Martin Heilig - Würzburgs Klimabürgermeister im Interview
11/09/2021Schon bei zwei Alumni-Veranstaltungen in diesem Jahr hat Martin Heilig, Würzburgs Klimabürgermeister in Form eines Impulses mitgewirkt. Er sprach unter Anderem über die klimatechnischen Planungen in Würzburg, potenzielle Herausforderungen und aktuelle Klima-Themen. Jetzt stand er auch im Interview Rede und Antwort.
Alumnus Martin Heilig ist Würzburgs erster Klimabürgermeister. Er hat an der JMU, am St. Andrews in Schottland und Nürnberg VWL, Europarecht, Soziologie und Politikwissenschaften studiert.
Herr Heilig, wie würden Sie einem Laien Ihre Tätigkeit in kurzen Worten beschreiben?
Zum einen bin ich 2. Bürgermeister der Stadt, leite Ausschüsse und vertrete den Oberbürgermeister in seiner Abwesenheit und bei repräsentativen Terminen.
Zum anderen leite ich als erster Klimabürgermeister Deutschlands das Umwelt- und Klimareferat der Stadt Würzburg, zu dem auch die strategische Verkehrsentwicklung und die Gewässerentwicklung gehört. Hier organisiere ich federführend den Klimaschutz und die Klimaanpassung in der Stadt aber auch das Gartenamt, welches unter anderem für rund 180 Spielplätzen, die Park- und Grünpflege und den Stadtwald zuständig ist.
In Würzburg soll es laut Professor Päth (Geographie-Professsor der JMU) einmal sehr sehr heiß werden - welche 'Klima-Maßnahmen' haben Sie sich für Ihre Wahlperiode vorgenommen? Welche Maßnahmen sehen Sie insgesamt als am dringlichsten an, um Einflussnahmen des Menschen auf das Klima einzudämmen?
Würzburg leidet wegen seiner Kessellage schon heute verstärkt unter der Klimaerhitzung. Die Stadt ist besonders anfällig für Hitze, Trockenheit aber auch Starkregenereignisse. Aktuell arbeiten wir an einem umfassenden Integrierten Klimaschutzkonzept. Mit wissenschaftlicher Unterstützung wollen wir genau wissen, in welchem Bereich in Würzburg am meisten Klimagase ausgestoßen werden, wo wir am schnellsten Reduktionen vornehmen können und welche Maßnahmen besonders durch die Stadt selbst beeinflusst werden können. Die vorläufigen Ergebnisse zeigen ganz deutlich, bei der Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs können wir am meisten erreichen. Das wird nicht einfach, weil gerade konkrete Maßnahmen der Verkehrswende bei einem Teil der Bevölkerung häufig sehr umstritten sind.
Was lieben Sie besonders an Ihrer Position, was empfinden Sie als größte Herausforderung?
Es macht mir Spaß mit Menschen im intensiven Austausch zu sein und die Stadt Würzburg gemeinsam weiterzuentwickeln. Es ist mir eine große Ehre, an der Spitze der Stadt eine so wichtige Zukunftsfrage wie den Klimaschutz voran zu treiben. Es ist gleichzeitig aber natürlich auch eine gigantische Herausforderung. Wir müssen gemeinsam in wenigen Jahren eine Transformation hinbekommen, wie es die Menschheit seit der Industrialisierung nicht erlebt hat.
Welche im Studium erlernten Fertigkeiten können Sie in Ihrem aktuellen Job anwenden?
Das sind so viele Fertigkeiten. Ich nenne nur zwei.
Da ist einerseits die Kompetenz, analytisch an Aufgaben heranzugehen und systematisch nach Lösungen zu suchen. Andererseits ist es aber auch die Frustrationstoleranz, die Beharrlichkeit und das Durchhaltevermögen, wenn etwas nicht einfach gelingt.
Oft ist uns , denke ich, gar nicht bewusst, was wir alles in unseren Studienjahren lernen durften. Aber sie haben uns nicht nur intellektuell wachsen lassen und unseren Horizont unglaublich erweitert, sie haben uns als Persönlichkeiten stark geprägt .
An welche Begebenheit aus Ihrem Studium erinnern Sie sich besonders gerne?
Ich erinnere mich sehr gut daran, wie Professor Bofinger an meinem ersten Tag in der Uni im großen Hörsaal dazu aufrief, beim Studium nicht das Feiern und die Geselligkeit zu vergessen. Ein sehr weiser Mann schon damals!