeitete er für verschiedene Print- und Online-Medien als freier Journalist.
Seit seinem Abschluss arbeitet er als Online-Redakteur, Videojournalist, Planer und TV-Autor bei WISO, dem wöchentlichen Wirtschafts- und Verbrauchermagazin des ZDF.
Er betreut unter anderem die Internetauftritte von WISO und WISOplus sowie deren Ableger in den Sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter und Youtube und ist in der WISO-Redaktion für Hospitanten, Praktikanten und Volontäre zuständig. Seit 2009 ist Georg Döller außerdem Lehrbeauftragter am Journalistischen Seminar der Universität Mainz.
Herr Döller, Sie haben eine journalistische Laufbahn eingeschlagen. Warum?
Mich hat schon immer fasziniert, wie Medien arbeiten und produzieren. Außerdem wollte ich Geschichten erzählen. Geschichten von Menschen und Ereignissen, die interessieren, die spannend sind und die unterhalten. Als Journalist kann ich mich gut mit den Themen beschäftigen, die mich interessieren, für die ich „brenne“.
Dazu kommt die Möglichkeit, mich immer wieder neuen Themen zu nähern und für mich zu erarbeiten. Gleiches gilt für neue Produktionstechniken. Sprich, der Journalist kann sich fast ein Leben lang inhaltlich neu erfinden. Langeweile ist eher die Ausnahme.
Inwieweit hilft Ihnen eigentlich Ihr Studium heute bei der Arbeit? Oder haben Sie inzwischen festgestellt, dass Sie besser etwas ganz Anderes hätten studieren sollen?
Durch das Studium habe ich mich inhaltlich mit Themen auseinandergesetzt, die mich interessieren und auch heute noch – mehr oder weniger – tangieren. Außerdem habe ich damals die zeitlichen Freiräume gehabt und genossen, um journalistisch arbeiten zu können. Als „arbeitender“ Student genießt man bei den Kollegen noch den Status, sich ausprobieren zu können und wird nicht als direkte „Konkurrenz“ wahrgenommen.
Außerdem haben sich Studium und Arbeit ergänzt: Grundlegend geht es ja in beiden Bereichen darum, größere Sachzusammenhänge schnell zu erfassen, für sich selbst und andere verständlich zu machen und dann strukturiert sowie zielorientiert umzusetzen. Also eigentlich alles richtig gemacht. Klar, hätte noch etwas mehr juristisches und volkswirtschaftliches Wissen nicht geschadet, aber man muss Prioritäten setzen. Wissen kann man sich auch später noch erarbeiten.
Was empfehlen Sie heutigen Studierenden, die es ebenfalls in den Journalismus zieht?
Sie sollten praktische Erfahrungen sammeln – und das bereits während des Studiums. Dabei geht es gar nicht darum, möglichst viele Hospitationen oder Praktika zu machen. Wichtiger ist es, gezielt die Medien und Redaktionen auszuwählen, die sie thematisch spannend finden und bei denen sie sich vorstellen können, später mal zu arbeiten.
Darüber hinaus sollten sie, wenn es zeitlich geht, neben dem Studium journalistisch als freie Mitarbeiter arbeiten. Das kann bei der Tageszeitung vor Ort sein oder auch bei der Uni-Zeitung, dem Radio oder einer Internetseite. Das Internet und die einfach zu handhabende Technik, beispielsweise Bild-, Video- und Audioaufnahmen bieten einem auch die Möglichkeit, sein eigenes Projekt nahezu kostenfrei zu starten. Auch so sammelt man wichtige Erfahrungen. Durch die Praxis dort sammeln sie schon viele wichtige Erfahrungen. Nach dem Studium bieten sich ein Volontariat an oder ein Master in einem journalistischen Studiengang. Letzterer auch gerne im Ausland.
Wie sieht Ihr Berufsalltag aus?
Mein Alltag ist – auch heute noch - primär durch Recherche geprägt. Das heißt: Andere Medien beobachten und möglichst viel lesen, sehen und hören. Auf diese Weise bekomme ich neue Impulse und stoße auf interessante Themen. Darüber hinaus telefoniere ich noch sehr viel, spreche mit Betroffenen, Experten und Informanten.
Im Detail wird dann mein Tagesablauf dadurch bestimmt, in welcher Rolle ich aktuell unterwegs bin: Also als Autor für einen Film mit Team und Cutter, als Videojournalist selbst drehend oder als Planer bei der Konzeptarbeit mit Kollegen und Produktionsfirmen. Oder eben als Reporter auf einem Großereignis wie den Olympischen Winterspielen in Sotschi oder Messen wie der Internationalen Automobil-Ausstellung IAA in Frankfurt, der IFA in Berlin oder der Cebit in Hannover.
Sotchi - über den Austragungsort der nächsten Olympischen Winterspiele wurde schon viel und durchaus kontrovers berichtet. Sie werden vor Ort sein. Was wird Sie erwarten, worauf sind Sie am meisten gespannt, was wird dort Ihre Aufgabe sein?
Im Unterschied zu den Olympischen Sommerspielen in London 2012, die als sehr offene Spiele in die Geschichte eingegangen sind, muss man davon ausgehen, dass die Spiele in Sotschi sehr abgeschottet stattfinden werden. Inwieweit sich das auf die Stimmung auswirken wird, muss man vor Ort sehen.
Da bin ich gespannt. Gleiches gilt auch für andere Diskussionsthemen, zum Beispiel die Menschenrechte oder der Umwelt-Aspekt, von denen ich mir vor Ort hoffentlich einen eigenen Eindruck machen kann. Ich werde in Sotchi in erster Linie für die Onlinekollegen des Sport arbeiten und je nach Bedarf eingesetzt werden.
Wie ich das aber von anderen Außenproduktionen kenne, kommen sicherlich spontan neue Herausforderungen auf mich zu, so dass ich heute noch gar nicht sagen kann, wie das ablaufen wird. Spannend wird es auf jeden Fall – verbunden mit einer großartigen Teamarbeit.
Vielen Dank für das Gespräch!