Studentische Initiative: Das Referat Queer:feminismus setzt Zeichen an der Uni Würzburg.
08/01/2024Das Referat Queer:feminismus der Uni Würzburg setzt sich seit seiner Gründung 2021 für die Rechte und Sichtbarkeit von queeren und feministischen Anliegen ein.
Mit einer engagierten Gruppe von Studierenden arbeitet das Referat Queer:feminismus ehrenamtlich daran, die Universität zu einem inklusiveren Ort zu machen. Wir haben mit den Vorständen des Referats über ihre Ziele, Erfolge und Herausforderungen gesprochen.
Könnten Sie uns etwas über das Referat Queer:feminismus und seine Hauptziele erzählen?
Das Referat Queer:Feminismus ist eines der Themenreferate der Studierendenvertretung, die Vorstände des Referats werden vom Studierendenparlament gewählt. Das Referat gehört neben der studentischen Antidiskriminierungsstelle zu den wenigen politischen Referaten und setzt sich für queere und feministische Belange, insbesondere in der Hochschule ein. Das Referat wurde im Oktober 2021 gegründet, damals stand insbesondere die Forderung nach kostenfreien Menstruationsprodukten an der Universität als oberstes hochschulpolitisches Ziel auf der Agenda, davor gab es keine studentische Gruppierung, die die Sichtbarkeit von queeren oder feministischen Themen zum Ziel hatte.
Die Mitglieder des Referats arbeiten ehrenamtlich, derzeit haben wir etwa 15 aktive Mitglieder und würden uns sehr über weiteren Zuwachs freuen.
Unsere Hauptziele haben sich seit der Forderung nach kostenlosen Menstruationsprodukten, die wir nach wie vor verfolgen, diversifiziert. Wir stehen für queere und feministische Belange und stärken durch unsere Veranstaltungen queere Sichtbarkeit an der Uni. Wir sind oftmals die erste Anlaufstelle bei queerspezifischen Fragen - auch bei Fragen zu queerspezifischen oder misogynen Diskriminierung - und beraten bzw. verweisen auf uniinterne und externe Beratungsstellen. Wir bieten Vernetzungsmöglichkeiten mit anderen uniinternen und städtischen Einrichtungen wie z.B. dem Diversitätsbüro der Uni, dem Regenbogenbüro der Stadt oder dem Ombudsrat. Wir setzen uns für die Beflaggung der Uni während des Pridemonth ein und streben einen Zugang zu All-Gender-Toiletten an der Uni an.
Welche Aktivitäten und Initiativen bietet das Referat an?
Das Referat bietet eine Reihe von wiederkehrenden und einmaligen Veranstaltungen an. In Kooperation mit dem WuF-Zentrum läuft einmal im Monat der FLINTA*-Abend, ein Vernetzungstreffen von und für FLINTA*-Personen und Allies, darüber hinaus veranstalten wir auch einmal monatlich ein Socialising von queeren Studierenden an der Uni an. Einmalige Veranstaltungen sind z.B. Buchvorstellungen und Lesungen, Vorträge wie den kürzlichen Vortrag von Woman-Life-Freedom in Kooperation mit GSiK, wir selbst nehmen Teil am queeren Leben der Stadt und repräsentieren die queere Studierendenschaft z.B. auf dem jährlichen CSD und dem queeren Weihnachtsmarkt. Wir sind auf Univeranstaltungen wie der Studierendenmesse und den "Campuslichtern", dem Universitätssommerfest, vertreten. Im Lichte des Genderverbots durch die Bayerische Staatsregierung haben Mitglieder des Referats eine Demonstration mit knapp 200 Teilnehmer*innen organisiert. Darüberhinaus ist immer ein Engagement in unseren AKs möglich, z.B. haben wir einen recht erfolgreichen Instagramauftritt mit über 1000 Followern, der gepflegt werden möchte.
Welche Erfolge konnten Sie in den letzten Jahren im Bereich queerThemen an der Universität verzeichnen?
Das Referat ist in den letzten drei Jahren zu einer bekannten und anerkannten, niedrigschwelligen Anlaufstelle für alle Fragen und Probleme im Bereich Queerness und Feminismus geworden. Das hat in dieser Form vor 2021 an der Uni gefehlt. Auf unser Konto geht die Pridebeflaggung der Universität anlässlich des Würzburger CSDs, die Einrichtung von All-Gender-Toiletten in der Alten Mensa und die Verfolgung der Thematik insb. bei Unineubauten. Wir sorgen für mehr Sichtbarkeit und für Awareness für queere und feministische Themen durch unsere Veranstaltungen.
Was sind die größten Herausforderungen, mit denen das Referat konfrontiert ist, und wie gehen Sie damit um?
Wie alle queer-feministischen Vereinigungen haben wir mit dem gesellschaftlichen, queerfeindlichen Klima zu kämpfen, das ist aber auch gleichzeitig unser Hauptmotivator, uns für queer-feministische Belange einzusetzen. Als Teil der Studierendenvertretung haben wir den Vorteil, in die Universitätsstruktur eingebunden zu sein, in manchen Punkten würden wir uns doch über etwas mehr Autonomie freuen.
Wir pflegen enge und gute Kontakte zu universitätseigenen Gruppierungen wie dem Diversitätsbüro, GSiK und der Antidiskriminierungsstelle der Studierendenvertretung, sowie zu außeruniversitären Gruppierungen wie dem Ombudsrat und dem Regenbogenbüro der Stadt.
Was motiviert Sie persönlich, sich in diesem Bereich zu engagieren?
Uns gemein ist der Kampf für die Rechte von queeren Menschen, insbesondere FLINTA*-Personen. Von Alltagsdiskriminierung oder Diskrminierung durch das Gesetz fühlen wir uns selbst betroffen. Dies schafft ein Gemeinschaftsgefühl, das uns dazu motiviert, für uns und für die queere Studierendenschaft einen "Safe Space" anbieten zu wollen.
Wie können Alumni und aktuelle Studierende das Referat und seine Initiativen unterstützen?
Alumni, die nach ihrer Studienzeit an der Uni verblieben sind, können sich aus nicht-studentischer Perspektive für die Themen des Referats einsetzen. Allgemein ist es immer geboten, ich gegen Diskriminierung einzusetzen und Probleme zu bennen, sei das nun innerhalb der Universität oder außerhalb. Unsere Veranstaltungen sind generell auch für Alumni frei zugänglich, wir würden uns freuen, auch Alumni begrüßen zu dürfen.
Vielen Dank an das Referat Queer:feminismus, dass ihr euch die Zeit genommen habt, unsere Fragen zu beantworten.
web: www.uni-wuerzburg.de/stuv/referat-ak/queerfeminismus/
Instagram: @ref_queerfeminismus_wue
von Katja Latz-Voinich