Deutsch Intern
UNI WÜRZBURG COMMUNITY - 1000 Careers One Story

Alumni-Newsletter

Nachahmenswertes Engagement zweier Juristen - Social Engagement Preis

01/27/2025

Musik und Medizin sind an Hochschulen eine weit verbreitete Kombinationen, doch dass auch Jura und Musik hervorragend miteinander harmonieren, zeigt der jährliche musikalische Advents-Event in der Neubaukirche, organisiert von den Juristen Prof. Florian Bien und Dr. Björn Becker. Der Abend bietet ein abwechslungsreiches Potpourri aus Beiträgen von Studierenden, Dozierenden. Für Ihr tolles Engagement haben sie den Social Engagement Preis erhalten.

Der Schatzmeister des Alumni-Vereins, Prof. Hansrudi Lenz (rechts), übergibt die Würdigung an Prof. Bien (2.v.r.) und Dr. Becker, auf dem Foto außerdem: Der Dekan der Juristischen Fakultät, Prof. Teichmann (links). Foto: Wolfram Merger

Prof. Bien und Dr. Becker, wie sind Sie auf diese grandiose Idee gekommen, wie ging alles los?

Bien: Da ich selbst ein leidenschaftlicher Amateurmusiker bin, habe ich schon länger einmal über ein Konzert unter Beteiligung möglichst vieler Angehöriger unserer Fakultät nachgedacht. Nach dem ersten Lockdown im Jahr 2020 hat der Freistaat das Programm „restart – willkommen zurück“ aufgelegt. Ziel war es, das Miteinander an den Universitäten zu fördern und Anlässe zu schaffen, sich wieder in Präsenz in den Räumlichkeiten der Universität zu begegnen. Ich habe Herrn Becker von meiner Idee erzählt und er war sogleich Feuer und Flamme. Unseren ersten Anlauf haben wir daher schon im Advent 2020 unternommen. Schon damals wollten viele Studierende dabei sein. Nachdem die Inzidenzen im Herbst wieder gestiegen waren, mussten wir das Projekt des gemeinsamen Singens im Chor leider wieder absagen. Am Ende gab es – unter Einhaltung strenger hygienischer Vorgaben – immerhin noch eine nicht öffentliche Generalprobe im Toscanasaal. Für die kleine Zahl beteiligter Instrumentalisten war auch das ein besonderes Erlebnis in einer ansonsten eher einsamen und kulturarmen Zeit. Seither hat das Konzert weitere dreimal, jeweils öffentlich, bei freiem Eintritt und in der Neubaukirche stattgefunden.

Becker: Schon bei diesem ersten Anlauf waren wir selbst überrascht und begeistert, wie viele musikalische Talente in unserer Fakultät schlummern. Als wir das Konzert dann 2021 zum ersten Mal in der Neubaukirche veranstalten durften, waren wir überwältigt von der Resonanz. Beim ersten Mal kann man sich ja nie sicher sein, ob man am Ende nicht mit den Musikerinnen und Musikern allein in der Kirche sitzt. Das Gegenteil war der Fall: Schon bei unserem allerersten „offiziellen“ Konzert hatten wir ca. 400 Besucherinnen und Besucher. In den Folgejahren hat sich die Besucherzahl jeweils noch ein bisschen gesteigert. Dass das musikalische Interesse innerhalb der Fakultät offenbar so groß ist, freut uns natürlich sehr.
 

Welche Instrumente spielen Sie und wo liegen Ihre musikalischen Vorlieben?

Bien: Als Kind und Jugendlicher wurde ich sehr klassisch am Klavier und als nebenamtlicher C-Kirchenmusiker, u. a. mit Unterricht im Orgelspiel und in der Chorleitung ausgebildet. Das prägt meine musikalischen Vorlieben bis heute. Wenn ich Zeit finde, spiele ich am liebsten romantische Klaviermusik. Im Tandem mit Herrn Becker bin ich traditionell für den ersten Teil des Programms zuständig, mit Werken von Bach bis Debussy. Meine Kinder sind musikalisch breiter aufgestellt als ich. Sie helfen unter der professionellen Anleitung von Herrn Becker auch immer in der Band aus.  

Becker: Ich habe ebenfalls mit klassischem Klavierunterricht angefangen. Mit ca. 14 hatte ich dann eine leicht rebellische Phase, in der mir das strenge Üben u. a. von Bachs Inventionen (welche ich mittlerweile wieder sehr schätze) ein wenig auf die Nerven ging. Mein Vater hat dann einen Jazz-Lehrer aufgetan und der Jazz hat mich ganz in seinen Bann gezogen. Ich habe mich dann während des Studiums über freundschaftliche Kontakte zu Studierenden der Würzburger Musikhochschule entsprechend weiterbilden können. Ende November habe ich mit meinem Jazzoktett ein erstes Album veröffentlicht. Bei Interesse kann man es auf Spotify sowie sämtlichen anderen Musikstreaming-Plattformen finden (Björn Becker Oktett – BBO: https://open.spotify.com/album/3nZVSvSO9R4tBAtMPGXhC3?si=9DCYyzogTFO9F4D0Ytj4GQ)

 

Bezogen auf das Miteinander in Ihrer Fakultät, welchen emotionalen Effekt spüren Sie bei und nach Ihrer Veranstaltung? Was sind die Rückmeldungen und was passiert mit Ihrer eigenen Stimmung/Ihrer Emotion?

Becker: Eins der ursprünglichen Ziele mit dem Weihnachtskonzert war es, einen Beitrag zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls innerhalb unserer – ja sehr großen und deshalb manchmal fast ein bisschen anonym wirkenden – Fakultät zu leisten. Und das scheint zu funktionieren. Man spürt deutlich die verbindende Wirkung des gemeinsamen Musizierens. Studenten aus dem ersten Semester singen im Chor neben Examenskandidatinnen, Doktoranden musizieren gemeinsam mit der Betreuerin ihrer Doktorarbeit. Alle ziehen an einem Strang, arbeiten – ohne den in unserem Studiengang manchmal zu spürenden Leistungsdruck – aus reiner Freude an der Musik auf ein gemeinsames Ziel hin, teilen gemeinsame musikalische Erfahrungen und Empfindungen. Ich habe den Eindruck, dass das auch aufs Publikum abfärbt. Mein persönlicher Höhepunkt der Konzerte ist jedes Mal das Weihnachtslied, das wir ganz am Ende gemeinsam mit dem gesamten Publikum singen und das ich am Klavier begleiten darf – in diesem Jahr „Macht hoch die Tür“. Wenn ich dabei den Blick in die schöne Neubaukirche schweifen lasse, wird mir jedes Mal ganz warm ums Herz.

Bien: Schon die gemeinsamen Proben weihnachtlicher Werke mit dem Chor oder dem Streichorchester in der wunderbaren Neubaukirche sind ein Höhepunkt des Universitätsjahres. Fast noch mehr als der Einsatz der musizierenden Studenten und Kollegen rührt mich aber die Begeisterung unserer Studierenden im Publikum. Die Neubaukirche ist jedes Mal bis auf den letzten Platz und ganz überwiegend mit jungen Leuten besetzt. Kein Handy klingelt, kaum ein Hüsteln ist zu hören. Die Konzentration, ich möchte fast schon sagen: die Andacht ist größer als in jeder Vorlesung. Mir fallen wenig universitäre Veranstaltungen ein, die eine so einhellige Zustimmung erfahren wie das Weihnachtskonzert. Dass so etwas an unserer Universität möglich ist, erfüllt mich mit großer Freude und macht mich auch ein bisschen stolz.

Back